■ Mit Lateinamerikas Exporten auf du und du: Bittersüße Früchte
Washington (IPS) – Im Hochland von Sacatapequez nahe Guatemala-Stadt baut die Farmer-Kooperative „Cuatro Pinos“ seit nunmehr 15 Jahren Broccoli, Blumenkohl und Erbsen für den Export nach Nordamerika an. Nachdem die Genossenschaft in den ersten acht Jahren stetig steigende Umsätze verzeichnen konnte, wird sie seit 1988 von großen internationalen Konkurrenten immer mehr vom Markt verdrängt. „Die mächtigen Produzenten jonglieren nach Belieben mit den Preisen und machen uns damit nach und nach kaputt“, beschweren sich die Bauern.
Dies ist nur eines der Beispiele, die das Weltinstitut für Ressourcen (WRI) in seinem Buch „Bittersüße Ernten für globale Supermärkte“ über die Tendenzen in der Exportwirtschaft Lateinamerikas aufzeigt. Immer mehr haben in den vergangenen Jahren Newcomer wie Artischocken und Zucchini die traditionellen Produkte Bananen, Kakao, Kaffee und Zucker in den Schatten gestellt.
Früher hatten Anbau und Vermarktung fest in den Händen von US-Multis und wohlhabenden lateinamerikanischen Großgrundbesitzern gelegen. Mitte dieses Jahrhunderts kontrollierte das US-Unternehmen United Fruit bereits die gesamte Bananenproduktion in Guatemala, während 14 Familien in El Salvador den Kaffeehandel in ihren Land abwickelten. Seitdem aber mit Unterstützung der Weltbank und der US-Entwicklungsbehörde USAID der Anbau alternativer Kulturen vorangetrieben worden sei, hätten auch Kleinbauern endlich eine Chance erhalten, erklärte die Hauptverantwortliche für den WRI-Bericht, Lori Ann Thrupp.
Der Wert dieser Ausfuhren sei zwischen 1985 und 1992 um 48 Prozent in Südamerika mit Ausnahme Brasiliens und um 17,2 Prozent in Zentralamerika nach oben geklettert. Aber Konzerne wie Dole, United Brands und Standard Fruit besitzen nun einmal die Kühlschiffe, die für den Überseetransport von Obst unentbehrlich seien, merkte Peter Rossett von der kalifornischen Gruppe Food First an. Kleine Produzenten müßten für diese Dienstleistung derart hohe Preise zahlen, daß sie damit unweigerlich vom Markt katapultiert würden.
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