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Bisheriger Tatverdacht ausgeräumt

■ Bundesanwaltschaft mußte Haftbefehl gegen Sigrid Sternebeck aufheben / Doch jetzt neue Vorwürfe

Karlsruhe (dpa/ap/taz) - Die Bundesanwaltschaft mußte ihre bisher erhobenen Vorwürfe gegen die inhaftierte Sigrid Sternebeck fallenlassen. Nunmehr jedoch legt ihr die Behörde die Beteiligung an anderen, früheren Taten zur Last. Der bisherige Verdacht, Sigrid Sternebeck sei an der Ermordung des US-Soldaten Edward Pimental und am Sprengstoffanschlag auf die US-Airbase in Frankfurt im August 1985 beteiligt gewesen, habe sich nach einer Gegenüberstellung mit Zeugen nicht bestätigt, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft am Freitag. Seine Behörde habe daher den Antrag beim Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs gestellt, den Haftbefehl insoweit aufzuheben. Mit einer Entscheidung war noch am Freitag zu rechnen.

Andererseits habe der Ermittlungsrichter den Haftbefehl gegen Sigrid Sternebeck erweitert. Ihr wird vorgeworfen, an der Entführung und Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer im September 1977 und am mißglückten Attentat auf den damaligen amerikanischen Nato -Oberbefehlshaber General Alexander Haig im Juni 1979 in der Nähe der belgischen Stadt Mons beteiligt gewesen zu sein.

Unterdessen forderte der Verteidiger des ehemaligen RAF -Mitgliedes, der Hamburger Rechtsanwalt Reinhard Berkau, die Freilassung seiner Mandantin. Die ursprünglichen Vorwürfe gegen sie hätten sich nach der Gegenüberstellung erledigt, sie seien eindeutig unzutreffend. Auch an den ihr jetzt vorgeworfenen Attentaten auf Schleyer und Haig habe sie sich nicht beteiligt. „Sie wird zu unrecht festgehalten.“

Unterdessen warnte der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Gerhard Boeden, vor neuen Terroranschlägen der RAF in den nächsten Wochen. Boeden sagte am Freitag in einem 'ap'-Gespräch, dies ergebe sich aus konkreten Hinweisen, die den Verfassungsschutzbehörden vorlägen. Er wollte jedoch keine weiteren Einzelheiten nennen. Boeden erklärte, das Ziel der RAF sei es, mit den neuen Anschlägen eine Zusammenlegung ihrer bereits inhaftierten Gesinnungsgenossen zu erreichen.

asw

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