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Birmingham Sunday

■ Rassendiskriminierung im Golfsport der USA Ein Profiturnier in Alabama bringt es an den Tag

PRESS-SCHLAG

On Birmingham Sunday the blood ran like wine“, sang Joan Baez dereinst in einem Song von Richard Farina, der von einem Ereignis im Jahre 1963 handelte. Damals waren vier schwarze Schulmädchen auf dem Weg zur Sonntagsschule von einer von Rassenfanatikern gelegten Bombe getötet worden. Birmingham, Alabama, galt in den sechziger Jahren als ein Symbol der Rassendiskriminierung und war gleichzeitig ein Brennpunkt der Bürgerrechtsbewegung. Es ist kein Zufall, daß die Stadt heute wieder im Zentrum eines Rassenkonfliktes steht, der die Gemüter in den USA erhitzt.

Es geht um Golf, genauer um die PGA Championships, eines der bedeutendsten Turniere der Welt, das an diesem Wochenende im Shoal Creek Country Club von Birmingham ausgetragen wird - einem Club, in dem Schwarze von der Mitgliedschaft ausgeschlossen sind. Hall W. Thompson, der Präsident des Clubs, gab dies vor einigen Wochen auch freimütig zu. „So etwas wäre in Birmingham unmöglich. Das macht man nicht.“ Auf weitere Diskussionen wollte er sich nicht einlassen: „Der Country Club gehört uns und wir lassen die Leute zu, die uns passen.“

Als Thompsons Äußerungen bekannt wurden, ging ein Aufschrei der Entrüstung durch das Land. Firmen wie Honda, IBM, Anheuser-Busch und Toyota zogen ihre Sponsorschaft zurück, die Fernsehanstalt ABC sprach von einem Verlust von zwei Millionen Dollar. Der Club-Präsident blieb jedoch hart. Thompson entschuldigte sich zwar für seine Worte, weigerte sich aber strikt, sie zurückzunehmen.

In einer besonderen Zwickmühle befand sich Richard Arrinton, der schwarze Bürgermeister der Stadt, der einerseits gegen Rassendiskriminierung kämpfen will, anderseits das Ansehen der Stadt zu verteidigen hat. Seinen Bemühungen und den Protesten zahlreicher Bürgerrechtsorganisationen war es wohl schließlich zuzuschreiben, daß der Country Club rechtzeitig vor Turnierbeginn doch noch das Unmögliche tat und erstmals in seiner Geschichte einen schwarzen Geschäftsmann als Ehrenmitglied aufnahm.

Doch Birmingham ist nach den Worten des Bürgerrechtlers Benjamin Hooks ohnehin nur „die Spitze eines Eisbergs“, eine Tatsache, die auch den Golf-Funktionären der PGA nicht verborgen geblieben ist. Sie kündigten an, die Kurse für ihre Turniere künftig nicht nur nach Beschaffenheit und Vermarktungsfähigkeit auszuwählen, sondern auch danach, ob eine Diskriminierung von Minderheiten stattfinde.

Eine Linie, die die Veranstalter der nächsten Turniere sofort zu spüren bekamen. So mußte der Club von Castle Pines in Castle Rock, Colorado, rechtfertigen, warum er kein einziges schwarzes Mitglied habe. Antwort: Es habe nie einen schwarzen Bewerber gegeben. Nur einmal habe jemand nachgefragt, dann aber aus finanziellen Gründen von der Sache Abstand genommen - der Mitgliedsbeitrag des Clubs beträgt 65.000 Dollar. Auch im Tuckaway Club, wo die „Greater Milwaukee Open“ stattfinden, gibt es keinen schwarzen Spieler, Turnierpräsident Kress machte jedoch geltend, daß es mal ein schwarzes Mitglied gegeben habe: im Jahre 1979.

Genervt zeigten sich die Golfprofis von der anhaltenden Kontroverse. „Ich spiele Golf und mache keine Politik“, sagte Titelverteidiger Payne Stewart, „überall in der Welt gibt es Diskriminierungen. Über kein anderes Thema haben die Spieler mehr Witze gemacht.“ Greg Norman kommentierte knapp: „Es ist erledigt“, und Jack Nicklaus meinte: „Wir haben genug darüber geredet.“ Nicklaus kritisierte jedoch gleichzeitig seinen Kollegen Stewart: „Das ist kein Thema, über das man Witze macht.“

Matti

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