Biometrische Datenerfassung im Zoo: Auch Besucher werden fotografiert
Der Zoo will mit Gesichtserkennung den Einlass von Besitzern von Jahreskarten beschleunigen. Berlins Datenschützerin prüft das nun.
Dafür werden laut Zoosprecher Maximilian Jäger am Löwentor-Eingang spezielle Kameras installiert: Sie sollen beim erstmaligen Besuch der Inhaber*in einer Jahreskarte bestimmte Gesichtsmerkmale registrieren und der entsprechenden Karte zuordnen. Bei folgenden Besuchen soll das System die Daten dann automatisch abgleichen.
Die Nutzung ist zwar freiwillig, das Projekt wurde allerdings bisher kaum öffentlich bekannt gemacht. Nur eine englischsprachige Seite auf der Webseite des Zoos informiert darüber. Auch Berlins Datenschutzbeauftragte war über die Planungen nicht informiert, erklärt ihr Sprecher auf taz-Anfrage. Deswegen wurde nun eine Prüfung des Vorhabens eingeleitet und dem Zoo ein „ausführlicher Fragenkatalog“ übersandt.
Der Zoo arbeitet nach eigener Aussage bereits seit über einem Jahr an der Modernisierung seines Einlasssystems. Ziel sei, „viele unserer alltäglichen Abläufe zu digitalisieren und dadurch letztlich zu vereinfachen“, erklärte Zoo-Sprecher Jäger auf Anfrage. Eine Veränderung in diesem Zuge: Am Eingang Löwentor soll eine neue Drehkreuzanlage „samt speziellem Einlasssystem für Jahreskarteninhaber*innen“ aufgebaut werden.
Bisher musste einzeln und von Hand kontrolliert werden, ob die auf den Jahrestickets aufgedruckten Fotos mit den Besucher*innen übereinstimmten. Mit dem neuen System soll nun auch an sehr gut besuchten Tagen ein „schnellstmöglicher Einlass“ sichergestellt werden. Die Technik der Paderborner Firma HKS Systeme werde auch von anderen deutschen Zoos eingesetzt; das Unternehmen habe „umfangreiche Expertise“ unter anderem im Umgang mit der Datenschutz-Grundverordnung DGSVO. Die Einführung des neuen System erfolge „selbstverständlich in enger Abstimmung mit der Datenschutzbeauftragten“ des Zoos.
„Nutzung ist freiwillig“
Dennoch müssen Inhaber*innen von Jahreskarten ihre biometrischen Daten nicht erfassen lassen. „Die Nutzung ist natürlich freiwillig“, betont der Zoo-Sprecher; es handle sich um ein „Serviceangebot“, über das die Inhaber*innen „in diesen Tagen postalisch“ informiert würden. Wer es nicht nutzen möchte, könne weiterhin die Jahreskarte an einem Schalter vorzeigen. Am Zoo-Eingang Elefantentor sei dies sogar weiterhin notwendig: Auch dort sei zwar eine Umbau geplant; wann das passiere, sei jedoch „derzeit nicht absehbar“.
Vielleicht kommt es auch gar nicht dazu. Denn der Sprecher von Berlins Datenschutzbeauftragter Maja Smoltczyk weist darauf hin, dass die automatisierte Erkennung biometrischer Daten „nur in Ausnahmefällen möglich ist“.
Es stelle sich grundsätzlich die Frage, „ob diese hier wirklich erforderlich ist und nicht ein milderes Mittel zur Verfügung steht“. Für die Verarbeitung biometrischer Daten zur eindeutigen Identifizierung einer Person gelten laut der DGSVO strenge Auflagen; eigentlich ist sie untersagt.
Der Zeitpunkt für die Einführung eines datenschutzrechtlich so sensiblen Systems ist zudem wenig glücklich: Erst Anfang März war bekannt geworden, dass Daten von Besucher*innen des Zoos, darunter Namen und E-Mail-Adressen, geklaut worden waren.
Sie hatten online Eintrittskarten erworben, deren Vertrieb der Zoo bisher über das niederländische Unternehmen Ticketcounter abwickelt. Diese Firma wurde Opfer eines Hackerangriffs. Insgesamt handelt es sich um Daten von 200.000 Personen. Sie seien inzwischen alle informiert worden, so der Zoo-Sprecher. Mit dem neuen Ticketsystem sollen künftig „jegliche Verkaufsvorgänge“ vom Zoo selbst durchgeführt werden können.
Der Berliner Zoo gehört zu den meistbesuchten Zoos Deutschlands. Im vergangenen Jahr ist die Besucherzahl allerdings wegen der Coronapandemie von rund 3,7 Millionen im Jahr 2019 auf rund 2,3 Millionen Besucher gesunken. Der Zoo hat wegen der Millionenverluste durch den Besuchermangel zuletzt zwölf Mitarbeitern gekündigt, die im Kassendienst und bei der Ticketkontrolle arbeiteten.
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