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Biologin über die Genkartoffel Amflora"Ich würde reinbeißen"

Susanne Benner von BASF Plant Science über die Genkartoffel Amflora, den schwierigen europäischen Markt und den Beitrag der Gentechnik zur Bewältigung der Ernährungskrise.

Rein äußerlich unterscheidet sich Amflora nicht von normalen Kartoffeln. Bild: dpa

taz: Frau Benner, würden Sie in eine Kartoffel beißen, die ein Gen mit einer Antibiotikaresistenz enthält?

Susanne Benner: Ja klar.

Warum?

Weil diese Kartoffel genauso sicher ist wie jede andere Kartoffel.

Trotzdem will die Mehrheit der Verbraucher eine solche Kartoffel nicht auf ihrem Teller haben. Wie erklären Sie sich dieses Misstrauen?

Ich denke, das Thema Gentechnik ist schwierig zu vermitteln. Daher sagt die überwiegende Mehrheit: Man weiß ja nie. Aber je konkreter das Beispiel wird und je konkreter auch der Nutzen klar wird, desto eher verändert sich das Verhalten der Verbraucher oder auch die Akzeptanz der Landwirte.

Die Ablehnung liegt also an mangelnder Information?

Ich denke, es ist eine Mischung. Zum einen die generellen Skepsis der Menschen und zum anderen das Aufeinandertreffen von Lebensmitteln und Technik. Gerade in Europa haben wir ein sehr romantisiertes Bild von Lebensmitteln und Landwirtschaft.

Steht es zur Debatte, den deutschen oder europäischen Markt aufzugeben?

Es hat natürlich langfristig keinen Sinn, in Europa für Produkte zu forschen, die anderswo angebaut werden. Das heißt, wenn wir unsere Forschung hier langfristig weiterbetreiben wollen, geht das nur, wenn die Produkte hier angebaut werden können. Wenn das nicht der Fall ist, wird man sich langfristig überlegen, die Forschung zu verlagern.

Wie würde man bei einer Verunreinigung reagieren?

Wenn eine so geprüfte Pflanze irgendwo anders auftauchen würde - und das ist natürlich nicht auszuschließen -, dann ist die Sicherheit trotzdem gewährleistet. Einen Schaden für die Gesundheit wird es nicht geben. Die Frage ist nur: Wie geht es ökonomisch weiter? Müssen wir in Zukunft die Lieferung dann wieder nach Argentinen zurückschicken? Oder einigen wir uns auf Schwellenwerte?

Wie wird sich die Ernährungskrise auf die Gentechnik auswirken?

Es wird wieder offen über Gentechnik gesprochen. Der Rohstoff Pflanze wird in Zukunft immer wichtiger werden. Deshalb erwarten wir, damit Geld verdienen zu können. Die Gentechnik kann garantiert nicht das Welternährungsproblem lösen, sie kann aber einen wichtigen Beitrag dazu leisten. So arbeiten wir an Pflanzen, die besser vor Trockenheit geschützt sind und die auch höhere Erträge liefern.

Und an Raps mit Omega-3-Fettsäuren.

Ja, das sind eigentlich Öle, die in Fisch vorkommen. Das ist auch ein Produkt, das über den europäischen Markt hinaus interessant ist. Da rechnen wir mit der Markteinführung um das Jahr 2015

Braucht die Welt so etwas?

Ich denke schon, weil man von einer gesundheitsfördernden Wirkung ausgeht und es schon heute sehr stark verwendet wird, zum Beispiel in Margarine.

Also gentechnisch veränderte Pflanzen statt Fisch?

Die Fischbestände sind limitiert, Fischöl hat einen merkwürdigen Geschmack. Daher sehen wir hier ein großes Potenzial. Wir werden sicher nicht die Fische der Welt retten, aber es ist eine Alternative.

INTERVIEW: SVENJA BERGT

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4 Kommentare

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  • AD
    Alexa Dohlm

    Die Deutschen sind ein seltsam ängstliches Volk.

     

    "Was der Bauer nicht kennt das frisst er nicht."

    Und da der deutsche "Bauer", Otto Normalverbraucher, nichts weiß, naturwissenscaftlich dumm ist, also nichts kennt, hat er Angst und frisst es nicht!

     

    Es sei denn der deutsche "Bauer" kennt etwas aus der Werbung, dann frisst er jeden technisch produzierten Schnell-Frass mit Freude, kauft alles mit Überzeugung, wenn Vitamine drauf steht, isst in der Dummheit mit Überzeugung ungesunde "Light"produkte, macht jede gefährliche "Diät" dreimal mit und nimmt 4x zu.

     

    Und die Gutmenschinnen (auch von der taz) verbreiten kein Wissen, ("sie hätten es denn!") sondern sind groß im Warnen und Angst haben.

     

    Dass sog. Biofrüchte brutalst mit Schwermetall behandelt werden müssen ,dass hoher "biologischer" Gifteinsatz nötig ist usw. wird ignoriert.

     

    An erster Stelle steht die Panikaffinität.

    Manchmal hölfe naturwissenschftliches Wissen.

    Aber Wissen macht alles kompliziert, und die Welt nicht mehr so einfach.

     

    Jedoch Angst macht krank!

     

    "Es ist nicht auszuschließen", dass taz-LeserINNEN nach 50 Jahre an schweren Depressionsschüben leiden!

     

    Gruß

    Alexa

  • AB
    Alex Bermann

    Ein Verbot der Forschung würde dazu führen, dass sich die Konzerne keine Scheibe an unserer Landwirtschaft abschneiden können. Faktisch würde die Gentechnik die Landwirte nämlich von den Saatherstellern abhängig machen.

    Die daraus resultierende Marktkonzentration würde die Lebensmittelpreise erhöhen und das Angebot mindern. So holen wir uns den Hunger ins Land.

     

    Was den Welthunger angeht bringt Gentechnik keine Besserung. Der Welthunger ist eine Folge soziologischer, politischer und ökonomischer Missstände- wir produzieren bereits genug Lebensmittel, um den Hunger zu bekämpfen.

     

    Ganz davon abgesehen haben wir immer noch ein ökologisches System, das unabhängig von ökonomischen Faktoren funktionieren muss. Wenn wir unsere Umwelt terrorisieren (und das gezielte Ausrotten von "Schädlingen" ist Tyrannei) schaufeln wir letztendlich an unserem eigenem Grab.

     

    Dass die Forschung ins Ausland verlagert wird ist wegen den Arbeitsplatzverlusten bedauerlich, doch können wir auch nicht Mord legalisieren, um Arbeitsplätze im Bestattungswesen zu schaffen.

  • HD
    Henriette Dütsch

    Wenn Frau Benner von BASF Plant Science in die Genkartoffel Amflora nur reinbeissen würde, warum macht sie dann nicht einen Selbstversuch über 1 Jahr und beißt rein? Das wäre doch nur rechtens zum testen wie sich die Gen-Kartoffel auf den Menschen auswirkt. An Mäusen und Ratten und anderem Getier het man doch schon getestet und bis Heute die negativen Ergebnisse bzgl. Darmerkrankunen und anderen offiziell verschwiegen. Ich möchte keine Gen-Kartoffeln. Die Natur braucht sie auch nicht. Denn wenn sie in die Natur passen würde brauchte man für "Gen-verunreinigte" Pflanzen nicht Spritzmittel die normalerweise streng verboten würden. Wem nutzen diese Pflanzen!??? Die Frage aller Fragen!

  • JS
    J. Schlegel

    "Wie würde man bei einer Verunreinigung reagieren?"

     

    "...Müssen wir in Zukunft die Lieferung dann wieder nach Argentinen zurückschicken? Oder einigen wir uns auf Schwellenwerte?"

     

    Ich will keine "Schwellenwerte" in meinem Essen. Schicken sie es zurück. Oder wird dann evtl. dort auch nicht mehr geforscht, da nicht nur der Anbau wichtig, sondern auch der finanzielle Erfolg entscheidend ist. Und würde ein Verbot von gentechnisch verändertem Saatgut nicht einfach bedeuten, dass nun einmal die großen Konzerne an der Globalisierung scheitern? Wenn der Anbau überall Verboten wird - und Gründe gibt es genug - bleibt auch die Forschung aus.