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Biographie sorgt für AufregungIndien will keinen schwulen Gandhi

Homosexualität steht in Indien erst seit Kurzem nicht mehr unter Strafe. Eine neue Biografie, die auch über das Sexleben des Mahatma Gandhi berichten soll, empört dennoch.

Bei Gandhi hört der Spaß auf. Bild: dpa

DELHI taz | Bei Gandhi hört der Spaß auf. Nachdem ein Buch über den Mahatma neue Spekulationen über seine sexuellen Vorlieben nährt, überlegen die indischen Behörden, ihrer Meinung nach ehrenrührige Äußerungen über den Nationalhelden unter Strafe zu stellen. "Mahatma Gandhi wird von Millionen verehrt, nicht nur in Indien, sondern in der gesamten Welt", sagt Justizminister Moodbidri Veerappa Moily. Indien könne es daher nicht zulassen, dass historische Persönlichkeiten wie Gandhi in den Dreck gezogen würden.

Stein des Anstoßes ist das Buch des Pulitzerpreisträgers Joseph Lelyveld. "Great Soul: Mahatma Gandhi and His Struggle With India". Der amerikanische Autor streitet jedoch ab, Gandhi in seinem Werk als schwul dargestellt zu haben. Zwar steht Homosexualität im puritanischen Indien seit Kurzem nicht mehr unter Strafe, doch die Vorurteile bestehen weiter. Auch wenn sexuelle Beziehungen zwischen Männern auf dem Subkontinent weit verbreitet sind, gibt dies kaum jemand offen zu.

Der Bundesstaat Gujarat hat das Buch bereits am Mittwoch verbieten lassen. Gujarats Ministerpräsident, Narendra Modi, bezeichnete das Buch als "pervers und beleidigend für die Ikone des gewaltlosen Widerstands". Manches ist noch sehr bigott in der großen indischen Nation.

Lelyveld selbst sagte, das Verbot seines Buchs sei "eine Schande". Der renommierte Journalist wendet ein, er habe nur aus den öffentlich zugänglichen Briefen Gandhis an seinen Freund, den deutsch-jüdischen Architekten und Bodybuilder Herman Kallenbach, zitiert. "Wie vollständig Du Besitz über meinen Körper ergriffen hast", schreibt da Gandhi 1909 an Kallenbach. "Die Maiskolben, die Baumwolle und die Vaseline sind eine ständige Erinnerung." Beide Männer hatten sich den Briefen zufolge versprochen, "keine Frau lüstern anzuschauen".

Kontroversen über Gandhi gibt es regelmäßig in Indien. Nach heftigen Protesten musste die Schreibutensilienfirma Mont Blanc, die zu Ehren des Mahatmas einen goldene Füllfederhalter zum Preis von etwa 18.000 Euro auf den Markt gebracht hatte, das Luxusprodukt zurückziehen. Doch auch wenn Indien scharf über das Heiligenimage von Gandhi wacht, ein Gesetz gegen die Verleumdung der nationale Ikone dürfte - darüber hinaus, dass es alles andere als wünschenswert wäre - in der Praxis auch kaum umsetzbar sein. "Der Mahatma wäre der Erste, der gegen ein solches Verbot protestieren würde", schrieb die Zeitung The Hindu.

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12 Kommentare

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  • K
    Kalumba

    @ von Onkel Detlef:

    Und trotzdem (oder gerade dann) darf doch wohl darüber berichtet werden...

  • AT
    Agnes Tandler

    Hallo Toby,

     

    im Brief schreibt Gandhi von "cotton balls" (Baumwolle), nun dürfte sich vielleicht ein Bild ergeben?

  • D
    didi

    @Onkel Detlef... Profundes Wissen, dass ich trotz meiner 56 Jahre bestätigen kann.

     

    @Sieglinde... Na, das Herr Westerwelle schwul ist, ist sicher ganz okay in der FDP. Dass er die Lebenspartnerschaft trotz der Position in der Regierung nicht weiter entwickeln konnte und sich Schäuble, Geis und Kauder geschlagen geben musste, dass ist schon ziemlcih schrecklich.

     

    @Alle... Dass der Ministerpräsident von Gurajat ein gewisser Narendra Modi als unverheirateter 60-jähriger einen schwulen Lebenswandel führen soll, finde ich dann wieder typisch: Homophobes Verhalten als Ausdruck eigener Sexulatät.

     

    Es gibt noch viel zu tun...

  • C
    Claus

    Nur so nebenbei: was in aller Welt hat Narendra Modi mit der "Ikone des gewaltlosen Widerstands" am Hut? Der Mann verkörpert so ziemlich das genaue Gegenteil - und steht zudem noch in der politischen Tradition der Mörder Gandhis.

  • N
    N0WAKI

    @Onkel Detlef: Darf ich dein Kommentar jetzt Ironisch nehmen? Deutschland; tolerant gegenüber Homosexualität? Wirklich? Wenn du darunter verstehst das Jugendliche "schwul" als Schimpfwort benutzen, über jede gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen lachen und als "eklig" bezeichnen, und die wenigen schwulen; lesbischen; & bisexuellen jugendlichen mit sehr hoher wahrscheinlichkeit beim coming out ihren ach so tollen "freundeskreis" verlieren, dann hast du recht! Gut, es gibt einiges Organisationen die versuchen den Menschen Homosexualität näher zu bringen, jedoch, als schwuler oder lesbischer Mensch in diesem Land zu leben ist trotzdem schwer. Zu einer Zensur des Buches würde es nicht kommen, aber das ist alles. Erwachsene wissen teilweise ja vielleicht mit anderen "Sexuellen Orientierungen" umzugehen, aber die ältere Generation überwiegend nicht und bei den Jugendlichen heutzutage herrscht auch wieder ein Rückschritt.

  • KF
    Klaus F.

    und die behauptung, dass jemand schwul sei, ist eine "verleumdung", weil....?

     

    kann ja sein, dass diese behauptung falsch ist, aber "ehrenrührig" ist sie jedenfalls nicht!

  • T
    Toby

    o.k. Maiskolben und Vaseline. Da bekomme ich ein Bild zu. Aber Baumwolle?

    Hätte ich Ben Kingsley gar nicht zugetraut!

    Nein.

    Stimmt nicht.

    Eigentlich trau ich dem noch viel mehr zu. Dem ollen Hallodri!

  • S
    Steffi

    Wow, ist das krass!

    Dass es in öffentlich zugänglichen Briefen steht, ist ok, solange niemand daraus zitiert.

     

    Krank!

  • S
    Siglinde

    Nicht einmal die Liberalen wollen noch einen Schwesterwelle.

  • H
    harry

    das war aber auch sehr ungeschickt von der Firma Mont Blanc außgerechnet ein so phallisches Objekt wie einen Füllfederhalter nach Mahatma Gandhi zu benennen.......

  • OD
    Onkel Detlef

    Wie gut, daß dies bei uns in Deutschland nicht so sein könnte. Wir sind ja so tolerant und wer würde sich empören, wenn jemand behaupten würde, Johannes Rau wäre jahrelang durch die Wuppertaler Schwulen-Saunen getingelt ?

    Niemand natürlich, weil gleichgeschlechtliche Lebensweisen bei uns ja selbstverständlich sind.

    Alles klar ? Nein ? Macht nichts. Immerhin werden mich die schwulen Wuppertaler verstehen, die älter sind als 60.

  • P
    Peter

    Liebe TAZ. Ich mag euch ja echt gerne aber was ihr so aus Indien berichtet ist leider haeufig unglaublich schlecht recherchiert. 5 Minuten google und da kommt mehr raus. Zb das: "Union Law minister Veerappa Moily has ruled out Centre imposing a ban on the controversial book on Mahatma Gandhi"

     

    http://www.thehindu.com/news/national/article1598579.ece

     

    Gandhi wird seit mehreren Jahrzenten kontrovers diskutiert, auch seine Sexualitaet. Ich hab Lelyvelds Buch nicht gelesen aber er waere nicht der erste der Gandhi kritisiert. Ich finde es schade dass Meldungen ueber Indien selbst bei Euch einen solche populistischen Beigeschmack haben. Wenn ihr die Story bringen wollt, warum nicht mit etwas mehr Hintergrund?