: Billige Windenergie?
■ Studie bewertet Windenergie auch in der BRD positiv
Ist Strom aus Windrädern in der Bundesrepublik schon heute billiger als konventioneller Atom- und Kohlestrom? Das legt eine von der EG-Kommission finanzierte neue Studie nahe, die der Karlsruher Systemforscher Olav Hohmeier anläßlich des 6.Internationalen Sonnenforums vorstellte. Danach hat die Windenergie unter Berücksichtigung der bei der konventionellen Stromerzeugung in Kohle- und Atomkraftwerken anfallenden sogenannten „sozialen Kosten“ aus gesamtwirtschaftlicher Sicht schon zwischen 1984 und 1987 die Wirtschaftlichkeit erreicht. Durch eine „deutliche Fehlsteuerung“, meinte Hohmeier am Donnerstag, „haben wir bislang die Einführung der Windenergie verhindert“.
Die in dem konservativen Karlsruher Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung erarbeitete Studie versucht erstmals, die sozialen Folgekosten der konventionellen Elektrizitätserzeugung aus Kohle und Atomenergie im Vergleich zur Stromerzeugung aus Wind und Sonne quantitativ zu erfassen. Bei der Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen ergeben sich die sozialen Kosten, die auf den Strompreis aufgeschlagen werden müssen, vor allem aus den verursachten Umweltschäden und einem sogenannten „Ausbeutungszuschlag“, der mit knapper werdenden Ressourcen immer größer wird. Im Falle der Atomenergie hat der Wissenschaftler nur die schweren Unfälle als Umweltschäden veranschlagt. Die Schäden durch den Normalbetrieb aller AKWs, der WAA Wackersdorf und des gesamten Brennstoffkreislaufs bleiben bei der Berechnung der sozialen Kosten unberücksichtigt. Neben den Umweltschäden und dem „Ausbeutungszuschlag“ schlagen im Fall der Atomenergie auch noch die hohen Forschungs- und Entwicklungskosten zu Buche. Dabei bleiben die Kosten für den Brüter in Kalkar und den Hochtemperaturreaktor in Hamm unberücksichtigt, weil beide Technologien noch nicht eingeführt sind.
Unter denselben Bedingungen könnte die photovoltaische Stromerzeugung nach den Worten des Karlsruher Forschers zwischen den Jahren 2005 und 2009 gegenüber der konventionellen Stromerzeugung wirtschaftlich werden.
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