piwik no script img

Billige Polemik statt fachlicher Überlegungen -betr.: "Mehr Berufsschulen für weniger Schüler", taz vom 24.3.94

Betr.: „Mehr Berufsschulen für weniger Schüler“, taz vom 24.3.94

Unzureichende Recherche führt zu Fehlern, manchmal auch zu gravierenden. 1990 gab es kein neues Schulgesetz, dem Schulzentrum Vegesack, berufliche Schulen werden 150 Auszubildende des Bereichs Konstruktionsmechanik/Fachrichtung Metall (ehemals Stahlbauschlosser) zugedichtet, um deren „Verschiebung“ es gehe. Faktisch handelt es sich um ca. 50 SchülerInnen im 4. Ausbildungsjahr, so luschig geht man mit Zahlen allenfalls um, wenn persönliche Süppchen gekocht werden sollen. Aber die falschen Zahlen haben ebenso einen sensationsfördernden Anteil wie der gesamte Tenor des Artikels, der schließlich auch populistisch mit Gehaltsgruppenargumenten endet.

Um die SchülerInnen geht es hier überhaupt nicht, sonst hätte zumindest erwähnt werden müssen, daß die Berufsschule Reiherstraße sich insbesondere benachteiligten SchülerInnen widmet. Da macht es Sinn, daß eine Schule, die Berufsvorbereitungsschwerpunkte setzt, sich darum bemüht, in einem Ausbildungsbereich zu unterrichten, der traditionell auch benachteiligten SchülerInnen eine Chance in der Berufsausbildung bietet. Denn es ist einfacher, die SchülerInnen in qualifizierte Ausbildungen zu vermitteln, wenn eine solche an der Schule besteht und somit der Kontakt zwischen Schulen und Betrieben bereits vorhanden ist.

Andererseits gibt es sowohl ein berchtigtes fachliches Interesse der Berufsschule in Vegesack (Zusammengehörigkeit der Bereiche Stahlbau/Schiffbau=Konstruktionsmechanik) wie auch ein Standortinteresse dieser Schule. Hier gibt es ein schwer lösbares Dilemma, daß Herr Asendorpf nicht lösen wird, indem er mich nur zur Hälfte zitiert und mir dazu Formulierungen unterschiebt, die ich nicht verwendet habe („Konkurrenzkampf“). Dennoch, die Hälfte ist sachlich korrekt, die andere, oben angeführte, fehlt. Was also nur bleibt als Inhalt dieses Artikels ist billige Polemik, statt fachlicher und pädagogischer Überlegungen, und daran will ich nicht beteiligt sein. Helene Peniuk, Vorsitzende der Fachgruppe hauswirtschaftlicher und gewerblich-technischer beruflicher Schulen der GEW Bremen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen