Billig mit der Bahn: Mit dem Österreich-Ticket nach Mannheim

Rund zehn private Agenturen helfen, gute und vor allem billige Tickets für Bahnkunden zu finden. Das nutzt nicht nur Menschen, die sich schwer tun, das beste Angebot am Automaten oder im Internet zu finden.

Wer jetzt noch keinen Fahrschein hat, zahlt eher drauf als dass er spart Bild: dpa

Bahnfahren soll Spaß machen und muss nicht teuer sein. Davon ist Frank Tyzak überzeugt. Der studierte Kartograf hat seit sechs Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht und betreibt mit Ina Bretschneider zusammen die private Bahnagentur "Die Bahnfüchse" in Köpenick.

Eine einfache Fahrt ins tschechische Riesengebirge beispielsweise kostet bei ihm nur 26,90 Euro. Im Internetangebot der Deutschen Bahn wird die Fahrt für fast den doppelten Preis angezeigt, falls man den tschechischen Ort überhaupt findet. Tyzaks Kniff: Das reguläre Ticket wird nur bis Spremberg in Brandenburg gelöst. Von dort geht es für 10 Euro mit der Euro-Neiße-Tageskarte weiter.

Auch eine Fahrt nach Mannheim gibt es bei den Bahnfüchsen in der Regel für 40 Euro, selbst einen Tag vor Fahrtantritt. Am Bahnschalter wären 119 Euro für den Normaltarif fällig. Sparangebote der Bahn, die es häufig nur im Internet oder am Automaten gibt, findet man für etwa 69 Euro. Tyzaks Trick: Es wird ein Fahrtziel in Österreich gelöst. Dass die Reise bereits eher in Mannheim endet, stört nicht.

Die billigen Preise sind den Bahnfüchsen und rund zehn anderen privaten Agenturen in Berlin möglich, weil sie regionale Sondertarife kennen, geschultes Personal haben und neben den Tickets der Deutschen Bahn auch die von Konkurrenzunternehmen wie Interconnex oder von Bahnen aus Nachbarländern im Angebot haben.

"Die Bahn geht immer mehr vom personenbedienten Service zum Verkauf im Internet und am Automaten über", sagt Peter Koller, Inhaber der Bahnagentur Schöneberg. "Viele Kunden wollen aber von Menschen bedient werden und finden sich im Tarifdschungel selbst nicht zurecht." Der Köpenicker Frank Tyzak ergänzt: "Unsere Firmenphilosophie besteht nicht darin, mit einem einzigen Ticket viel Umsatz zu machen, sondern Stammkunden zu gewinnen. Wir wollen so viele Leute wie möglich dazu bringen, öfter Zug zu fahren." Die beiden Männer bedauern, dass sich in den Köpfen von Autofahrern hartnäckig das Gerücht halte, Bahnfahren sei teuer. "Die Bahn tut zu wenig, um das aus den Köpfen herauszubekommen."

Auch Florian Müller vom Berliner Fahrgastverband lobt die privaten Agenturen. "Sie sind eine gute Möglichkeit, knifflige Fahrauskünfte oder Verbindungen zu erhalten, die sich aus dem Computer der Bahn dem Laien nicht erschließen." Die offiziellen Reisezentren würden sich zum Beispiel schwer tun, Tickets für ausländische Bahnunternehmen zu verkaufen, sagt Müller. "Und den Interconnex haben sie gar nicht im Angebot."

In Köpenick will eine ältere Dame eine Fahrkarte nach Leverkusen und zurück kaufen. "Ich komme nicht damit klar, meine Tickets im Internet oder am Automaten zu lösen", sagt sie. Frank Tyzak sucht ihr ein Sonderangebot heraus, das um 15 Euro preiswerter ist als das, was man bei eigener Recherche unter bahn.de findet. Der Nachteil: Die Frau ist 20 Minuten länger unterwegs. Das nimmt die Kundin gern in Kauf. Und noch einen Kniff nutzt Tycak: Die Frau möchte auf dem Rückweg bis Schöneweide fahren, der Zug endet aber am Ostbahnhof. Das Rückticket wird somit bis Königs Wusterhausen ausgestellt. So kann sie ohne Aufpreis mit der S-Bahn bis Schöneweide fahren.

Anders als im Bahnreisezentrum sind private Agenturen bescheiden eingerichtet. Das Büro der Bahnfüchse ähnelt eher einem Abstellraum. "Die wenigen Provisionen, die wir bekommen, reichen für die Gehälter unserer Mitarbeiter, leider aber nicht für einen Innenarchitekten", bedauert Frank Tyzak.

Etwa jeder fünfte Kunde der Bahnfüchse stammt aus der russischen Community. Die wollen im Urlaub in einen der GUS-Staaten fahren. Die Bahnfüchse haben deshalb russischsprachiges Personal. Preiswerter als ein Flug ist die Bahnfahrt in den Osten zwar nur noch selten, "aber das Bahnfahren dorthin ist ein besonderes Erlebnis und schon ein Teil des Urlaubs", sagt Mitinhaberin Ina Bretschneider. "Die Kunden steigen in Lichtenberg ein und sind drei Tage lang in einer anderen Welt mit ganz eigenen sozialen Beziehungen."

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