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Billig-Bauland Airport

■ Flughafen-Gewerbegebiet wird günstig an Dienstleister verkauft / Bund Naturschutz spricht von „Horrorvision“

„Was treibt uns dazu?“ fragte einer der fünf Bremer Bauherren, J.J. Linnemann, diese Woche beim Richtfest des neuen Airport Center Bremen. Linnemann deutete an: „Die einmalige Lage.“ Die Stadt hat das Center-Gelände per Erbbaurecht auf 99 Jahre verpachtet. „Wieviel uns das jetzt kostet, weiß ich gar nicht“, so der Sprecher der Bauherrengemeinschaft.

Das Airport Center selbst jedenfalls ist ein 70-Millionen-Projekt aus Klinker, Granit und Glas. Es entsteht ein achtstöckiger Bau mit Turm, Ost- und Westflügel. Bis Anfang '97 sollen dort 108 Hotelzimmer und drei Suiten, rund 13.000 qm Bürofläche, ein Konferenzzentrum, Läden, ein Restaurant und eine Tiefgarage fertig sein.

Und die Investoren werden nicht müde, die Attraktivität des Standortes zu loben: verkehrsgünstige Lage, Straßenbahnanbindung, Stadtnähe und „Internationalität“. Das Airport Parkhaus ist schon da, die Fly-Line – eine Marketingzentrale der British Airways –, Moonlight-Shopping geht auch schon. Es gibt jedoch noch ein anderes Investoren-Zugpferd in Richtung Flughafen: die Bremer Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG). Die WFG verwaltet zehn Hektar des 19 Hektar großen Geländes. Wer auf diesen 1zehn Hektar baut, kann bis zu 28 Prozent Förderung bekommen. Man verkauft die Grundstücke im Moment für 130 Mark pro Quadratmeter. „Das ist ein Förderpreis der Stadt Bremen“, bestätigt Harald Matys, der Leiter der WFG.

Einzige Bedingung für die Ansiedlung: Es darf nicht aus dem Schornstein rauchen. Dienstleistung ist gefragt. Da hat etwa die Zentralgenossenschaft des Dachdeckerhandwerks (Zedach) zugegriffen und hat es nun auch langsam eilig, in die Nähe des Flughafens umzuziehen. Das Förderprogramm der WFG ist bislang nur bis Ende '96 gesichert, bis dahin will die Zedach auch mit dem Bauen begonnen haben. „Wir wollen in Bremen bleiben und uns hier zentralisieren“, sagt ihr Sprecher Henning Höpken. Man habe außerdem immer wieder die Genossenschaften aus dem In- und Ausland zu Gast, „da schätzen wir doch die direkte Anbindung.“

„Wer nicht mehr raus will, der muß es auch nicht“, sagen die stolzen Bauherren des neuen Airport Centers. Denn ein überdachter Glasgang wird den Hotel- und Bürokomplex mit dem Flughafengebäude verbinden. Und man wird unter Glas an der dazwischenliegenden Straßenbahnhaltestelle aus- und einsteigen können. Im Oktober '95 erst hatte die BSAG den Wirtschaftsförderungsausschüssen23,87 Millionen Mark abgetrotzt, um die Linie 5 um 100 Meter direkt vors Terminal zu verlegen.

Das hindert nun die Flughafen-GmbH respektive die Stadt Bremen nicht daran, das Airport-Parkhaus auf 2.550 Plätze aufzustocken. Vom „positiven Service“ redete Bauherr Linnemann beim Richtfest. Er meinte damit, man wolle ein 4-Sterne-Hotel zum 2-Sterne-Preis anbieten (das Einzelzimmer für 145 Mark). Die Flughafen GmbH rechnet dazu auch den Terminal-Ausbau (Kostenrahmen 90 Millionen Mark). Ihre Flughafen-Vision ist zunächst noch der Baukran, im Jahre 2.000 dann rund zwei Millionen Passagiere. 1995 waren es 1,5 Millionen.

Passagierzuwachs, einen Ausbau im Charterbereich und in der Luftfracht, die neue Rollbahn Ost – der Bund Naturschutz bezeichnet diese sogenannten „positiven Signale“ am Bremer Flughafen als „Horrorvision“. sip

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