Bill Gates auf der Klimakonferenz: Weltrettung wird präsentiert von ...
Der Klimagipfel ist in den Händen eines Glaubenssatzes: Grünes Wachstum wird uns retten. Die Prediger sind die Milliardäre dieser Welt.
„Breakthrough Energy Coalition“ nennt sich die Initiative, die Gates am Montag zusammen mit US-Präsident Barack Obama auf dem Klimagipfel vorgestellt hat. Die Botschaft: Der Klimawandel wird jetzt auf amerikanische Art gelöst: Problem analysieren, Ärmel hochkrempeln, wer nicht mit uns ist, ist gegen uns, ein Big Business daraus machen, fertig. Der Klimagipfel markiert insofern eine Zäsur, wenn auch eine, die sich seit Jahren ankündigt: Ein veritabler Teil der Weltwirtschaft blockiert Klimaschutz nicht mehr, sondern will daran verdienen.
Die Initiative ist längst nicht die einzige dieser Art. Selbst Großkonzerne aus dem Energiesektor wie Shell oder Eon haben bereits Aufrufe zur Reduktion von Treibhausgasen gestartet.
Gates’ Analyse ist einfach: Die Welt muss bis 2050 80 Prozent Treibhausgase reduzieren, so das wissenschaftlich fundierte Ziel. Das alles bei steigender Bevölkerung und Milliarden Menschen, die aus der Armut befreit werden wollen. Eigentlich weiß niemand, wie das unter ein Hut zu bringen ist. Laut Gates braucht es ein „Energiewunder“.
Sonnenstrom „kommt Nachts nicht“
Woher das kommen soll? Technologisch setzt Gates unter anderem auf Kernfusion, steckte bereits Geld in Start-ups zur Entwicklung von Mini-Atomkraftwerken. Er findet Wind- und Solarenergie zwar nützlich, aber Sonnenstrom „kommt Nachts nicht“, wie er in einem Interview mit The Atlantic kürzlich sagte.

Der Erde droht der Hitzekollaps. Deshalb wollen die Staatschefs der Welt Anfang Dezember in Paris einen globalen Klimaschutz-Vertrag vereinbaren. Die taz berichtete vom 28. November bis zum 14. Dezember 2015 täglich auf vier Seiten in der Zeitung und hier auf taz.de.
Stattdessen müsste die Privatwirtschaft, also er und die anderen Manager, mit öffentlichen Forschungsgeldern unterstützt werden. Gates spricht von einer nötigen Verdopplung der öffentlichen Förderung.
Dass Obama die Initiative unterstützt, ist nicht verwunderlich. Der US-Präsident schmiedet seit Langem eine Art progressive Allianz aus kalifornischer Hightechbranche und demokratischer Partei – ein „Green New Deal“ ist sein Slogan, um den American Way of Life mit einer nötigen Ökologisierung der Wirtschaft zu versöhnen.
Bereits vor einigen Wochen sagte der Philosoph Peter Sloterdijk in einem taz-Gespräch: „Aus der Perspektive altlinker Animositäten erscheint es natürlich wie ein Pakt mit dem Teufel, wenn man den Urheber eines Übels in die Rolle des Retters einsetzt.“ Er könnte es heute, in Anbetracht der neuen Gates-Initiative, glatt noch einmal wiederholen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links