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■ Bildungsreformen passen im Grunde nie jemandemZukunft bewältigen

Erziehungsreform, Schulreform, Universitätsreform – allenthalben steht eine Neudefinition der Menschenformung an. Wie immer, wenn Krisen, besonders Wirschaftskrisen, allzu lange anhalten, sollen veränderte Bildungsvorstellungen den jungen Menschen neue Wege in die Zukunft weisen, auch wenn niemand mehr sagen kann, ob es überhaupt noch eine Zukunft gibt.

Auch in Italien ist es wieder mal soweit. Hier soll nun eine Kommission, angeführt von der Allzweckwaffe Umberto Eco (“Der Name der Rose“) definieren, was der Nachwuchs der Nation oder der Nachwuchs Europas oder gar der Welt künftig an Grundwerten anzunehmen hat, welche Lernstoffe gemeinhin zu empfehlen, welche zu meiden sind und natürlich, wie ein derart geformter Mensch die Zukunft bewältigt. Der derzeitige Minister für öffentliche Bildung, Luigi Berlinguer, sucht sich auf diese Weise wohl der eher unerquicklichen Aufgabe zu entledigen, den Bürgern Dinge zu vermitteln, die am Ende gar keinen Sinn haben, aber dennoch vermittelt werden müssen, eben weil die Bürger darauf warten, daß man ihnen sagt, wo's langgeht.

Berlinguer hatte seit seinem Amtsantritt 1996 schon einige Male versucht, hier und da Reformen anzudenken. Manches davon hat er auch verkündet – sehr zum Schrecken der Bürger und, natürlich, der Lehrer, die Veränderungen schon gar nicht mögen. Mal entdeckte er das Latein als alt-neuen Grundlagenstoff, den man am besten schon in der Elementarschule büffeln sollte. Dann wiederum wollte er das Fach am liebsten sogar auf dem humanistischen Gymnasium abschaffen – zugunsten einer allgemein-historischen Disziplin. Das rief einen ebensolchen Sturm hervor wie vorher seine Lateinpläne. Dann wiederum verordnete er allen Schulen, der Person des italienischen KP- Gründers Antonio Gramsci zu gedenken: als eines Mannes, der Vorbildcharakter hat und den auch faschistische Kerker das Rückgrat nicht zu brechen vermochten. Sogar konservative und neofaschistische Lehrer sprachen immer gut und ausführlich über den Mann. Nur: seit sie das tun müssen, gibt es Stunk, und zahlreiche Lehrer weigern sich jetzt, es weiter zu tun.

Nun haben Bildungsziele immer den Nachteil, daß sie, sobald sie genau ausformuliert werden, niemandem mehr passen, selbst wenn sie vorher Konsens waren. Im Grunde war es doch zum Beispiel mit unserer 68er-Reform schon vorbei, als wir uns an Stelle der von uns zum Teufel gejagten alten Professoren an die Ausarbeitung dessen machten, was wir nach dem „Muff von tausend Jahren“ erreichen wollten. Alberto Zainan

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