: Bildungsrat: Stagnation in Ostberliner Schulen
Berlin. In die Ostberliner Schulen ist nach Ansicht des Bildungsrates Desorientierung und Resignation eingezogen. Ab August seien alle notwendigen Entscheidungen storniert worden. Jetzt stünden Politik und Verwaltung vor »immensen Aufgaben«, sagten Vertreter des Bildungsrates gestern. Zu den größten Problemen zählt Peter Hübner von der FU die »außerordentlich prekäre Finanzsituation« und die Schulraumnot im Ostteil. Ulf Preuß-Lausitz (TU) meinte, es sei noch nicht klar, welche Schulform sich durchsetzen werde. Während der Rat aus acht Bildungsexperten — je vier aus der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR — empfiehlt, nur Gymnasien und Gesamtschulen einzurichten, hat sich der neue Schulsenator Klemann (CDU) für das viergliedrige Schulsystem einschließlich Haupt- und Realschulen ausgesprochen.
Der Rat plädiert dafür, das Wissen der Ostberliner Kollegen bei der Schulreform zu nutzen. Leider, so Preuß-Lausitz, sei im Augenblick eher zu beobachten, daß der Wunsch nach Mitarbeit »eliminiert und abgewickelt« werde. Nach einer Phase der Aktivität sei in die Ostschulen Lethargie eingezogen. Es sei fragwürdig, die Rahmenpläne des Westens diskussionslos auf den Osten zu übertragen. Der Bildungsrat war von Senatorin Volkholz initiiert worden, um Vorschläge zum Zusammenführen der Schulsysteme zu machen. Zwischen Juni und Dezember 1990 legte er Empfehlungen zu den Bereichen Grundschule/Primarstufe, Sekundarstufe/POS (Polytechnische Oberstufe), Lehrerbildung und -fortbildung vor. Das Gremium beendet mit dem politischen Wechsel formell seine Arbeit. Ob der neue Schulsenator Klemann den Bildungsrat fortsetzen wolle, müsse er selbst entscheiden, hieß es. dpa
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