: Bildungspolitische Notizen
Zum ersten Mal erhält eine bundesdeutsche Schule den Namen eines kommunistischen Widerstandskämpfers. Die Gesamtschule Altona in Hamburg setzte jetzt beim Schulsenator Joist Grolle (SPD) durch, ihre Schule ab sofort „Bruno–Tesch– Gesamtschule“ nennen zu dürfen. Der Hamburger Arbeiter Tesch wurde 1933 in einem aufsehenerregenden Schauprozeß von einem nationalsozialistischen Sondergericht zum Tode verurteilt und später hingerichtet. (taz) Schulboykott in Frankfurt: die Eltern in den Frankfurter Stadtteilen Seckbach, Fechenheim und Goldstein schicken ihre Kinder weiterhin nicht zur Schule. Die CDU–Mehrheitsfraktion im Magistrat der Stadt weigert sich nämlich, die von Asbestrückständen betroffenen Schulen sofort zu sanieren. Die CDU möchte lieber bis zu den Sommerferien mit den fälligen Überholungsarbeiten warten. Derzeit lassen die Eltern ihre Kinder in zum Teil selbstvermittelten Ausweichquartieren unterrichten. (taz) Gegen die Vorverlegung der Abiturprüfungen auf Anfang Februar hat sich die bayerische SPD–Landtagsfraktion ausgesprochen. Das sieht das Kultusministerium in München vor, wenn ab 1989 die Wehrdienstzeit für wehrpflichtige Abiturienten auf 18 Monate verlängert wird. Nach Ansicht der SPD werde der Leistungsdruck durch diese Maßnahme in der Abiturphase entschieden verstärkt. (taz) Der neue Bonner Bildungsminister Jürgen Möllemann (FDP) will bis Mai einen Lösungsvorschlag für das „Mittelstandsloch“ beim Studenten–Bafög vorlegen. Damit soll jenen Studenten geholfen werden, deren Eltern ein so hohes Einkommen haben, daß ihre Kinder knapp über der Fördergrenze liegen. Ohne Einzelheiten zu nennnen, sprach Möllemann von einem neuen Darlehensmodell, das im Moment noch mit den Finanzministern erörtert werde. (dpa) Auf keinen neuen Vorstand konnten sich die „Vereinigten Deutschen Studentenschaften“(VDS) am Dienstag einigen. Jungsozialisten und grün–alternative „Basisgruppen“ verließen vor der Wahl den Saal. Sie warfen dem „Marxistischen Studentenbund Spartacus“(MSB) und dem „Sozialistischen Hochschulbund“(SHB) vor, weiter im Vorstand dominieren zu wollen.(dpa) Über die Hintergründe der Schülerproteste berichtet der Sonderdruck Paris–Madrid–Hannover der Redaktion „demokratische Erziehung“, zu beziehen über den Pahl–Rugenstein–Verlag. (taz) Ein neues Studienmodell hat der bayerische Wissenschaftminister Wolfgang Wild (CSU) vorgeschlagen. Dabei soll auf ein vier Jahre dauerndes „breitgefächertes“ Studium mit Abschluß Diplom oder Magister eine „Spezialisierungsphase“ folgen, in der im beschränktem Umfang auch eine berufliche Tätigkeit vorgesehen ist. Gemeinhin forderte er die Geisteswissenschaften auf, sich stärker als bisher mit dem naturwissenschaftlich– technischen Denken zu „vernetzen“. (taz) Termin: Die „Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung“ der Grünen ruft zu ihrem nächsten Treffen am 23./24. Mai auf. Treffpunkt: Gesamtschule Bonn–Beuel. Thema: „Gesamtschule - Schule für alle?“
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