: Bildungspolitische Notizen
Bayerns Kultusminister Hans Zehetmaier erinnerte seine Beamten am vergangenen Wochenende wieder einmal an ihre Treuepflicht. Im Zusammenhang mit dem Volkszählungsboykott forderte er: „Wer den Staat nicht aktiv vertritt, soll gehen“. Lehrern und Beamten, die boykottieren wollten, machte er deutlich, wie überflüssig sie eigentlich seien. Täglich gingen bei ihm 100 Bewerbungen von Lehrern aus anderen Bundesländern ein, die ihn in die Lage versetzten, jede Stelle „zehnfach“ besetzen zu können. (taz) An der „Gesamthochschule Kassel“ erteilte der Uni–Präsident Neumann dem AStA Raumverbot für Veranstaltungen zur Volkszählung. Dies, obwohl das Kasseler Verwaltungsgericht in einem Urteil am 23.März festgestellt hatte, daß es sich hierbei um eine Informationsveranstaltung im Sinne des Hessischen Hochschulgesetzes handele. (taz) Türkische Schülerinnen und Schüler werden durch den Einsatz sogenannter Intelligenztests regelrecht dumm geprüft. Zu diesem Ergebnis kommt die Kölner Psychologin Lale Gözlü. Die Intelligenztests würden von deutschen Mittelschichtsangehörigen konstruiert und setzten eine entsprechende Mittelstandsbildung voraus. Ein türkisches Unterschichtskind aber wird die Frage, wer den „Faust“ geschrieben hat, genausowenig beantworten können wie die Frage „Warum feiern wir das Osterfest?“. Schließlich wird die Religiosität der türkischen Kinder nicht vom Christentum, sondern vom Islam geprägt. Den Verantwortlichen, die diese Tests bei türkischen Schülern einsetzen, ist die Problematik durchaus bewußt. Doch es bleibt dabei. Denn immerhin helfen die Tests bei einem anderen Problem: bei sinkenden Schülerzahlen droht die Schließung von Sonderschulen. Die Intelligenztests mit den türkischen Schülern erfüllen aber automatisch den Zweck, genügend Nachwuchs für Sonderschulen zu rekrutieren. (taz) Literaturwissenschaftler der Universität Bayreuth haben ein Institut für Weltliteraturstudien gegründet. In dem Institut sollen gegenwärtige „übergreifende Zusammenhänge der weltliterarischen Prozesse“ untersucht und dargestellt werden. (taz) Die Arbeitsgemeinschaft der Junglehrer (abj) im Bayerischen Lehrer– und Lehrerinnen–Verband protestiert gegen die Neufassung der Prüfungsordnung für Lehramtsanwärter. Die vom Kultusministerium vorgelegten Neuregelungen zielten darauf ab, das „Duckmäusertum“ unter dem Lehrernachwuchs zu fördern und die Pädagogen zu „politischen Eunuchen“ zu machen, erklärte abj–Vorsitzender Gerhard Bless. Besonders kritisiert Bless die vorgesehene stärkere Gewichtung der sogenannten Beurteilungsnote, die künftig gleichberechtigt neben dem Ergebnis von Klausuren und Unterrichtsprüfungen stehen soll. (taz) Studenten, die Spitzenkarrieren in der Wirtschaft ansteuern, benötigen heute neben einem guten Studienabschluß und „selbstv sei ein Zweitstudium oder eine als „interessanter denn je“ eingestufte Promotion. Die beste Garantie sei jedoch der „Master of Business Administration“ (IMBA), der in den USA nach einem zweijährigen Studium erworben werden kann. Der hochleistungsmotivierte Jungakademiker, der sich so die Garantie eines hochdotierten Arbeitsplatzes erkaufen will, muß dafür jedoch erst einmal 80.000 DM aufbringen. (dpa) Gute Nachrichten für deutsche Studenten und Wissenschaftler: Der Deutsche Bundestag hat die Haushaltssperre für studentische Austauschprogramme und den Wissenschaftleraustausch aufgehoben. Den Studentenaustauschprogrammen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der Fulbright–Kommission und der Carl– Duisberg–Gesellschaft (CDG) stehen somit 32 Millionen Mark statt der ursprünglich vorgesehenen 30,8 Millionen Mark zur Verfügung. Die Mittel für den Wissenschaftleraustausch wurden um 400.000 Mark auf 6,5 Millionen erhöht. (taz) Termine:Vom 8. bis 10. Mai findet in Würzburg das Bundestreffen der Freien Alternativschulen statt. Anmeldung: N. Scholz, Weetgasse 11, 8713 Gnodstadt. Zum Schluß: Zur Vorbereitung einer Broschüre mit Unterrichtshilfen zum Thema AIDS sammelt die Arbeitsgruppe Oberkircher Lehrmittel (AOL) erprobte Materialien aller Art: Stundenentwürfe, Unterlagen für den Unterricht und Projektideen. Kontakt: AOL, Itzehoer Weg 3, 2 HH 20
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