Bildung: Abruptes Ende

Der Senat will 20 Schulsozialarbeiterstellen streichen. Dabei geht es bewährten Projekten an den Kragen.

Nicht für jedes Kind die optimale Lernsituation. Bild: DPA

Die Ellen-Key-Schule macht eigentlich alles richtig. Ganz im Sinne der Schulreform ist ihre Schülerschaft so vielfältig gemischt wie Berlin, und die Schule bietet allen passende Angebote: Abitur nach 12 oder 13 Schuljahren oder Fachhochschulreife und natürlich alle anderen Schulabschlüsse. Theater und Literatur als Wahlfächer für die musisch Interessierten, für praktisch begabte SchülerInnen die werkpädagogische Klasse (WPK).

Die bietet jenen eine Chance, die im theoretischen Unterricht etwa Mathe nur mühsam verstehen. Übernehmen sie in der WPK Verantwortung für das Frühstück in der Schulkantine, fällt beim Kalkulieren von Ein- und Verkaufspreisen auch das Rechnen leichter. „Das Modell bieten wir ab der 9. Jahrgangsstufe für Schülerinnen und Schüler an, bei denen wir sehen, dass sie im normalen Unterricht keinen Abschluss schaffen werden“, sagt Schulleiter Jörg-Michael Rietz: „Manchen fällt das Lernen leichter, wenn es von der Hand in den Kopf geht.“ Und die WPK hält die an der Schule, die sonst leicht aus Frust gar nicht mehr hingingen.

Doch ausgerechnet das Erfolgsprojekt der Friedrichshainer Oberschule ist bedroht. Die Senatsverwaltung für Bildung will zum Jahresende 20 von insgesamt 255 Sozialarbeiterstellen streichen, die bislang über das Landesprogramm „Jugendsozialarbeit an Schulen“ finanziert werden. Wegen Tariferhöhungen reichen die vorgesehenen Mittel dann nicht mehr für alle Stellen. Dazu soll nach taz-Informationen auch die Sozialarbeiterin gehören, die an der Ellen-Key-Schule seit Jahren die werkpädagogische Klasse betreut.

Sie hält nicht nur Kontakt zwischen Schule und Eltern der WPK-SchülerInnen, sondern organisiert auch die Zusammenarbeit mit den fünf Grundschulen, mit denen die Oberschule kooperiert. Denn es sind die WPK-SchülerInnen, die die Kleineren bei deren Besuchen an der Oberschule betreuen und mit ihnen Projekte durchführen: „Wir qualifizieren sie zu Anleitern“, sagt Schulleiter Rietz: Ein Empowerment, das den WPK-SchülerInnen zeigt, dass sie nicht auf dem Abstellgleis stehen.

„Dreh- und Angelpunkt“ dieses besonderen Angebots sei die Sozialarbeiterin, sagt Rietz: „Ohne sie hat das keinen Bestand.“ Kommentieren möchte der Schulleiter die Streichungspläne der Senatsverwaltung nicht.

Das tut aber Karl Antony, der als Leiter der werkpädagogischen Angebote des Pestalozzi-Fröbel-Hauses auch mit der Ellen-Key-Schule zusammenarbeitet, mit deutlichen Worten – die er ausdrücklich auf alle von den Streichungen betroffenen Schulen bezieht: Er finde das Vorgehen der Senatsverwaltung „rücksichtslos und mitten im Schuljahr absolut unverantwortlich“, so der Werkpädagoge. Wichtige Beiträge zur Inklusion an Schulen würden „abrupt zerstört, ohne dass es den Versuch der Verständigung gibt“. Auch der Landeselternausschuss, der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Grünen haben bereits gegen die Streichungen protestiert.

Die Bildungsverwaltung will zu der Angelegenheit direkt nichts sagen. Es gebe noch „bedarfsbezogen konkrete Abstimmungen in den Bezirken zwischen Schulaufsicht, Jugendämtern und Schulen“.

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