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Bilanz des „Bündnisses für Mehrweg“Plastik ist nicht immer böse

Das Bremer „Bündnis für Mehrweg“ tut sich schwer, Bilanz zu ziehen. Klar ist: Es setzt auf Freiwilligkeit, aber weitere Ideen hat es noch nicht.

Zum Glück wiederverwendbar: Badeente Foto: Peter Widmann/Imago

Bremen taz | Das Bremer Bündnis für Mehrweg setzt sich dafür ein, Einwegprodukte und Plastikmüll zu reduzieren. Erreicht werden soll dies vorrangig durch freiwilliges Engagement teilnehmender Unternehmen. „Wir müssen Plastik vermeiden, wo wir können“, sagt Martin Schulze, Leiter der Geschäftsstelle von Umwelt Unternehmen Bremen.

Hinter dem Bündnis stehen die Bremer Umweltbehörde und das dazugehörige Projekt Umwelt Unternehmen, das Nachhaltigkeitsnetzwerk Renn.nord, der BUND sowie die Handwerkskammer. Zu den bisher 21 Partner*innen zählen Konzerne, Handwerksbetriebe, Geschäfte und Vereine von Airbus bis Werder Bremen. Dem Bündnis beitreten können Unternehmen, die eine Strategie zur Vermeidung von Einwegprodukten vorweisen. Zehn Monate nach Gründung haben sich die Teilnehmenden im Rahmen einer Onlinekonferenz ausgetauscht, um auf das erste Jahr zurückzublicken.

Auf der Tagesordnung standen allerhand Projekte und Ideen rund um nachhaltigen Konsum, wie etwa die Kampagne „Essen in Mehrweg“. Damit informiert der Bremer BUND gastronomische Betriebe, die Einwegverpackungen bei Bestellungen außer Haus durch Mehrwegverpackungen ersetzen möchten. Ein Thema, das gerade während der Pandemie stark an Bedeutung gewonnen habe, sagt Schulze. Durch Schließungen und Auflagen würden viele Restaurants und Imbisse auf Bestellungen zum Mitnehmen setzen, allerdings häufig ohne umweltverträgliche Verpackungen.

Jürgen Schnier vom Verein Klimazone Bremen-Findorff referierte über das stadtteilbezogene Projekt Plastikarme Wochenmärkte. Auch akademische Initiativen wurden vorgestellt: Imke Lang, Professorin für Marine Biotechnologie an der Hochschule Bremerhaven, berichtete vom neuen Institut EcoMaterials, an dem Nachhaltigkeit, Rohstoffe und Prozesse erforscht werden. Für die Hochschule Bremen sprach Martin Wittmaier über die Aufgaben des Instituts für Energie und Kreislaufwirtschaft.

Letztlich wollen wir, dass alle in Unverpacktläden einkaufen

Martin Schulze, Umwelt Unternehmen Bremen

Guido Ketschau von der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsforschung und Stadtentwicklung klärte über die Fördermöglichkeiten „Mehrweg“ durch das Programm zur Förderung anwendungsnaher Umwelttechniken auf. Hildegard Kamp, Abteilungsleiterin für Umweltwirtschaft, Klima- und Ressourcenschutz in der Umweltbehörde, hatte zu den Inititator*innen des Bündnisses für Mehrweg gehört. In einer Pressemitteilung lobte sie die positiven Rückmeldungen und stellte die Vernetzung in den Vordergrund, die Akteure aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammenbringen solle.

Konkrete Pläne des Bündnisses für 2021 lägen allerdings noch nicht vor, sagt Schulze. Eigentlich sollte im Rahmen der Online-Konferenz ein erstes Fazit gezogen werden. Spannende Diskussionen aber hätten den zeitlichen Rahmen gesprengt und einen Abschluss verhindert. Im Februar soll es daher ein weiteres Zusammentreffen geben, damit alle Teilnehmenden Gelegenheit bekommen, ihre Ideen zum Thema Plastikvermeidung einzubringen.

„Letztlich wollen wir, dass alle in Unverpacktläden einkaufen und die Unternehmen in der Logistik auf Mehrweglösungen setzen“, sagt Schulze. Es gehe ihm jedoch nicht darum, Plastik zu verdammen. Plastik sei ein wichtiger Werkstoff und aus dem Alltag nicht wegzudenken. „Aber da es so billig ist, gehen wir achtlos damit um, und das ist ein riesiges Problem.“ Vollgemüllte Städte und Meere seien die Folge. Durch Gesetze allein sei ein nachhaltiger Konsumwandel nicht zu bewerkstelligen. Manches lasse sich nicht regeln und dort setze Freiwilligkeit an.

Die besten Lösungen entstünden Schulzes Einschätzung nach immer dann, wenn Unternehmen freiwillig Maßnahmen ergreifen. Gesetzliche Mindeststandards seien zweifellos wichtig, aber auf der anderen Seite gehe es darum, direkt Kreativität in der Wirtschaft zu erreichen.

Er betont den informellen Charakter des Bündnisses. Austausch und Vernetzung stünden im Vordergrund. Viele Firmen hätten schon konkret Maßnahmen ergriffen, um Einwegprodukte aus ihren Kantinen oder der Logistik zu verbannen. Die Frage sei nun, was die Teilnehmenden als Netzwerk gemeinsam tun können.

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