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Archiv-Artikel

Biete Bett gegen Pralinen

Schrebergarten, Wohnmobil oder Bus – die ausländischen Fußballfans übernachten überall, nur nicht im Hotel

Mariusz und Chris sind der Alptraum jeden Hoteliers, der zur WM auf steigende Übernachtungszahlen gehofft hat. Die polnischen Fußballfans sind mit einem „big truck“, einem großen Bus, zum Spiel Deutschland gegen Polen am letzten Mittwoch angereist. „Wir bleiben drei Tage und übernachten in unserem Bus“, sagen sie.

Die beiden sind nicht die Einzigen, die sich günstige Übernachtungsmöglichkeiten gesucht haben. Zwei Fans aus Trinidad und Tobago haben sich für 15 Tage in einer Bochumer Schrebergarten-Laube einquartiert, auch wenn sie dort nur kalt duschen können. Andere Fans haben Zelte in Vorgärten aufgebaut oder sind in einem Wohnwagen untergekommen, den sein Besitzer restauriert und vor seine Garage gestellt hat. „Da gibt es alles, was man sich vorstellen kann“, sagt Marc Bialojahn von der alternativen Wohnungsvermittlung „Ein Dach für Fans“.

Vera Dwors-Kempert aus Essen hat ihr Bett und ihr Arbeitszimmer für Fans aus Tschechien und Ecuador frei geräumt und übernachtet jetzt selbst auf einem improvisierten Bettenlager. „Ich hoffe, dass wir noch mehr Gäste bekommen. Fußball verbindet“, sagt sie.

Das findet auch Karin Broeckmann aus Gelsenkirchen, deren Hausgemeinschaft Fans aus Schweden, Tschechien und Polen aufgenommen hat. Eigentlich wollten sie einen symbolischen Preis von fünf Euro nehmen – „aber das haben wir uns in belgischen Pralinen und Bier auszahlen lassen“, sagt sie. Ein gutes Tauschgeschäft für beide Seiten, findet sie. Bei Ansgar Soll aus Dortmund ist eine Stadtführung in der Übernachtung inbegriffen. Drei Italiener auf Durchreise nach Karlsruhe haben bei ihm Station gemacht. „Die wollten sich schon mal die Gegebenheiten für das Achtelfinale angucken, recht professionell, die Jungs“, sagt er.

Sein Zimmer hat er über „Ein Dach für Fans“ vermitteln lassen. Aber nicht allen konnte das Projekt noch kurzfristig ein Bett verschaffen. Drei Engländer meldeten sich an einem Spieltag erst kurz vor Mitternacht an der Hotline. „Denen konnte ich ja keine Privatnummern mehr rausgeben, viel zu spät“, sagt Bialojahn.

KATHARINA HEIMEIER