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■ Press-SchlagBezopfter Messias

Spätestens, als er im UEFA- Cup-Finale die Bundesliga- Kicker von Borussia Dortmund wie drittklassige Dorffußballer aussehen ließ (nichts für ungut), war Roberto Baggio von Juventus Turin der Favorit für den „Goldenen Fußball“, den „Europas Fußballer des Jahres“ überreicht bekommt. So sahen es auch die von der FIFA befragten Nationaltrainer, die den Italiener jetzt mit 152 Stimmen zum Sieger kürten, weit vor dem Brasilianer Romario (FC Barcelona/84 Stimmen) und dem Niederländer Dennis Bergkamp (Inter Mailand/58).

Ähnlich wie Andreas Möller erlebte der 26jährige Baggio seinen internationalen Durchbruch, als er – gegen seinen Willen – für 25 Millionen Mark zu Juventus Turin gewechselt war, was die ohnehin als rabiat bekannten Fans seines alten Klubs AC Florenz zu ausgiebiger Randale veranlaßte. In Turin brauchte der sensible Techniker, der sich in seiner Freizeit gern mit buddhistischer Philosophie beschäftigt, einige Zeit, um sich einzugewöhnen, ebenso wie in der Nationalmannschaft. Dort blieb er unter Azeglio Vicini, der ihm nicht die nötigen Freiheiten gab, auch bei der WM 1990 zunächst Ersatzspieler. Erst Arrigo Sacchi machte den virtuosen Paßgeber, Torjäger und „Künstler der stehenden Bälle“ (Karlheinz Rummenigge) zur zentralen Figur des italienischen Spiels, eine Rolle, mit der er bei der WM 1994 in den USA weltweiten Ruhm zu ernten gedenkt.

Nur seine Kopfballschwäche gibt dem bezopften „Messias aus Florenz“ (La Repubblica) noch zu denken. Aber auch darüber hat Baggio, der sich gern beklagt, daß jeder mit ihm nur über Fußball reden will, seine eigene Meinung: „Meine Kollegen flanken einfach zu hoch.“ Matti

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