Bezahlmodelle für Online-Journalismus: Es gibt Alternativen

Alle ziehen Schranken hoch? Wir nicht! Es gibt bessere und sinnvollere Bezahlmodelle für Online.

Wir sind Fans von alternativen Bezahlmodellen! Screenshot: https://www.startnext.com/mehrmissy

Das Missy-Magazin startet dieser Tage in ein Crowdfunding-Projekt um ihren Online-Auftritt finanzieren zu können. Damit sind sie nicht allein. Viele Verlage sind darauf angewiesen, ihre NutzerInnen darauf hinzuweisen, dass Online-Journalismus zwar kostenlos, aber nicht umsonst sein kann. Für viele kam es bisher nicht in Frage, Bezahlmodelle einzuführen und diese ihren LeserInnen auch noch durch Schranken aufzuzwingen. Ganz besonders sollte niemand durch Auschluss sanktioniert oder durch Exklusiv-Rechte bevorteilt werden. Ein Dilemma?

Es gibt Alternativen, hier sind drei:

Paywahl: Zahl nur was du willst

Sowohl das Neue Deutschland als auch die taz setzen auf das Konzept der freiwilligen Bezahlung und erinnern ihre Online-LeserInnen – mit einem Layer vor jedem Artikel – an ihr Anliegen. Ein Infotext und verschiedene Zahloptionen sind darauf zu finden. Wer keine Schranken hochziehen will, setzt also auf Paywahl statt Paywall, denn jeder soll Online-Journalismus lesen können, auch wenn das Bezahlen dafür nicht allen möglich ist.

Für unser freiwilliges Modell taz.zahl ich zahlen bereits über 3.000 UserInnen einen regelmäßigen Beitrag, für sich und für andere. Der Vorteil: ein langfristiges Projekt mit der klaren Botschaft, dass „linker Journalismus auch im Internet nicht gratis zu haben ist”.

Crowdfunding: Push the Button

Mit einem ambitionierten Ziel starteten Krautreporter vor zwei Jahren. Ein Online-Magazin, allein von den LeserInnen finanziert, wollten sie ins Leben rufen. Dazu brauchte es 15.000 AbonnentInnen, die bereit wären, jeden Monat fünf Euro zu zahlen. Das Versprechen dafür: Keine Werbung, alle Texte kostenlos zugänglich und ein Festgehalt für die AutorInnen. Der Blog von Für-Gründer lobte die Plattform 2013 als extrem dynamisch.

Auch das Missy-Magazin hat neue Pläne mit ihrer Crowd. Seit sieben Jahren gibt es das deutschsprachige Popkulturmagazin mit feministischer Attitüde. Seit Neustem werben die MacherInnen auf dem Portal startnext.com für „Mehr Missy”. „Über das, was uns und unsere Leser_innen bewegt, wird täglich heiß diskutiert: von #GamerGate bis Genderwahn. Und deshalb wollen wir auch täglich bereit dafür sein. Mit eurer Unterstützung entwickeln wir ein nachhaltiges Finanzierungskonzept für Missy”, heißt es auf der Crowdfunding-Seite.

Zwei neue Stellen, eine neue Website, zwei Heftausgaben mehr im Jahr und eine Missy-Veranstaltungsreihe sollen durch Crowdfunding finanziert werden. Das Projekt benötigt 100 Fans, um in die Finanzierungsphase zu starten, wir finden das toll und haben gleich mal den Button geklickt (siehe Bild). P.S.: Ist auch ganz einfach!

Flattr: Gut, wenn denn morgen die Revolution losbräche

Manche Verlage haben zwar noch keine Kampagne mit einem eigenen Bezahlsystem gestartet, können aber durch das Mikro-Bezahlsystem Flattr unterstützt werden. So zum Beispiel die Jungle World oder kleinere Publikationen wie das Antifaschistische Infoblatt. Allerdings blieb die große Flattr-Revolution im journalistischen Bereich bisher aus. Es drücken verhältnismäßig wenige Menschen den Flattr-Button, weshalb es dringend noch Innovationen auf dem freiwilligen Bezahlmarkt braucht.

Bei all dem wissen wir uns auf dem richtigen Weg: Unabhängiger Online-Journalismus ohne Bezahlschranken.

STEFFI BAUMEISTER, Sitemanagerin von taz.de und koordiniert das freiwillige Bezahlmodell taz.zahl ich