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Bewegungstermine in BerlinMit Trompeten gegen Raketen

Bernd Langer berichtet über die Antifa-Geschichte, die er mitgestaltet hat. Und die Künst­le­r:in­nen von Lebenslaute werben fürs Desertieren.

Kämpfen mit Musik gegen deutsche Verhältnisse: Die Mu­si­ke­r:in­nen von Lebenslaute Foto: IMAGO / Christian Ditsch

B ernd Langer blickt auf ein antifaschistisches Leben zurück. Der 65-Jährige war entscheidend am Aufbau der bundesweiten Antifa-Strukturen in der BRD beteiligt. In den 1990ern gehörte er zur berüchtigten Autonomen Antifa (M) Göttingen. Auch gegen Langer wurde damals wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Als Künstler versucht er, zum Bruch mit Konventionen anzuregen und eine Kunst von der Bewegung für die Bewegung zu machen.

Doch Langer ist nicht nur Veteran, sondern auch Chronist der antifaschistischen Bewegung. In drei Bänden hat er die Geschichte der Antifa aufgearbeitet – vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Am 1. Oktober erscheint der dritte Band. Wer sich also tiefer mit dem antifaschistischen Kampf befassen will (aber vor dem Gewicht der 1.200 Trilogie-Seiten zurückschreckt), kann ins Alternative Jugendprojekt Horte in Strausberg fahren, wo Langer sein Buch vorstellen wird (Freitag, 8. August, Peter-Göring-Str. 25, 18 Uhr).

Ein wichtiger Aspekt des derzeitigen Comebacks der extremen Rechten sind die christlichen Fundamentalist:innen. Die treiben schon längst nicht mehr nur in hinterwäldlerischen Teilen der USA ihr Unwesen, sondern arbeiten europaweit hochprofessionell, um ihren Einfluss in den Parlamenten zu stärken. In Deutschland haben diese Kräfte zuletzt beispielsweise versucht, das Selbstbestimmungsgesetz zu sabotieren, das Abtreibungsverbot zu erhalten und die Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf als Rich­te­rin für das Bundesverfassungsgericht zu sabotieren. Eine Veranstaltung will die transnationalen Netzwerke der Fundis beleuchten – und Gegenstrategien diskutieren (Freitag, 8. August, Aquarium, Admiralstraße 1-2, 19 Uhr).

CSD in Bautzen verteidigen

Munter wird es am Samstag. Da spielt die aktivistische Künst­le­r:in­nen­grup­pe Lebenslaute wieder Konzerte, im Rahmen ihrer Aktionswoche „Mit Pauken und Trompeten gegen Grenzzäune und Raketen“. Die Mu­si­ke­r:in­nen sind bekannt dafür, klassische Musik mit zivilem Ungehorsam zu verknüpfen. Am Samstag spielt die Gruppe am 80. Jahrestags des Atombombenabwurfes in Hiroshima und Nagasaki auf einer Kundgebung am Deserteur-Denkmal in Potsdam (Platz der Einheit, 11 Uhr), abends gibt es noch ein weiteres Konzert (Potsdam, Französische Kirche, 19 Uhr).

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Abgerundet werden kann das Wochenende schließlich mit einer Verteidigung von queerer Vielfalt. Am Sonntag findet der CSD in Bautzen statt, wo im vergangenen Jahr Hunderte Neonazis eine Regenbogenflagge verbrannten und das vielfältige Leben militant einzuschüchtern versuchten. Um am CSD teilzunehmen und diesen auch zu schützen, gibt es Busanreisen aus Berlin. Tickets dafür gibt es im Späti in der Lenaustraße 5 in Neukölln und im Baiz (Schönhauser Allee 26a). Dort erfahren Interessierte auch die genauen Abfahrtszeiten.

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Timm Kühn
Redakteur
Textplaner taz Berlin. Schreibt seit 2020 für die taz über soziale Bewegungen, Arbeitskämpfe, Kapitalismus und mehr.
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