Bewaffneter Konflikt im Jemen: Damadsch unter Panzerbeschuss
Konflikte zwischen Schiiten und Sunniten bedrohen Syrien, Irak und Libanon. Jetzt bricht der alte Konflikt auch im Nordwesten des Jemen wieder auf.
SANAA/Kairo dpa | Bei Angriffen schiitischer Milizen auf die jemenitische Stadt Damadsch sollen binnen zwei Tagen 50 Menschen getötet worden sein. Am Freitag hätten die Houthi-Rebellen den Ort aus allen Richtungen mit Panzern und schweren Waffen beschossen, berichtete das jemenitische Nachrichtenportal „almasdar“ unter Berufung auf Augenzeugen.
Die Milizen hatten die Stadt bereits an den Tagen zuvor mit Granaten beschossen. Unter den Opfern sollen auch Frauen und Kinder sein.
Die Houthi-Rebellen beherrschen Teile der Provinz Saada im Nordwesten des Landes. Die Zentralregierung in Sanaa hatte in mehreren Offensiven versucht, die Rebellen zurückzudrängen. Damadsch, eine Hochburg salafistischer Sunniten, bildet eine Enklave im Houthi-Gebiet.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief die Konfliktparteien zu einem sofortigen Waffenstillstand auf, damit Verletzte dringend benötigte Hilfe bekämen. Jede Minute, die Helfer des IKRK nicht in die Stadt gelangen könnten, bedeute den „potenziellen Verlust eines Lebens“, teilte das Komitee mit.
Die Houthi-Rebellen werfen den Salafisten in Damadsch vor, sunnitische Extremisten aus dem ganzen Jemen in die Stadt zu holen, um sie gegen die Schiitenmiliz kämpfen zu lassen. Die Salafisten behaupten wiederum, ihre Stadt würde zu Unrecht belagert und beschossen. Auswärtige Salafisten kämen lediglich, weil sich in der Stadt ein großes Bildungszentrum für diese strenggläubige sunnitische Glaubensströmung befinde.
Eine Gruppe Vermittler, die der jemenitische Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi entsandt hat, hatte bislang keinen Erfolg. Jussif al-Faischi, ein führendes Mitglied der Schiiten-Miliz, warf den Salafisten vor, diese hätten eine Stationierung des Militärs in der Stadt abgelehnt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“