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Beuth-Hochschule wählt UmbenennungAntisemit als Namensgeber

Die Akademische Versammlung der Berliner Beuth-Hochschule stimmt mit großer Mehrheit für eine Umbenennung. Die Debatte lief seit zwei Jahren.

Auch Namen sind nicht in Stein gemeißelt: Vor der Beuth-Hochschule in Berlin Foto: dpa

Berlin dpa | Die Berliner Beuth Hochschule für Technik wird wegen des historisch nachgewiesenen Antisemitismus ihres Namensgebers umbenannt. Dafür stimmten am Donnerstagabend 30 von 45 anwesenden Mitgliedern der Akademischen Versammlung, wie die Hochschule mitteilte. Nach ihren Angaben votierten 14 gegen einen Antrag des Präsidenten Werner Ullmann auf Umbenennung, bei einer Enthaltung.

Der Präsident wurde beauftragt, „einen hochschulweiten Prozess zur Namensfindung einzuleiten“. Die Suche nach einem neuen Namen soll „in einem transparenten Verfahren über die Akademische Versammlung“ erfolgen.

Der Hochschule zufolge wurde mehr als zwei Jahre über ihren preußischen Namenspatron Christian Peter Beuth (1781–1853) diskutiert. Historische Quellen belegten, dass sich dieser antisemitisch geäußert und gewirkt habe. „Als wissenschaftliche Einrichtung steht unsere Hochschule in der Verantwortung, sich Antisemitismus- und Rassismustendenzen klar entgegenzustellen“, sagte Präsident Ullmann nach dem Votum am Donnerstagabend.

Gleichzeitig hob er Beuths Verdienste um die gewerbliche Entwicklung Preußens und die Ausbildung von Technikern hervor. In deren Anerkennung hatte sich die Technische Fachhochschule Berlin 2009 nach Beuth benannt. Wenn der Flughafen Tegel schließt, will die Hochschule einen Teil ihres Campus auf dem Gelände ansiedeln.

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8 Kommentare

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  • Schlage "Wolfgang-Neuss-Hochschule" vor. Der Kabarettkönig mit Berliner Kodderschnauze ist bislang im Straßenbild gänzlich ungeehrt geblieben. Nichtmal Ritschie (v. Weizsäcker) hat da was machen können...

  • ich hab mich letztes Jahr schon bei der ehemaligen Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald gefreut!

    Und es geht auch ohne Namen!

  • Vielleicht liegt auch ein Quellenirrtum vor, denn da im Artikel kein Zitat angegeben ist, fällt es schwer, den Antisemitismusvorwurf zu prüfen. Die Verdienste um Preussen werden genannt, der Antiislamismusborwurf bleibt aber oberflächlich. Eine Sarah Wagenknecht-Schule wäre für Berlin sehr schön. Falls das die Alternative ist, glaube ich den Antistalinismusvorwurf sofort, da Beuth 1853 starb und Wagenknecht im Saars lebt, ziehe ich Sarah vor. Das ihr leiblicher Vater Iraner ist, tut dem keinen Abbruch.

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @Nik...:

      Ich muß kichern.



      Frau Wagenknecht ist eine integere, intelligente Frau. Jetzt kommt das Aber.



      Zu ihren Lebzeiten schon als Namensgeberin herzuhalten. Na, ja!



      Klare Aussagen zu erbrachten auch in der Zukunft einsetzbaren Leistungen im politischen Geschehen sehe ich nicht.

  • Benennungen nach Personen sind oft unglücklich, je nachs. Kenntnisstand und Zeitgeist. Einfach wieder TFH.

  • Ich kenne die Beuth Hochschule noch als TFH.

    "Am 17. Januar 2008 beschloss die Akademische Versammlung die Umbenennung in Beuth Hochschule für Technik Berlin zum 1. April 2009."

    Da lese ich nichts davon, dass studentische Vertreter z.B. das Thema damals schon untersucht haben wollten. Die Tatsache, dass Antisemitismus in Preussen auf der Tagesordnung stand, war auch schon 2009 bekannt und hätte damit auch schon zu dieser Zeit Anlass geben können, nachzuforschen, ob der potentiellen Namensgeber "sauber" ist.

    Nun, so ändert sich der Zeitgeist - viel Erfolg bei der Suche nach einer sauberen Namensgeberin.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @CharlesD:

      Ich glaube vorher nach Gauß benannt.



      Das wäre dann die 3. Namensänderung

  • Wann jetzt wohl die Martin Luther Uni in Halle umbenannt wird...