piwik no script img

Betrugsskandal beim MDRHerzlein, du muss nicht traurig sein...

Der MDR soll schon seit zwei Jahren über die kreativen Geldbeschaffungsstrategien des suspendierten Unterhaltungschefs Udo Foht informiert gewesen sein.

Fohts Erbe: Schlagerseeligkeit und Volksmusik sind beim MDR Programm. Bild: ap

Beim MDR gerät wegen der kreativen Geldbeschaffungsstrategien des suspendierten Unterhaltungschefs Udo Foht jetzt auch der Anstalts-Apparat unter Verdacht. In ihrer aktuellen Ausgabe konfrontiert die Super Illu den Sender und MDR-Intendant Udo Reiter mit schweren Vorwürfen.

Danach sollen Fohts Darlehensforderungen an TV-Produzenten und Musik-Manager, mit denen der Herr des TV-Schlagers zusammenarbeitete, dem MDR schon vor zwei Jahren bekannt gewesen sein – und nicht erst seit diesem Sommer, wie bislang vom Sender beteuert.

Der MDR hat Foth Ende Juli 2011 wegen Betrugsverdachts suspendiert und angezeigt. Laut Super Illu hätte Intendant Reiter aber schon seit September 2009 etwas wissen müssen. Denn mit Datum vom 28.09.2009 habe sich ein ungenannter Berliner Musikmanager an den MDR-Chef gewandt und ihm "ein Einschreiben mit dem gesamten Vorgang" geschickt, Inhalt: Die Bitte des MDR-Unterhaltungschefs vom 23. Juni, mal eben 10.000 Euro leihweise vorzustrecken, "um eine Produktionsfirma für die Neuentwicklung einer Sendung zu bezahlen".

Foth habe erläutert, er komme nicht anders an das Geld, weil "die MDR-Buchhaltung Rechnungen nur bis zum 21. eines Monats bezahle", die Produktionsfirma ohne die Knete aber nicht weiterarbeiten könne. "Ich überwies das Geld gutgläubig noch am gleichen Tag an die Produktionsfirma", zitiert Super Illu den Musikmanager, der danach erstmal in die Röhre sah.

Weil er Foth trotz mehrfacher Versuche nie erreichte, habe er sich schließlich Ende September an den Intendanten höchstpersönlich gewandt. Daraufhin habe ihn "eine MDR-Mitarbeiterin" angerufen und eine Zahlung angekündigt, die auch prompt kam, so der Unbekannte laut Super Illu – nur löhnte nicht der MDR, sondern "Einzahler war eine Produktionsfirma aus dem Süden Deutschlands".

Ein Neidkomplex

Das Blatt zitiert noch einen anderen Fall aus dem Herbst 2009: Dabei soll Foth ebenfalls von einem Geschäftspartner Geld – 20.000 Euro – zur Überbrückung eines kurzfristigen Zahlungsengpasses erbeten haben. Wieder zog sich "die Rückzahlung in die Länge, bis der Manager die Forderung offiziell an den MDR schickte", schreibt Super Illu. Diesmal allerdings "antwortete die Fernsehdirektion" des Senders - "und nach einigem Hin- und Her kam der Betrag, überwiesen von einer Privatperson".

Wenn das stimmt, steht der MDR arg nackig da – und für Reiter wird es eng. Zumal die Super Illu keinesfalls eine unseriöse Quelle, sondern eine Art Hausblatt des MDR darstellt: Wie die Sendeanstalt wird die Illustrierte gern für ihre Piefig- und Schlagerseeligkeit sowie Ostalgie belächelt. Dass beide – MDR wie Super Illu – damit im Osten höchst erfolgreich sind, sorgt für einen Neidkomplex bei den anderen – und für Zusammenhalt in Mitteldeutschland: Die Super Illu ist seit langem Partner der MDR-Gala "Goldene Henne", MDR-Sportchef Wolf-Dieter Jacobi, der kommissarisch jetzt Foths Job mitmachen darf, erklärt denn auch im gleichen Heft, der Sender sei "sehr stolz darauf, dass sich diese Gala in den letzten 15 Jahren in Zusammenarbeit mit Super Illu so erfolgreich entwickelt hat".

Man wolle diese Zusammenarbeit auch "sehr gerne genauso fortsetzen und weiterentwickeln", sagt Jacobi. Und der Mann ist nicht irgendwer, sondern tritt zum Jahresende die Nachfolge des in den Ruhestand gehenden MDR-Fernsehdirektors Wolfgang Vietze an. Jacobi gehört damit zur obersten Senderspitze.

Und dann ist da noch der Konzern, zu dem Super Illu gehört – sie erscheint beim Burda-Verlag, dessen alljährliche Huldigungsgala namens "Bambi" als MDR-Produktion sogar im Ersten Deutschen Fernsehen läuft. Bislang verantwortlich für die Show ums goldene Rehkitz: MDR-Unterhaltungschef Udo Foth – der sich auch von Burda-Vorstand Phillipp Welte Geld geliehen hat. 30.000 Euro, bestätigte Burda schon vergangene Woche, doch das sei reine Privatsache.

Der MDR will sich trotz Anfrage nicht zu den neuen Vorwürfen positionieren: Man werde aus Rücksicht auf „die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft (..) im Zusammenhang mit den aktuellen Vorwürfen gegen Udo Foht keinerlei Informationen mehr nach außen geben“, so Sendersprecher Dirk Thärichen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!