Betreuungszeiten in Kitas: Sparen sollte der Senat sich sparen
Die Betreuungskapazitäten in Kitas werden rechnerisch nicht voll ausgeschöpft. Kein Grund, gleich reflexhaft nach mehr Effizienz zu rufen.
B erlin gibt viel Geld aus, damit Kinder früh in die Kita gehen. Die letzten drei Jahre sind für Eltern kostenlos, auch die Zeit davor wird bezuschusst. Klar, dass Finanzsenator Ulrich Nußbaum wissen will, ob es dafür einen Gegenwert gibt. Eine am Mittwoch vorgestellte Senatsstudie ergab, dass einige Kinder die vom Land bezahlte Betreuungszeit nicht voll ausnutzen. Reflexhaft fordert Nußbaum nun, die vorhandenen Kapazitäten besser zu nutzen. Also mehr Kinder zu gleichen Bedingungen in die Kitas zu pressen.
Doch Kitas sind komplexe Apparate: Manche Kinder kommen früh, andere gehen spät, trotzdem sollen sie immer ordentlich betreut werden und dabei sogar etwas lernen. Manchmal kommt den Eltern etwas dazwischen – dann ist man froh, wenn die Erzieherinnen den Nachwuchs nicht gleich an den Kindernotdienst übergeben müssen. Überhaupt wird Flexibilität wichtiger: Weil sich Arbeitszeiten verändern wie der Alltag auch.
Flexibel bleiben
Das Finanzierungsmodell des Landes – Gutscheine in unterschiedlichem Stundenumfang – ermöglicht Eltern diese Flexibilität und macht die Kinderbetreuung attraktiv. Den Preis dafür hat die Studie berechnet. Wenn dem Senat die frühkindliche Bildung etwas wert ist, kann er den Erzieherinnen nicht noch mehr Arbeit aufbürden.
Dass Eltern ihre Kinder manchmal früher als möglich aus der Kita holen, ist zum einen schön, weil es ja zeigt, dass sie sich um sie kümmern. Zum anderen ist es oft ein Zeichen der Kritik: Viele Kitas sind keine Vorzeigeeinrichtung. Der Betreuungsschlüssel ist bescheiden, nicht wenige Erzieherinnen bräuchten einen Motivationsschub. Sparen sollte der Finanzsenator sich hier sparen.
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