Betreuung von Kleinkindern : Keine Besserung in Sicht
Der Wiedereinstieg in den Beruf nach der Geburt eines Kindes wird Eltern in Nordrhein-Westfalen weiterhin schwer gemacht. Wer keine Großeltern verpflichten und sich keine private Betreuung leisten kann, muss zu Hause bleiben – zumindest bis der Nachwuchs in den Kindergarten kommt. Bei einer Betreuungsquote von drei Prozent für unter Dreijährige ist es nahezu unmöglich, die Kinder in einer öffentlichen Einrichtung unterzubringen. Da kann Familienminister Armin Laschet noch so sehr positive Stimmung verbreiten: Seine Ankündigung, bis 2010 für jedes fünfte Zweijährige eine Betreuung zu schaffen, ist illusorisch.
KOMMENTAR VONNATALIE WIESMANN
Eine Studie des Deutschen Jugendinstituts zeigt, dass sich in den vergangenen vier Jahren bei der Unter-Dreijährigen-Betreuung in NRW nichts bewegt hat. 2002 lag die Quote bei etwas über zwei Prozent, heute bei drei. Und es spricht viel dafür, dass auch in den kommenden Jahren kein Boom ausbrechen wird: Der Umbau von ehemaligen Kitaplätzen in Betreuungsangebote für Kleinkinder funktioniert nicht. Kirchen und Kommunen nutzen die sinkende Zahl der Kindergartenkinder stattdessen, um zu sparen – und schließen viele Einrichtungen. 5.000 umgewandelte Plätze seit Regierungsantritt von Schwarz-Gelb sind kein gutes Resultat. Auch der Plan der ehemaligen rot-grünen Bundesregierung, durch Hartz IV die Kommunen zu entlasten und freiwerdende Gelder in den Ausbau der Kinderbetreuung umzuleiten, ist nicht aufgegangen. Die Städte und Kreise sind durch die Arbeitsmarktreform weniger entlastet worden als angekündigt.
Laschets Appell an die Bundesregierung, statt in das neue Elterngeld mehr in Betreuungsangebote zu investieren, ist plausibel – aber er kommt viel zu spät. Das Elterngeld ist bereits beschlossene Sache. Der nordrhein-westfälische Familienminister muss sich neue Strategien überlegen, sein Land kinderfreundlicher zu machen.