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Betr.: "Grundgesetz contra Koran", taz vom 26.8.93 und "Kein Zwang zum Sport an Berliner Schulen", taz vom 28.8.93

Muß man gleich in Panik geraten, weil ein muslimisches Mädchen nicht am gemischten Sportunterricht teilnehmen will? Ein bißchen Pragmatismus wäre ganz sicher produktiver, zumal ich zwischen Sportunterricht und Sexualkunde doch einen Unterschied machen würde, denn körperlich ausdrücken können Mädchen sich auch getrennt von Jungen, während das Wissen über den menschlichen Körper grundsätzlich beiden Geschlechtern auf die gleiche Weise zugänglich sein sollte — noch immer wird zu vielen Frauen weltweit das Wissen sogar über ihren eigenen Körper verwehrt.

Mir macht etwas anderes Sorgen, und das ist der Kontext, in dem die Kopftuchfrage diskutiert wird: da werde, schreibt Vera Gaserow, „die multikulturelle Gesellschaft auf die Probe gestellt“. Will sie damit sagen, daß die jungen Fundamentalistinnen und ihre Familien die „islamische Kultur“ repräsentieren? Genau das passiert nämlich immer wieder und ist für die vielen hunderttausend liberalen Moslems in diesem Land ein ständiger Schlag ins Gesicht. Würde man dieser (übrigens geläufige) Argumentation folgen, dann könnten demnächst auch bayrische Lebensschützer im Namen „multikultureller Gesellschaft“ ihren Kindern den Aufklärungsunterricht verbieten. Was die Fundis wollen, egal welcher Konfession, ob gemäßigt oder militant, ist eine (Re-)Sakralisierung des öffentlichen Lebens (um mit Gilles Kepel zu sprechen) — und die ist politisch, nicht kulturell zu werten. Martina Sabra, Köln

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