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Betr.: "Eine anachronistische Bewegung", taz vom 19.1.94

[...] Seit Beginn des Aufstands der Indigenas erfolgte eine relativ ausführliche Kommentierung des Geschehens, bei der historische, politische und soziale die Berichterstattung ergänzen. Mehrere Male wird betont, daß es sich bei dem Aufstand um die Forderung nach Land, Arbeit, Nahrung, Gesundheit, Bildung, Behausung, um ein würdiges Leben in sozialer Gerechtigkeit und um politische Partizipation geht. Es geht eben nicht einfach um plumpe ideologische Parolen, wie es uns Vargas Llosa glauben machen will.

[...] Mit welcher Naivität glaubt der peruanische Bestsellerautor, der gerade mit allem touristischen Komfort die Mayaruinen in der Gegend besucht, behaupten zu können, daß die bewaffnete Rebellion „keinerlei Spielraum zugunsten des Wandels“ läßt? Weiß er nicht, daß dieser Spielraum schon immer von den Großgrundbesitzern und der Regierung in Chiapas mit brutaler Gewalt eingeschränkt wird? Gefängnis, Folter, Vertreibung und Erpressung sind für die Indigenas, die friedlich für einen Wandel eintreten, an der Tagesordnung.

Er schien doch einmal zu wissen, daß die von ihm jetzt gelobte Opposition nur das geduldete Feigenblatt einer perfekten Diktatur ist.

Vargas Llosa scheint sich auch nicht ernsthaft mit den Folgen des Freihandelsabkommens für die Indigenas in Chiapas beschäftigt zu haben, wie könnte er sonst behaupten, daß die internationalisierte Marktwirtschaft für diese Ausgebeuteten eine Zukunft in Gerechtigkeit und Wohlstand eröffnet. Der Nafta-Vertrag bedeutet für die Indigenas das ökonomische Aus, da sie nicht mit der volltechnologisierten Landwirtschaft der USA konkurrieren können.

Zum Schluß der Gipfel seiner unverschämten Behauptungen: Die Aufständischen hätten keine Vorschläge. Seit Beginn des Aufstands sind diese in jeder mexikanischen Zeitung zu lesen: zum Beispiel Rückzug des Militärs aus Chiapas, Landreform und freie, endlich nicht mehr gefälschte Wahlen. Das sind doch wirklich keine unrealisierbaren Utopien! Ilse Zeyer, Stuttgart

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