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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

18.15 Uhr ab Ostkreuz Deutschland 2006, R: Jörn Hartmann, D: Ades Zabel, Andreja Schneider

„Eine pensionierte Schullehrerin wird Zeugin eines Mordes und stellt eigene Ermittlungen an, als ihr die Polizei keinen Glauben schenkt. Eine Spur führt in einen Wilmersdorfer Friseurladen. Tuntige, schlechten Geschmack und den Mut zum Dilettantismus goutierende Hommage an die „Miss Marple“-Krimis der 1960er-Jahre. Der Hang zum hemmungslosen Overacting, das reizvolle Produktionsdesign und die originelle Schwarz-weiß-Kamera verleihen dem Film eine sympathische Note.“ (filmdienst) HB, HH

Asterix und die Wikinger Frankreich/Dänemark 2006, R: Stefan Fjeldmark, Jesper Möller

„Das achte Asterix-Zeichentrickabenteuer punktet mit exzellenter Grafik, prominenter Synchronisation (u.a. Smudo als Grautvornix) und einer actionreichen Dramaturgie mit liebenswerten Zweideutigkeiten aus der Comicvorlage „Asterix und die Normannen“. Dennoch will der Funke nicht recht überspringen. Das liegt vor allem am versuchten Spagat zwischen Hinkelsteinzeit und Neuzeit.“ (tip) DEL, H, HB, HH, Hl, KI, Ol

B

Bambi 2 - Der Herr der Wälder USA 2006, R: Brian Pimental, Jun Falkenstein

„In der Fortsetzung des Klassikers von 1942 arrangiert sich das mutterlose Kitz mit Papa Hirsch. Wem es gelingt, die XXL-Portion Pathos, den moralischen Zeigefinger und die schmalzige Musik zu ignorieren, die Zuschauer oberhalb des Vorschulalters unter Zuckerschock setzen, findet in „Bambi 2“ eine herzige Coming-of-Age-Story mit putzigen Dialogen. Dass sich die Macher Mühe gegeben haben, davon zeugen neben den schön altmodischen Bildern auch zahllose Reverenzen an den ersten Teil. Für einen unterhaltsamen Nachmittag reicht das, zum neuen Klassiker aber definitiv nicht.“ (Cinema) HB, HH, OL, DEL, H

Bellaria - So lange wir leben Deutschland/Österreich 2002, R: Douglas Wolfsperger

“Das Bellaria Kino ist ein kleines Programmkino mit morbid-heruntergekommenem Charme, das in einer Nebenstraße hinter dem Wiener Volkstheater liegt. Hier trifft sich regelmäßig eine eingeschworene Schar von Liebhabern alter Ufa-Filme und großer Leinwandidole. Die Besucher, um die 70 und älter, nutzen das Kino als Zeitreise in die eigene Jugend. Die filmische Dokumentation spürt den Lebensgeschichten dieser teilweise etwas skurrilen Stammbesucher nach und enthüllt deren Sehnsucht, ihre Erinnerungen aufleben zu lassen und die Zeit zumindest kurz anhalten zu können. Wolfsperger führt seine kauzigen Hauptdarsteller nicht vor, er führt zu ihnen hin. Unaufdringlich begleitet er die Cineasten beim täglichen Ritual ,Bellaria‘ und ergründet auf höchst unterhaltsame Art die Bedeutung der Nostalgie.“ (roxykino-do) H

Der Beweis - Liebe zwischen Genie und Wahnsinn USA 2005, R: John Madden, D: Sir Anthony Hopkins, Gwyneth Paltrow

„Gwyneth Paltrow, leicht gegen den Strich besetzt als mürrische, uneitle Tochter des Mathegenies Anthony Hopkins, muss nicht nur mit dem Tod ihres Vaters klar kommen, sondern zweifelt auch noch an ihrer eigenen geistigen Integrität: Hat sie nicht nur das Talent, sondern auch die späte Verrücktheit ihres Vaters geerbt? Und wer ist wirklich für den mathematisch bahnbrechenden Inhalt eines aus dem Nachlass stammenden Notizbuchs zuständig? Filmisch ein wenig konventionell erzählt, ist die Psychogeschichte über Realität, Wahn, Genialität und Liebe trotzdem spannend und angenehm nachdenklich und unglamourös.“ (tip) H, HB, HH, Hl, KI, Ol

Big Mamas Haus 2 USA 2006, R: John Whitesell, D: Martin Lawrence, Elton LeBlanc

„Von ‚Kindergarten Cop‘ und ‚Mrs. Doubtfire‘ abgekupfert war der erste Teil, in dem sich Martin Lawrence als FBI-Agent Turner zwecks Undercover-Ermittlungen als Supersize-Nanny verkleidete. Bei denselben Filmen bediente sich auch Vin Diesel als ‚Der Babynator‘, und von dem wiederum ließ sich ‚Big Mamas Haus 2‘, nun ja, inspirieren. Das Ergebnis ist tumber, doppelt wiedergekäuter Slapstick-Murks jenseits der Schmerzgrenze.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Breakfast on Pluto Irland/Großbritannien 2005, R: Neil Jordan, D: Cillian Murphy, Liam Neeson

„Zweite Patrick-McCabe-Adaption von Neil Jordan, in der ein femininer Mann in den 70er Jahren durch die Britischen Inseln streift, um die Mutter zu finden, die er niemals kannte. Nach ‚Butcher Boy‘ nimmt sich Neil Jordan eines weiteren Romans von Patrick McCabe an, in dem er – wie bereits in ‚Crying Game‘-Themen wie sexuelle Identität und der politische Unfriede im geteilten Irland aufgreift. Cillian Murphy beweist sich als eines der interessantesten Schauspieltalente von der Insel: Von Regisseur Jordan mit märchenhaften Bildern unterstützt, ist die Suche seiner Figur nach einer eigenen Identität eine bemerkenswerte.“ (Blickpunkt:Film) H

Brokeback Mountain USA 2005, R: Ang Lee, D: Heath Ledger, Jake Gyllenhaal

„Zwei junge Cowboys, die 1963 am Fuß der Rocky Mountains Schafe hüten, entdecken in der Einsamkeit der Natur ihre Zuneigung füreinander. Trotz der gegenseitigen Verbundenheit und dem Wissen, dass sie die Liebe ihres Lebens gefunden haben, schlagen sie getrennte Lebenswege ein, halten ihre Beziehung aber bis in die 1980er Jahre aufrecht und treffen sich immer wieder in der Abgeschiedenheit der Berge. Zutiefst anrührender Film, dessen Darsteller ihre Figuren mit glaubhaftem Leben erfüllen und ihnen doch ihr Geheimnis belassen. In den Hoffnungen, Sehnsüchten und Lebenslügen des Paares vermittelt der meisterhaft inszenierte, episch breite Film die Einsamkeit und Ängste seiner beiden Protagonisten.“ (filmdienst) HB, HH, OL

C

Capote USA 2005, R: Bennett Miller, D: Philip Seymour Hoffman, Catherine Keener

„Der Schriftsteller Truman Capote gehört zu den schillerndsten Figuren der modernen amerikanischen Literatur. Keines seiner Werke sorgte für mehr Wirbel als ‚Kaltblütig‘, der zwischen Reportage und Roman changierende Bericht über zwei Verbrecher, die wegen grausamen Mordes an einer Familie in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung warten. Regisseur Bennett Miller zeigt Capote in der Phase der Arbeit an seinem Buch, schwankend zwischen der Suche nach Wahrheit und der Sucht nach Ruhm und Anerkennung. Bemerkenswert die Arbeit von Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman, der für seine Darstellung des exzentrischen, zwielichtigen Literaten für den Oscar nominiert wurde.“ (Rheinischer Merkur) HH

Die chinesischen Schuhe Deutschland/China 2004, R: Tamara Wyss

“Auf den Spuren ihrer Großeltern begibt sich Tamara Wyss den Jangtse flussaufwärts, durch die Drei Schluchten bis in die großen Städte Sichuans. Wenige Wochen vor der Fertigstellung des Staudamms trifft man überall auf Zeichen eines großen, historischen Umbruchs. Fern von einem politischen Pamphlet hat sich die Filmemacherin Tamara Wyss auf die filmische Flussfahrt begeben.“ (taz) H

D

Deep End USA/Deutschland 1970, R: Jerzy Skolimowski, D: Jane Asher, John Moulder Brown, Karl Michael Vogler / Originalfassung mit Untertiteln

Ein wirklicher Geheimtipp, ein Kultfilm erster Güte, der in Danny Pearys Standardwerk „Cult Movies“ in eine Reihe mit „Casablanca“, „Aguirre“ und „Eraserhead“ gestellt wird. Der Pole Jerzy Skolimowski hatte ihn 1970 als deutsch-amerikanische Koproduktion in London und München gedreht, aber als die Paramount-Studios ihr Interesse an dem Film verloren, war damit sein kommerzielles Todesurteil gesprochen. Die Produzenten hatten sich offensichtlich solch einen coolen, sexy Film über das „swinging London“ versprochen, wie ihn vorher Antonioni mit „Blow Up“ und Polanski mit „Ekel“ geliefert hatten. Doch Skolimowski hatte keinerlei Interesse am modischen London der späten 60er und drehte seinen Film weder am Piccadilly Circus noch in den hippen Clubs, sondern in einer heruntergekommenen Badeanstalt und den dreckigen Bordellgassen von Soho. Skolimowski entpuppt sich hier eher als poetischer denn als dramatischer Filmemacher, wenn er etwa zum Finale alles in rote Farbe taucht, oder seine Protagonisten einen Brillanten in einem Schneehaufen suchen lässt. (hip) HH

Deine, meine und unsere USA 2005, R: Raja Gosnell, D: Dennis Quaid, Rene Russo

„Remake der Komödie „Deine, meine, unsere“ von 1968 mit Henry Fonda und Lucille Bacall, in dem ein Witwer mit acht Kindern eine Witwe mit zehn Kindern heiratet. Unter der funktionalen Regie von Raja Gosnell (“Scooby-Doo“) müssen hier Dennis Quaid und Rene Russo als attraktive Fortysomethings 18 Kinder unter einen Hut bekommen und im Verlauf milde Späße und etwas Slapstick über sich ergehen lassen.“ (Blickpunkt:Film) DEL, HB, HH, KI

E

Elementarteilchen D 2005; R: Okkar Röhler; D: Moritz Bleibteu, Christian Ulmen, Nina Hoss, Franka Potente

„Michael und Bruno sind Halbbrüder, wie sie verschiedener kaum sein könnten. Ihre Mutter Jane führte einst ein unbekümmertes Jet-Set-Leben -- ihre Söhne wuchsen derweil getrennt voneinander bei den Großmüttern auf. Während der introvertierte Molekularbiologe Michael sich lieber um seine Genforschungen als um Frauen kümmert, drücken sich Brunos »Kontakte« zum weiblichen Geschlecht mehr im Kopf oder im Bordell aus. Schließlich aber begegnen beide der Liebe ihres Lebens. Doch das Glück scheint von kurzer Dauer – beide Frauen erkranken schwer. Bruno und Michael stehen vor einer ultimativen Entscheidung: altgewohnte Einsamkeit oder neuartige Zweisamkeit.“ (filmtipps) HH

Elisabeth Kübler-Ross – Dem Tod ins Gesicht sehen Schweiz 2002, R: Stefan Haupt

“Das Porträt der Ärztin und Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross, die sich 40 Jahre lang für Sterbende und Trauernde, für einen menschenfreundlicheren Umgang mit dem Tod einsetzte. Die interessante Lebensgeschichte der Schweizer Bürgertochter, die als Drillingstochter das Kämpfen lernte und sich mit viel Willenskraft auf ihr Lebensprojekt einließ.“ (tip) H

Elsa & Fred Spanien 2005, R: Marcos Carnevale, D: Manuel Alexandre, China Zorrilla

„Elsa ist eine 82-jährige, impulsive Argentinierin voller Lebensfreude. Seit ihrer Jugend träumt sie davon, im Fellini-Klassiker „La Dolce Vita“ anstelle von Anita Ekberg im Brunnen zu stehen und geküsst zu werden. Wie das Schicksal es so will, findet sie den potentiellen Part für die männliche Rolle in ihrem neuen Nachbarn Alfredo. “Elsa & Fred“ ist ein erfrischend lebendiges Plädoyer an die Liebe, selbst dort, wo sie nimmermehr zu erwarten ist. Schön ist es, einmal zu sehen zu bekommen, dass „die Alten“ eben doch erwachsen sind. Die einfache Story verläuft nicht ganz ohne Kitsch, der in Anlehnung an die Brunnenszene Fellinis vielleicht aber sogar angebracht ist.“ (movie-college.de) H, HB

Exil Frankreich 2004, R: Tony Gatlif, D: Romain Duris, Lubna Azabal

„Ein junges Paar algerischer Abstammung verlässt einen Pariser Vorort, um über Spanien und Marokko in ihre frühere Heimat zu gelangen. Die Reise konfrontiert die beiden mit Tagelöhnern, Entwurzelten und Heimatlosen, die auf der Suche nach dem Paradies ihr Ziel aus den Augen verloren haben. Der Film beschreibt eine umgekehrte Migrationsbewegung von Nord nach Süd, die die Protagonisten ihre Fremdheit zwischen den Kulturen erfahren lässt. In der romantischen Verklärung des ungebundenen Lebens vereinfacht der dokumentarisch angelegte Film zwar, schafft es aber durch suggestive Bilder und einen vibrierenden Rhythmus, die die Verlorenheit der Menschen mythisch überhöhen.“ (filmdienst) HB

F

Familia Rodante – Argentinisch Reisen Argentinien/Brasilien/Frankreich/Deutschland/Spanien/Großbritannien 2004, R: Pablo Trapero, D: Liliana Capurro, Graciana Chironi

“Eine argentinische Großfamilie macht sich mit einem klapprigen Wohnmobil auf eine 1500 Kilometer lange Reise an die brasilianische Grenze, um an einer Hochzeit teilzunehmen. Die Reise führt durch unterschiedliche Vegetations- und Mentalitätszonen quer durchs Land und konfrontiert die Familienmitglieder mit Verwicklungen und Konflikten, bei denen uneingestandene Sehnsüchte an die Oberfläche drängen. Eine vielstimmig inszenierte Tragikomödie, die durch exzellente Schauspielführung und die flexible Kamera überzeugt.“ (filmdienst) HB, OL

FC Venus Deutschland 2005, R: Ute Wieland, D: Nora Tschirner, Christian Ulmen

„Remake des finnischen Films „FC Venus“: Paul und Anna sind ein glückliches Paar – bis sie in Pauls Heimatstadt ziehen, wo sich Paul – wiedervereint mit seinen alten Kumpels vom Eintracht Imma 95 – als fanatischer Fußballliebhaber entpuppt. Anna findet Leidensgenossinnen in den anderen Kicker-Frauen. Die Frauen gründen mit dem FC Venus ihre eigene Fußballmannschaft und fordern die Männer zum entscheidenden Spiel heraus. Das dramatische Finale steckt voller fieser Fouls, nicht nur auf dem Bolzplatz, und stellt die Liebe zwischen Männern, Frauen und dem runden Leder gründlich auf den Kopf!“ (zelluloid) BHV, HB, HH, H, Hl, KI, Ol

Final Destination 3 USA 2006, R: James Wong, D: Mary Winstead Elizabeth, Ryan Merriman

„Die Endstation wird nun schon zum dritten Mal angesteuert – aber noch immer macht die Vorsehung Überstunden und die Tücke des Objekts sekundiert ihr emsig. James Wong, bereits der Regisseur des ersten Teils, inszeniert die serielle Abberufung tumber Highschool-Absolventen als unvermutet ulkige Nummernrevue.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

G

Das geheime Leben der Worte Spanien 2005, R: Isabel Coixet, D: Sarah Polley, Tim Robbins

„Schicht um Schicht entfaltet sich im Film der Katalanin Isabel Coixet die Geschichte von Hanna, der jungen Frau, die ein erstorbenes Leben als Hilfsarbeiterin in einer Fabrik lebt. Bis die frühere Krankenschwester, vom Vorgesetzten in die Ferien geschickt, auf einer Bohrinsel im nördlichen Atlantik die Pflege von Josef übernimmt, der, durch Verbrennungen temporär erblindet, doch mit der Fremden zu flirten beginnt. Es entspinnt sich eine berührende Liebesgeschichte, die in behutsamer Entwicklung die Wunden und Narben einer verheerenden Vergangenheit aufbrechen lässt. Der Film lässt nicht nur hervorragende Darsteller ein substanzielles Drehbuch realisieren, sondern schafft neben der inneren auch der äusseren Wirklichkeit bis hin zu ozeanographischen Fragen in verführerisch schönen Bildern Raum.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HH, KL, OL

Geh und Lebe Frankreich/Israel/Brasilien/Italien 2004, R: Radu Mihaileanu, D: Yaël Abecassis, Roschdy Zem

„Radu Mihaileanu erzählt die Geschichte eines Flüchtlingsjungen, der sich als äthiopischer Jude ausgibt, um in einer Rettungsaktion nach Israel ausgeflogen zu werden. Sein Geheimnis ist der Grund seines Überlebens, aber es zersplittert Schlomos Identität doppelt und dreifach. Mihaileanu folgt Schlomo und seiner Adoptivfamilie von den 80er Jahren bis in die Gegenwart - ein Weg, auf dem auch die israelische Gesellschaft in all ihrer Zerrissenheit erscheint.“ (tip) HH

Good Night and Good Luck USA 2005, R: George Clooney, D: David Strathairn, Robert Downey Jr.

„Außerordentlich elegante und konzentrierte Rekapitulation der Auseinandersetzung, die der CBS-Nachrichtenmann Edward R. Murrow 1953/54 in seiner TV-Sendung „See It Now“ mit den demagogischen Hetzmethoden des Kommunistenjägers Senator Joseph McCarthy führte. Unübersehbar sind dabei die Parallelen zwischen dem Kampf um Freizügigkeit damals und der Lage der Meinungsfreiheit in den USA heute. Sie drängen sich jedoch nicht penetrant in den Vordergrund dieses atmosphärisch dichten Stimmungsbildes, das in allerschönstem Schwarzweiß und mit in jedem Kader spürbarer Liebe zu den Figuren in Szene gesetzt ist.“ (tip) H, HB, HH

Der großen Diktator USA 1940, R: Charlie Chaplin, D: Charlie Chaplin, Paulette Goddard / Originalfassung mit Untertiteln

“Als „Der große Diktator“ im Oktober 1940 in den USA uraufgeführt wurde, war Chaplins Projekt in Hollywood durchaus umstritten. Denn Chaplin hatte sich keineswegs auf Veralberung beschränkt. Die Geschichte vom jüdischen Friseur, der dank seiner Ähnlichkeit mit Hynkel die Rolle des Diktators übernimmt und so die Diktatur besiegt, bezieht sich ganz konkret auf die Judenverfolgung in Deutschland. Der Höhepunkt ist Chaplins Hitler-Persiflage selbst: Verklemmt und brutal, albern und gefährlich – 1940 war Chaplins Befund erschütternd genau.“ (tip) HH

H

Havanna Blues Spanien, Kuba, Frankreich 2005, R: Benito Zambrano, D: Roberto Sanmartin, Yailene Sierra

“Anhand eines fiktionalen Porträts aufstrebender junger Musiker in Havanna beleuchtet der Spanier Benito Zambrano die kubanische Underground-Musikszene. Sein lokalkoloritreicher Film zeigt die ärmlichen Daseinsbedingungen unterprivilegierter Menschen, die kaum Karriereperspektiven haben, häufig von der finanziellen Unterstützung durch Verwandte in den USA abhängig sind, aber nichtsdestotrotz voller Vitalität versuchen, ihre Lebensträume zu verwirklichen.“ (tip) HL

The Hills Have Eyes – Der Hügel der blutigen Augen USA 2006, R: Alexandre Aja, D: Aaron Stanford, Kathleen Quinlan

„Eine Familie fällt mordlüsternen Kannibalen zum Opfer. Gelungenes Remake des Wes-Craven-Schockers von 1977. War das Original auf Grund dramaturgischer Schwächen nur leidlich spannend und - an heutigen Standards gemessen - in den Gewaltdarstellungen recht zahm, zieht Alexandre Aja in diesen Bereichen tüchtig die Schrauben an - wie es sich für einen Vertreter des neuen Terror-Kinos gehört. Ajas Film ist der, den Wes Craven wohl schon damals liebend gerne gemacht hätte.“ (Cinema) HB, HH

Hostel USA 2005, R: Eli Roth, D: Jay Hernandez, Derek Richardson

„In einer slowakischen Herberge fallen drei Rucksacktouristen perversen Geschäftsleuten in die Hände, die ihre Opfer zu Tode foltern. Zerlaufene Augäpfel, abgekniffene Fingerkuppen: In seiner Parabel über die dunkle Seite des Menschen und die Überwindung der eigenen Grenzen verlangt Eli Roth selbst hart gesottenen Horrorfans einiges ab. Ohne Kompromisse ignoriert er jegliche moralische Hemmschwelle und ergründet auf perfide Weise das Streben nach dem ultimativen Kick. Der drastische Schocker schaffte es bis an die Spitze der US-Kinocharts.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, KI, HL, OL

I

Ice Age 2 - Jetzt taut‘s USA 2006, R: Carlos Saldanha

„Die Komödie zur Klimakatastrophe: Am Ende der Eiszeit müssen sich die Urzeitviecher vor einer Flutwelle in Sicherheit bringen. Auf der Flucht begegnen Mammut Manny, Säbelzahntiger Diego und Faultier Sid, die Helden des ersten „Ice Age“-Spektakels (2002), allerlei Getier, darunter zwei hyperaktiven Opossums sowie einem hübschen Mammut-Weibchen. Im US-Original beeindruckt das Trickfilmabenteuer von Regisseur Carlos Saldanha durch rasanten Wortwitz und absurden Humor. Entsprechend wurden die deutschen Synchronstimmen ausgewählt: Das Faultier spricht Otto Waalkes.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, Hl, KI, Ol

Inside Man USA 2006, R: Spike Lee, D: Denzel Washington, Clive Owen

„Der raffinierteste Bankraub mit Geiselnahme, der je ausgetüftelt wurde? Sieht ganz so aus, und das mitten in Manhattan: drinnen Clive Owen als kaltblütiger Mastermind, der ein paar Dutzend Bankangestellte und Kunden in Schach hält, draußen Denzel Washington als Einsatzleiter der Polizei, der im Nervenkrieg listig auf Zeit spielt, und dazwischen als mysteriöse Doppelagentin Jodie Foster. Der Regisseur Spike Lee, seit ein paar Jahren ohne rechte Fortune, hat mit sichtlichem Vergnügen die Chance dieses Star-Showstücks genutzt: endlich mal kein soziales Anliegen, sondern zweckfrei virtuoses Spiel auf der Klaviatur des Thrillers, wobei der Bluff allemal auf Kosten der Glaubwürdigkeit siegen darf. So erlaubt es der Film mit einem moralischen Salto am Ende dem Meisterdieb sogar, zur Belohnung für seine Bravour mit der Beute heil zu entkommen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

J

Die Jahreszeit des Glücks Tschechien/Deutschland 2005, R: Bohdan Sláma, D: Pavel Liska, Tatiana Vilhelmova

„Der in Tschechien gefeierte Jungregisseur setzt auf den realistischen Blick auf die Lebensumstände seiner liebenswerten Figuren: Einfühlsam zeigt er die Chancenlosigkeit und Resignation der Alten sowie die Versuche der Jungen, im veränderten Tschechien ihren eigenen Weg zu finden. Glück ist flüchtig, aber es findet einen.“(tip) HB

K

Kinder des Olymp Frankreich 1943-45, R: Marcel Carne, D: Jean-Louis Barrault

“Einer der Glanzpunkte des Kinos, eine romantische Wonne, der Kultlieblingsfilm der Anspruchsvollen. Der Film wurde gelobt als Frankreichs ,Vom Winde verweht‘: ein Liebesfilm über eine Frau, die von jedem Mann, der sie sieht, begehrt wird. Der Film ist großartig auf vielen Ebenen, von der Romanze bis zur Propaganda. Und obwohl das Leben von fast jeder Filmfigur am Schluss ruiniert ist, verlässt man das Kino so fröhlich wie alle Franzosen, die in dem karnevalartigen Finale die Straßen von Paris bevölkern.“ (Danny Peary) H, Ol

Knallhart Deutschland 2006, R: Detlev Buck, D: David Kross, Jenny Elvers

„Dies ist ein kleiner, böser, ganz und gar aufgeweckter Film über eine böse und hellwache Stadt, noch nicht ganz ‚Mean Streets‘, aber auch längst nicht mehr ‚Sommer vorm Balkon‘. Ganz nebenbei gelingt ‚Knallhart‘ noch die schauspielerische Auferstehung von Jenny Elvers-Elbertzhagen, und genauso beiläufig erfindet sich Detlev Buck, der lange unter seinem Image als Komödienregisseur gelitten hat, mit diesem Film noch einmal neu. ‚Knallhart‘ ist ein Film aus Klischees, aber die Klischees sind auch wahr, so wie die Wohnungen, die Schulhöfe, die Friseursalons und Unterführungen wahr sind, in denen Buck gedreht hat.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) H, HH

Komornik – Der Gerichtsvollzieher Polen 2005, R: Feliks Falk, D: Andrzej Chyra, Kinga Preis / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Feliks Falk schildert ein hartes Stück sozialer Realität, das dem unvorbereiteten Zuschauer zunächst vielleicht etwas bizarr erscheinen mag. Wer aber weiß, dass es im heutigen Polen faktisch kein soziales Sicherungssystem gibt, die Zahl der Privatinsolvenzen dramatisch angestiegen ist und die zuständigen Behörden gnadenlos vollstrecken, sieht die Geschichte mit ganz anderen Augen. Im Mittelpunkt des Films steht Lucek Bohme, Gerichtsvollzieher in einer polnischen Provinzstadt. Lucek ist jung, dynamisch und ambitioniert. Erst als ein junger Mann sich aus Verzweiflung in seinem Büro erhängt und Lucek zufällig seiner Jugendliebe begegnet, regen sich in ihm menschliche Züge. Innerhalb von nur 48 Stunden wandelt er sich vom skrupellosen Vollstrecker zum selbstlosen Helfer. Ähnlich wie bereits in seinem 1977 entstandenen „Wodzirej“ (“Der Conférencier“) gelingt Falks eine tiefschwarze Satire über den Verlust von Moral und Humanität.“ (kulturkueche.de) HB

L

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„Das Leben der Anderen“ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachung leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die ehemalige DDR, statt dessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt. (hip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Linda Linda Linda, Japan 2005, R: Nobuhiro Yamashita, D: Bae Du-Na, Maeda Naki / Originalfasung mit Untertiteln

„Kei will eine neue Band gründen, um am Musikwettbewerb ihrer Highschool teilzunehmen. Doch wo kriegt man eine Sängerin her? Da die Zeit drängt, fällt die dem Zufall überlassene Wahl auf die koreanische Austauschstudentin Son. Die kann zwar kein Japanisch, aber das ist bei »Linda Linda Linda« auch nicht so wichtig, einem Punksong der Blue Hearts, der in 80er Jahren ein Hit war. Nobuhiro Yamashita, Osakas Spezialist für die surrealen Aspekte japanischer Jungendkultur, hat eine herrlich unvorhersehbare Komödie gezaubert. Statt auf Klischees setzt er auf genau beobachtete Kommunikationsprobleme und Alltagssorgen.“ (metropolis-hamburg) HH

M

Memoria del Saqueo (Chronik einer Plünderung) Argentinien 2004, R: Fernando E. Solanas / Originalfassung mit Untertiteln

„Not, Hunger und Armut in Argentinien. „Wie ist es gekommen, dass diese Kornkammer der Welt Hunger leiden muss?“, fragt sich Fernando Solanas (“Die Stunde der Hochöfen“) in seinem filmischen Essay „Memoria del saqueo - Chronik einer Plünderung“ Für den argentinischen Filmemacher war es der Krieg der Mächtigen gegen das eigene Volk. Mit Archivmaterial und Interviews mit Experten und Menschen auf der Straße thematisiert Solanas nicht nur die Verschwendung öffentlicher Gelder, der Film handelt auch vom Sieg der so genannten „Kochtopf-Revolution“, bei der das argentinische Volk 2001 auf die Straßen ging und die Regierung zum Rücktritt veranlasste. „Der Film ist mein Beitrag zur dringend notwendigen Debatte, dass eine andere Welt möglich ist“, sagt Solanas.“ (taz) HB

Mission: Impossible III USA 2006, R: Jeffrey Abrams

D: Tom Cruise , Philip Seymour Hoffman, „J.J. Abrams findet in seinem Kino-Debüt als Regisseur zu einem spannenden, dramaturgisch dichten, in einzelnen Stunt-Episoden verblüffenden Erzähl-Stil. Tom Cruise steigt als Spezialagent Ethan Hunt in die Rettungsaktion einer jungen Kollegin ein, obwohl er eigentlich heiraten und den Job aufgeben will. Wie üblich entpuppt sich die ritterliche Tat als der Beginn eines Kampfes gegen einen großen Schurken mit Weltvernichterlust (Philip Seymour Hoffman) und seine Helfer, die Verräter im eigenen CIA-System.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, Hl, KI, Ol

Mord im Pfarrhaus Großbritannien 2006, R: Niall Johnson, D: Rowan Atkinson, Kristin Scott Thomas

„Die neue, ebenso resolute wie mörderische Haushälterin einer englischen Pastorenfamilie sorgt recht drastisch dafür, dass der Friede wieder ins Haus ihrer Arbeitgeber einzieht. Weitgehend unterhaltsame, zunächst gut entwickelte und brillant gespielte schwarzhumorige Komödie, die im letzten Drittel deutlich abfällt und sich in flauen Albernheiten erschöpft.“ (filmdienst) H, HB, HH

Mord und Margaritas USA 2005, R: Richard Shepard, D: Pierce Brosnan, Hope Davis

„Eine unwahrscheinliche Männerfreundschaft zwischen dem Killer Julian (Pierce Brosnan) und dem Geschäftsmann Danny (Greg Kinnear). Richard Shepard findet genau die Balance zwischen Comic und Charakterstudie, Zynismus und Moral, Oberfläche und Tiefe, Sentiment und Gefühl. Eine Entdeckung!“ (tip) HB

N

Nicotina Mexiko/Argentinien 2003, R: Hugo Rodríguez, D: Diego Luna, Marta Belaustegui

“Ein Computerfreak, seine Nachbarin, zwei Kleinkriminelle, ein russischer Gangster, ein Friseur- und ein Apothekerpärchen werden in Mexico City in die für manchen tödlich endende Jagd nach einer brisanten Hacker-CD verwickelt. Von skurrilen Figuren und absurden Situationen getragene, pechschwarze Krimi-Komödie, die dank amüsanter Dialoge, liebevoller Genre-Zitate, einer stringenten Inszenierung und einem spielfreudigen Ensemble geschickt die Balance zwischen Spannung und makabrer Unterhaltung hält.“ (filmdienst) HB

O

Out of the Past USA 1947, R: Jaques Tourneur, D: Robert Mitchum, Jane Geer, Kirk Douglas

“Der definitive Rückblenden-Film, in dem unser dem Untergang geweihter Held ein Rendezvous mit dem Tod und seiner Vergangenheit in der Verkörperung durch Jane Geer hat. Betörend und entschieden unheilvoll ist dies einer der verwirrensten und schönsten Filme, die je gedreht wurden. Die in der Tradition des „film noir“ verdammte und pervers korrumpierte Welt wurde nie packender auf der Leinwand spürbar gemacht. Die Szene, in der Mitchum in einer mexikanischen Bar unter einem flackernden Neonschild wartet, bringt es genau auf den Punkt: Nichts passiert, doch alles ist gesagt.“ (Time Out-Film Guide) HB

P

Paparazzi USA 2005, R: Paul Abascal, D: Cole Hauser, Robin Tunney

„Dass Mainstream-Star Mel Gibson eines Tages fürs Abseitige zuständig sein würde, hätte sich noch vor ein paar Jahren niemand träumen lassen. Doch dann drehte der Mann einen Jesus-Film auf Aramäisch, inszeniert momentan die Geschichte vom Untergang der Maya und produzierte zwischendurch diesen plumpen Film über einen Hollywood-Star, der rot sieht. Eine psychologisch plausible Erklärung wäre, dass der bekennende Katholik Gibson mit „Paparazzi“ endlich lang gehegte Rachefantasien umgesetzt hat. Denn hier wird mit der ganzen Fotografen-Pest kurzer Prozess gemacht. Kann aber auch sein, dass er mit dem Actionthriller der B-Klasse lediglich schnelles Geld verdienen wollte.“ (Cinema) H, HB, HH

Populärmusik aus Vittula Schweden/Finnland 2004, R: Reza Bagher, D: Max Enderfors, Andreas af Enehielm

„,Populärmusik aus Vittula‘ basiert auf dem gleichnamigen autobiografischen Bestseller von Mikael Niemi, der auch in Deutschland 100 000 Mal verkauft wurde. Der Film ist eine einfühlsame und mitreißende Umsetzung der Coming-of-Age-Geschichte - und auf jeden Fall eine gelungene Werbung für Schwedenurlaube.“ (Der Spiegel) HH, KI, Ol

Prinzessin Mononoke Japan 1997, R: Miyazaki Hayao

“In dieser im Japan des 14. Jahrhunderts angesiedelten Trickfilmfabel gibt es allerlei Charaktere und Fronten. Da kämpft etwa die von Wölfen aufgezogene Mononoke gegen eine Stadt, die gierig Eisenerz fördert. Mit einer clever verwinkelten und episch inszenierten Handlung ist der Film in seiner Botschaft äußerst vielschichtig. Und entpuppt sich dank Understatement und scharfkantiger Figurenzeichnung als eine moderne Auseinandersetzung mit der Koexistenz von Mensch und Natur.“ (Zoom) HH

R

Der Räuber Hotzenplotz Deutschland 2006, R: Gernot Roll, D: Armin Rohde, Martin Stührk

„Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Räuber Hotzenplotz“, die mit den dem traditionellen Kasperle-Theater entlehnten Figuren das alte Räuber-und-Gendarm-Spiel in einer zeitlosen Märchenwelt neu belebt. Liebevoll ausgestattet, opulent fotografiert und von einem spielfreudigen Ensemble getragen, bietet der Film trotz kleiner Inszenierungsschwächen sympathische, höchst kurzweilige Unterhaltung für die ganze Familie, vor allem auch für jüngere Kinogänger.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KL, Ol

S

Sabah Kanada 2005, R: Ruba Nadda, D: Arsinée Khanjian, Shawn Doyle

„Eine 40-jährige unverheiratete Muslimin, die in Kanada lebt, besinnt sich auf den Freiheitsgeist ihrer Kindheit und macht die Bekanntschaft eines Christen. Nach und nach distanziert sie sich vorsichtig von den Traditionen ihrer Herkunft, bis sie schließlich bereit ist, über den eigenen Schatten zu springen und ihre Familie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Eine romantische Ethno-Komödie, die ihr Potenzial aus dem Gegensatz zwischen orientalischer Lebensfreude und strenger moslemischer Lebensführung bezieht. Trotz des märchenhaften Endes eine unterhaltsame Beschreibung einer gelungenen Integration und Emanzipation.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, Ol

Scary Movie 4 USA 2006, R: David Zucker, D: Anna Faris, Regina Hall

„Die von den Wayans-Brüdern im Jahr 2000 ins Leben gerufene parodistische Verwurstung von Kinohits geht in die vierte Runde. Regie führt wie schon beim dritten Teil David Zucker (“Die nackte Kanone“), der diesmal u. a. „Saw“, „The Grudge“ und „Krieg der Welten“ durch den Kakao zieht: Cindy (Anna Faris) jobbt als Haushälterin in dem gruseligen „Grudge-Haus“, als die Erde von riesigen TriPods (!) attackiert wird. Auf ihrer Flucht landet sie in einem mysteriösen Dorf, in dem seit Jahrzehnten die Zeit stillzustehen scheint.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, Ol

Schläfer Österreich/Deutschland 2005, R: Benjamin Heisenberg, D: Bastian Trost, Mehdi Nebbou

„Als der Verfassungsschutz an einen jungen Wissenschaftler mit dem Ansinnen herantritt, einen algerischen Kollegen zu „beobachten“, lehnt dieser zunächst empört ab, willigt dann aber aus beruflichen wie privaten Gründen doch ein, ohne genau zu wissen, was er beobachten soll. Erstlingsfilm, der die Anschläge vom 11. September 2001 zum Anlass nimmt, um das Bild einer zutiefst verunsicherten Gesellschaft zu zeichnen, die ihre Mitglieder unter Generalverdacht stellt. Ein subtil entwickelter Film, der die Atmosphäre von Beklemmung und Paranoia spürbar macht und seine formalen Mittel kongenial in den Dienst dieser Erfahrbarmachung stellt.“ (filmdienst) H, HB, HH

Silent Hill USA/Japan/Frankreich 2005, R: Christophe Gans, D: Radha Mitchell , Sean Bean

„Mit Vorerklärungen hält sich „Silent Hill“ nicht lange auf. Kurz nach Drücken des Startknopfes dieser Game-Adaption sucht Rose Da Silva bereits ihre Adoptivtochter in der Geisterstadt Silent Hill. Wenig überraschend wird ihr Aufenthalt dabei zum Jump-and-Run durch einen trüben Phantastik-Horror-Kosmos. Regisseur Christophe Gans legt hier mit großem atmosphärischem Aufwand alles in die schön finsteren Bilder, den dräuenden Ton und die Effekte. Doch darin steckt keine Seele. Nur öde Langeweile.“ (tip) DEL, H, HB, HH, Hl, KI, Ol

16 Blocks USA 2006, R: Richard Donner, D: Bruce Willis, Mos Def

„Alles beim Alten in diesem schwungvoll inszenierten Echtzeit-Polizei-Thriller, in dem ein Cop den Zeugen in einem Korruptions-Verfahren vor den Mordanschlägen seiner eigenen Kollegen schützen muss. Aber Bruce Willis zu beobachten, wie er lässig und nuancenreich den stark absturzgefährdeten Cop Mosley gestaltet, ist das reinste Vergnügen. Und dem etwas versponnenen Zeugen Bunker gönnt Mos Def das ganze eigene, ihn auszeichnende innere Strahlen. Bis schließlich der ganze Echtzeit-Polizei-Thriller einer gege(Der Spiegel)nseitigen Rettung und Erlösung Platz macht.“ (tip) DEL, HB, HH, H, KI

Sommer vorm Balkon Deutschland 2005, R: Andreas Dresen, D: Inka Friedrich, Nadja Uhl

„‚Und es war Sommer…‘: Zur Musik von Siebziger-Jahre-Schlagern entfaltet Regisseur Andreas Dresen die Geschichte der Freundinnen Nike und Kathrin. Nike ist Krankenpflegerin und selbstbewusst; trotzdem bringt die Liebe zu einem LKW-Fahrer ihr Leben aus der Bahn. Kathrin hat einen Sohn und ist seit einiger Zeit arbeitslos; ihr Alkoholkonsum droht außer Kontrolle zu geraten. Dresen erzählt mit Humor von den Hoffnungen und Enttäuschungen seiner Protagonistinnen, nimmt aber auch deren Nöte und Konflikte ernst. Diese Balance zwischen Komödie und Tragödie verschafft dem Film poetischen Realismus.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH

Die Spur der Steine DDR 1966, R: Frank Beyer, D: Manfred Krug, Eberhard Esche

“Frank Beyers DEFA-Tresorfilm von 1966 ist ein Produktionsfilm, dem es ernst war mit seinem Plädoyer ,gegen die Resignation und gegen die naive Sturheit‘, gegen die hohlen Formeln von der ,Weisheit des Kollektivs‘ und vom ,Plan, der heilig ist‘. Trotzdem ist Beyers Film eine Komödie, voll pädagogischer Absicht zwar, aber von allen Tresorfilmen der leichteste. Am Ende siegt, wer die besseren Witze macht. Das liegt an Manfred Krug und an Beyers Verspieltheit: Sein DEFA-Western bietet Slapstick wie in Stummfilmzeiten. Nicht zu vergessen die raffinierteste Liebeserklärung, die je in einem DDR-Film zu hören war: ,Mit Ihnen‘, sagt Balla zu Kati, ,würde ich mir sogar ,nen DEFA -Film anschaun.‘“ (taz) DEL, HB

Sunrise USA 1927, R: Friedrich Wilhelm Murnau, D: George O‘Brien, Janet Gaynor / Stummfilm mit live-Musik

„Von einem städtischen Vamp verführt, will ein Bauer seine Frau auf dem See ertränken. Der Plan mißlingt, die Frau flieht in die Stadt, wo sich beide in fremder Umgebung wieder versöhnen. Auf der Rückfahrt kentert im Sturm das Boot, der Mann glaubt seine Frau ertrunken, doch schließlich wird sie lebend geborgen. Der Vamp zieht unverrichteter Dinge zurück in die Stadt. Murnaus klassischer Stummfilm um die Themen Schuld, Gnade und neu geschenktes Glück ist ein Kinotraum von großer Intensität, in dem elementare Gefühle durchlebt und aufgelöst werden. Meisterhaft in Fotografie, Stimmung und Stil, ein Musterbeispiel dafür, wie virtuos Murnau mit den Gegensätzen Stadt-Land, Erde-Wasser, Licht-Schatten arbeitet.“ (Lexikon des internationalen Films) H

T

This Charming Girl (Yeoja, Jeong-hae) Südkorea 2004, R: Lee Yoon-ki, D: Kim Ji-soo, Hwang Jeong-min/ Originalfassung mit Untertiteln

Jeong-hae ist Ende Zwanzig und führt ein gleichförmiges, isoliertes Leben. Sie arbeitet in einem Postamt, ist freundlich, adrett und ruhig. Für eine hübsche junge Frau ihres Alters ist sie erstaunlich zufrieden mit ihrem einsamen Leben. Nach ein paar gescheiterten Verabredungen trifft sie in einem Motel auf einen jungen Betrunkenen und kümmert sich um ihn. Durch diese Begegnung stößt sie auf die Ursache für ihre blockierten Gefühle. Im minimalistischen Stil entwirft der eindrucksvolle Debütfilm das Porträt einer emotional unberührbaren jungen Frau. (Kommunalkino Bremen) HB

Der Tintenfisch und der Wal USA 2005, R: Noah Baumbach, D: Jeff Daniels, Laura Linney

„Ein Schriftstellerpaar, dessen Ehe (unter anderem) am Neid des Mannes auf den Erfolg der Frau in die Brüche geht, und zwischen ihnen zwei halbwüchsige Jungen, Geiseln im Sorgerechtsstreit, die kopfüber in neue Lebensungewissheit gestoßen und überdies von den Furien der Pubertät gejagt werden – es spielt keine Rolle, wie schlicht und unsensationell dieser Stoff sein mag oder wie autobiografisch: Der in Brooklyn aufgewachsene Literatensohn Noah Baumbach, 36, hat als Autor und Regisseur aus dem bitteren Alltagsdrama eine lebensfrisch zärtliche, schwungvolle, fein pointierte Tragikomödie gemacht. Poetischer Märchentitel, glänzende Schauspieler, Festivaljubel – wer der Geistesgegenwart des Woody Allen von einst nachtrauert, findet hier seinen Esprit wieder.“ (Der Spiegel) H

Transamerica USA 2005, R: Duncan Tucker, D: Felicity Huffman, Kevin Zegers

„‘Transamerica‘ handelt von dem Transsexuellen Bree (Felicity Huffman), der unmittelbar vor einer Geschlechtsumwandlung in eine Frau steht, als er erfährt, dass er einen inzwischen 17-jährigen Sohn (Kevin Zegers) hat. Auf einer Reise von New York an die Westküste entwickelt sich zwischen den beiden immer mehr emotionale Nähe. In seinem Roadmovie erzählt Regisseur Duncan Tucker eindringlich von der Sehnsucht nach familiärem Zusammenhalt und der Verantwortung von Vaterschaft. Huffman, Star der Fernsehserie ‚Desperate Housewives‘, spielt Bree so warmherzig und liebenswert, dass der Zuschauer gar nicht anders kann, als dieses seltsame Zwitterwesen ins Herz zu schließen.“ (Der Spiegel) HH

Tristan & Isolde USA 2006, R: Kevin Reynolds, D: James Franco, Sophia Myles

Tristan und Isolde ist nicht etwa eine von den legendären Opern-Inszenierungen, die dank der digitalen Technik gerade zum ersten Mal in deutschen Kinos zu sehen sind, sondern eine waschechte Hollywoodromanze, die auf dem gleichen Mythos wie Wagners Singspiel basiert. Dabei schlägt sich der Regie-Routinier Kevin Reynolds gar nicht so schlecht, weil er auf solche phantastischen Elemente wie den magischen Liebestrank verzichtet, und statt dessen lieber eine Liebesgeschichte mit glaubwürdigen Figuren aus dem Mittelalter erzählt, in der Tristan kein Prinz Eisenherz und Isolde keine Märchenprinzessin sind. (hip) HH

Tsotsi Südafrika/Großbritannien 2005, R: Gavin Hood, D: Presley Chweneyagae, Mothusi Magano

„Tsotsi“ ist gerade mal 19 Jahre alt, aber eine Zukunft hat er schon lange nicht mehr. Mit seiner Gangsterbande schlägt er sich durch sein Elendsviertel vor Johannesburg, und wenn er auf seinen Raubzügen jemanden tötet, nimmt ihn das nicht viel mehr mit, als schlüge er eine Fliege tot. Bis er nach einem Autodiebstahl ein Baby auf der Rückbank entdeckt, erst zum Ersatzvater und dann doch noch ein besserer Mensch wird. Mit dem Hauptdarsteller Presley Chweneyagae hat Regisseur Gavin Hood einen Glücksgriff getan und macht aus einer eher konventionellen Geschichte einen mitreißenden Film, der sich bei aller Ausweglosigkeit nicht scheut, ein bisschen Hoffnung durchschimmern zu lassen. Dafür gab es in diesem Jahr verdientermaßen den Oscar für den besten ausländischen Film.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, Ol

24 Hour Party People Großbritannien 2002, R: Michael Winterbottom, D: Steve Coogan, Jennie James / Originalfassung ohne Untertitel

Beim ersten Auftritt der „Sex Pistols“ in Manchester waren 1976 gerade mal 42 Zuhörer anwesend. Unter ihnen waren die Gründungsmitglieder der Band „Joy Division“, Mike Hucknell von „Simply Red“ und auchTony Wilson, der Held des Films „24 Hour Party People von Michael Winterbottom. War Manchester damals wirklich der Nabel der Pop-Szene und so einflussreich wie das Venedig der Renaissance? So redet zumindest Wilson über diese Ära. Aber stimmt das alles? Schwer zu ergründen, denn Tony Wilson hat im Film das Mikro fest in der Hand – als ein typisch postmoderner „unzuverlässiger Erzähler“. Michael Winterbottom hat die Szene-Historie Manchesters nachinszeniert: Dabei verkörpert der Schauspieler Steve Coogan die schillernde Figur Wilsons mit einer sehr gewinnenden Mischung aus Manie und Selbstironie. Und Winterbottom liebt ihn so offensichtlich, dass er ihn ungetrübt strahlen lässt: Das „based on a true story“ ist eher auf dem ersten Wort zu betonen. (hip) HH

W

Walk the Line USA 2005, R: James Mangold, D: Joaquin Phoenix, Reese Witherspoon

„Gerade hat James Mangolds Film über Johnny Cash bei den Golden Globes abgeräumt und geht gestärkt ins Oscar-Rennen. Joaquin Phoenix begibt sich als Johnny Cash auf eine Tour de force. Er singt, wütet, dröhnt und driftet durch die 50er und 60er Jahre, bis ihn die Liebe zu June Carter (sensationell: Reese Witherspoon) erlöst. Eine große Lovestory, eine uramerikanische Legende.“ (tip) H, HB, HH, Hl, KI

We feed the world Österreich 2005, R: Erwin Wagenhofer

„Dokumentarfilm, der die Abgründe industrialisierter Nahrungsmittelproduktion ausleuchtet und die Folgen ihrer weltweiten Vernetzung thematisiert. Dabei kommen Bauern, Fischer, der UN-Sonderbeauftragte für das Menschenrecht auf Nahrung und der Konzernchef von Nestlé zu Wort. Der Film will aufrütteln, indem er die sozialen, politischen und ökologischen Folgekosten der Agrarindustrie auflistet, wobei er beim Versuch, für die vielen widersprüchlichen Aspekte eine konsistente Erklärung und Lösung zu finden, allzu simplen Erklärungsmustern erliegt.“ (filmdienst) H, HB, HH, Hl, KI, Ol

Die weiße Hölle von Piz Palü Deutschland 1929/35, R: Arnold Fanck, D: Leni Riefenstahl, Gustav Diessl / Stummfilm mit live gespielter Musikbegleitung

“Ein fanatischer Bergsteiger in den Dolomiten, der jährlich den Gipfel am Todestag seiner dort verunglückten Frau besteigt, opfert sich für ein durch eine Lawine in Todesgefahr geratenes junges Paar. Trotz der hineingemischten Magie des Bergrauschs eine Pioniertat des Stummfilms: Unter härtesten Bedingungen entstanden fantastisch schöne Aufnahmen vom Klettern und der Rettungsaktion mit dem Kunstflieger Ernst Udet.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte Italien 1998, R: Enzo d‘Aló

“Ein malerisch verspielter und tierischer Zeichentrickfilm über eine Freundschaft gegen die natürliche Rangordnung: davon, dass ein Kater das Versprechen gibt, ein Möwenei auszubrüten. Wie schwierig es ist, ein kleines Vögelchen großzuziehen, merkt Kater Zorbas erst, als er ihm das Fliegen beibringen soll.“ (Cinema) HB

Die wilden Hühner Deutschland 2006, R: Vivian Naefe, D: Michelle von Treuberg, Veronica Ferres

„Die erste Adaption der gleichnamigen Kinderbuchreihe von Cornelia Funke schildert die Abenteuer einer chaotischen Mädchenbande, ohne dabei Bezüge zur Realität aus den Augen zu verlieren. Themen wie Kindesmisshandlung, Einsamkeit, Aggressionen und sozialer Abstieg sind ein wesentlicher Bestandteil der Story, in der zum Glück kein Sozialkitsch droht und kein moralischer Zeigefinger das junge Publikum traktiert.“ (Cinema) HB, HH

Die wilden Kerle III Deutschland 2005 R: Joachim Masannek, D: Wilson Ochsenknecht Gonzalez, Jimi Ochsenknecht

„Mit „Die wilden Kerle III“ sind die Verfilmungen von Joachim Masan Yesneks Kickkerbanden-Bücher jetzt in die Kinderfilm-Kreisliga abgestiegen. Nicht nur, dass das Talent der Jungdarstellerriege beim Aufsagen der oft peinlichen Dialoge offensichtlich nicht mit gewachsen ist, verdribbelt sich der Film ohne spürbaren Fußballenthusiasmus bis zum Finale in der feindlichen Natternhöhle mit misslungenen Klischeespielereien und dürftigem Klamauk.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL

Die Wolke D 2005; D: Paula Kahlenberg, Franz Dinda; R: Gregor Schnitzler

„Am Tag, als der Fallout kam. Ein fahrlässig durchgeführtes Experiment führt zum Super-Gau: Im April 1986 misslingt im russischen Kernkraftwerk in Tschernobyl eine Simulation. Um unter realistischen Bedingungen zu testen ob bei einem Stromausfall die Notkühlung des Reaktors funktioniert, werden sämtliche Notprogramme und Sicherheitseinrichtungen abgeschaltet. Durch einen simplen Übermittlungsfehler wird das Experiment verschoben und die Sicherheitseinstellungen bleiben ausgeschaltet. Als die Simulation dann endlich starten soll, führt ein Bedienungsfehler zu einer unglücklichen Verkettung von Fehlentscheidungen. Die Folge ist ein Super-Gau unbekannten Ausmaßes. Bis heute schwanken die Opferzahlen zwischen 10.000 und 250.000, wobei die Spätfolgen noch lange nicht endgültig abzuschätzen sind. Selbst in Deutschland sind fast 20 Jahre nach dem Unglück noch verstrahlte Areale zu finden.“ (filmtipps) H, HH

Wonderland Großbritannien 1999, R: Michael Winterbottom, D: Ian Hart, Molly Parker / Originalfassung mit Untertiteln

„‘Wonderland‘ ist ein aktueller, gut gemachter Film. Bewusst low key die Handkamera, das nachträglich aufgeblasene 16mm-Format und die Arbeit nur mit dem vorhandenen Licht, das die Straßen von London spenden, dem Wunderland von Winterbottoms Homemovie, in dem der durchweg triviale Allta(taz) HHg dreier Schwestern aus der britischen Arbeiterklasse spannend wird: Die Suche nach Mr. Right, die Geburt eines Kindes, die Angst vor der Familie.“ (taz) HH

Workingman‘s Death Österreich/Deutschland 2005, R: Michael Glawogger

„In fünf Bildern und einem Epilog unternimmt der essayistische Dokumentarfilm den Versuch, dem allmählichen Verschwinden schwerer körperlicher Arbeit aus dem Lebenskontext der Moderne auf die Spur zu kommen. In ausgesuchten bildmächtigen Einstellungen werden Bergarbeiter in der Ukraine porträtiert, die auf eigene Faust Kohle abbauen, indonesische Kulis, die Zentner schwere Kiepen voller Schwefel ins Tal schleppen, das blutige Treiben auf einem Schlachthof in Nigeria, die lebensgefährliche Verschrottung von Öltankern in Pakistan, Stahlarbeiter in China. Die mitunter fast circensischen Schauwerte des Gesehenen werden durch ein ausgeklügeltes Sound-Arrangement, die betörende Musik des Avantgarde-Künstlers John Zorn und durch den O-Ton des Films ebenso klug wie assoziationsreich unterstützt. Ein irritierend-visionäre Film, der nicht nur nach der Veränderungen moderner Arbeitswelten fragt.“ (filmdienst) H

Wu Ji – Die Reiter der Winde China/Hongkong/USA 2005, R: Chen Kaige, D: Cecilia Cheung, Dong-Kun Jang

„Eine Edelfrau im alten China kann in einer intriganten, gewaltgeprägten Dreiecksbeziehung zwischen einem verliebten General, seinem übermenschlich starken Sklaven und einem abgrundtief bösen Landesfürsten kein Glück finden. Ein farbenprächtiges Martial-Arts-Märchen über die Schicksalhaftigkeit des Lebens - aufwändig ausgestattet, doch dramaturgisch konfus und überladen mit Computertrickeffekten.“ (tip) H, HH

Z

Die Zeit die bleibt Frankreich 2005, R: Francois Ozon; D: Jeanne Moreau, Melvil Poupaud

„Zum ersten Mal rückt François Ozon eine männliche Hauptfigur in den Mittelpunkt eines Langfilms: Mit aller gebotenen Einfühlsamkeit erzählt er von den letzten Lebensmonaten eines jungen, krebskranken Fotografen (Melvil Poupaud) und scheut dabei weder das Naheliegende noch die Vieldeutigkeit. In schönen Gastrollen: Jeanne Moreau und Valeria Bruni-Tedeschi.“ (tip) HB, HH