: Betr.: Ulrich Wüst: "Berlin Mitte"
Das Quartier 206 an der Friedrichstraße ist ein Spielzeugklotz, die Köpenicker Straße noch immer Niemandsland und am S-Bahnhof Alexanderplatz wachsen Kakteen in lächerlichen Beeten. „Berlin Mitte“, ein Fotoband von Ulrich Wüst, bedient Klischees, die den Stadtplaner verärgern: Steinig ist der Weg im neuen Berlin, ob man durch die blockbebaute Mitte wandert oder durch ödes Exgrenzgebiet. Dabei versteht der 1949 in Magdeburg geborene Wüst seinen Dokumentarismus nicht bloß als Architekturkritik: „Blöcke, Leeren, Perspektiven, Fluchten, das ganze formale Repertoire des Gestaltens mit Bildern vom Raum hat der Fotograf zu einer unaufgeregten Sprache gefügt, in der er Mitteilung über die prägenden Bedingungen sozialen Seins macht“, schreibt der Kunsthistoriker Matthias Flügge im Nachwort. Wüst zeichnet die Versteppung der Stadt nach – fast jedes Bild bleibt menschenleer. Dafür mußte er allerdings sehr früh aufstehen.
Ulrich Wüst: „Berlin Mitte“. Verlag der Kunst 1997, 112 S., 64 DM
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