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Betr.: Tierrechte

Christiane Grefe bezeichnet TierschützerInnen, die versuchen, deutlich zu machen, daß der Ausgrenzung und anschließenden Ausbeutung von Frauen, Menschen anderer Hautfarbe und Tieren prinzipiell ein gleiches Muster zugrundeliegt, als „dumpfe Dogmatiker“. Das ist aus ihrer Sicht durchaus verständlich, denn würde sie dieses gleiche Muster akzeptieren, hätte dies auch ganz konkrete Folgen, zum Beispiel die Tiere nicht mehr aufzuessen, und das erfordert ja doch eine gewisse Umstellung.

Immer findet zuerst die Ausgrenzung aufgrund ethisch-moralisch irrelevanter Merkmale wie Geschlecht, Hautfarbe oder Anzahl der Beine bzw. Art der Körperbehaarung statt, um anschließend die so ausgegrenzte Gruppe für die Ausbeutung oder gar Vernichtung gesellschaftlich akzeptiert freigeben zu können. Dieser Zusammenhang wird auch als die strukturelle Gleichheit von Sexismus, Rassismus und Speziesismus bezeichnet.

Die Einsicht in diesen Zusammenhang wird, wie oben schon angedeutet, immer noch gerne verweigert. Entsprechend sind die unvorstellbaren Grausamkeiten, die wir Tag für Tag Millionen sog. „Nutztieren“ antun, möglich und in unserer Gesellschaft immer noch grundsätzlich konsensual. „Artgerechte Haltung“ (gibt es ein artgerechtes Einsperren?) und „schonende Schlachtung“ (das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen) werden natürlich gefordert, aber der Schritt, auch Tieren das Recht auf Freiheit von Angst und Leiden und vor willkürlicher Tötung abzusprechen, fällt doch noch ziemlich schwer. Entsprechend wird von Christiane Grefe die „jahrhundertealte Symbiose zwischen Mensch und Tier“ (sie meint das Einsperren und Aufessen der Tiere) als Argument bemüht, als ob die Tradition, die eine bestimmte Handlung hat, schon an sich ein Argument für sie wäre. Tiere haben Rechte – dies jedoch als gesellschaftlichen Konsens zu etablieren ist ein Jahrhundert-, wenn nicht Jahrtausendprojekt. Wir arbeiten daran. Thomas Schönberger, Vors. Vegetarier-Bund e.V., Hannover

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