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Betr.: Ornette Coleman

Seine Musik klingt manchmal so, als würden zwei verschiedene Platten gleichzeitig laufen. Ornette Coleman hat das Konzept der „Harmolodics“ entworfen: Raus aus den Konventionen des temperierten Ausdrucks, keine Schemata für den harmonischen und rhythmischen Aufbau, als Slogan: „Remove The Caste System From Sound“. Der musikalische Autodidakt und Soundrevolutionär Coleman wuchs in totaler Armut in der für ihren extremen Rassismus berüchtigten Stadt Fort Worth, Texas auf. Ende der fünfziger Jahre trötete er mit einem Plastiksaxophon und unverschämten Sounds Publikum und Mainstream-Musiker aus den Jazzclubs von L.A. Kurz darauf begann die halbjährige Coleman-Revolution: Mit seinem legendären „Free Jazz“- Quartett setzte er im New Yorker Jazzclub „5-Spot“ neue Standards für experimentellen Jazz, und das in jeder Hinsicht. Coleman trug schon lange Haare und Bart, als Dreadlocks noch lange nicht in Mode waren. Er komponierte außerdem Streichquartette, Holzbläserquintette, Stücke für Ballett und Symphonieorchester, ohne dafür diplomiert zu sein. Anfang der Siebziger reiste er nach Afrika, um dort mit lokalen Musikern sein Harmolodic-Konzept zu erweitern. In den Achtzigern nahm er mit Pat Metheny den berühmten „Song X“ und mit Jerry Garcia „Virgin Beauty“ auf. Im vergangenen Jahr erhielt er den hochdotierten „Genius Grant“ der MacArthur Foundation. Nach fast achtjähriger Pause meldet sich der Godfather des „New Thing“ im Jazz mit einem Major-Vertrag und einer neuen CD seiner Prime-Time-Band zurück: „Tone Dialing“ (Harmolodic/Verve). Foto: Verve

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