: Betr.: Letzte Fragen
Was ist besser: In einem schönen Haus zu wohnen und auf ein häßliches zu gucken oder in einem häßlichen Haus zu wohnen und auf ein schönes zu gucken? (27.9. 97)
Im Dunkeln ist die Frage natürlich überflüssig. Bei Lichte betrachtet, ist es dann aber doch schöner, in einem schönen Haus zu wohnen und auf ein häßliches zu gucken, als umgekehrt. Denn das Hinausschauen auf einen schönen Ausblick kann die Gewißheit, in ein schönes Haus hineingegangen zu sein, nicht wirklich ersetzen. Denn das Hineingehen in das eigene Haus ist in hohem Maße identitäts- und sinnstiftend. „Hier wohne ich“, denkst du beim Aufschließen der Haustür.
„Hier ist mein Zuhause“, flüstert es im Treppenhaus. „Hallo, Schatz, hier bin ich“, ruft es beim Hineinkommen. Die eigene Wohnung ist die eigene Ordung, der eigene Stil, ja sogar der eigene Geruch. Wie kann es da trösten, in der trüben Gewißheit, das häßlichere Stück Welt erwischt zu haben, auf den schöneren Teil der Welt zu schauen?
Im Gegenteil: Die Phantasie, dort drüben lebe ein Mensch, der es besser hat, treibt einen am Ende noch zur Verzweiflung. Man schließt den Vorhang und schaut nur noch trübe gegen die eigene (häßliche!) Wand.Elisabeth Scharf, Berlin
Ich wohne in einem ausgesprochen häßlichen Haus. Dafür ist die Wohnung sehr geräumig. Das Haus, auf das ich jetzt schaue, ist recht angenehm zu betrachten. Ich sehe kaum mal jemanden bewußt oder scheinbar genußvoll auf mein Haus blicken.
Freunden, die mich erstmals besuchen wollen, gebe ich gern zur Orientierung den Hinweis: das häßlichste Haus der Straße, direkt neben dem Supermarkt. Sie brauchen sich dann keine Hausnummer zu merken und finden mich auch so.Thomas Behrens, Braunschweig
Natürlich ist es besser, in einem schönen Haus zu wohnen und auf ein häßliches zu gucken, denn ein wirklich schönes Haus – was immer sich jeder darunter vorstellen mag – ist nicht nur außen schön, sondern und vor allen Dingen innen! Was interessiert denn dann noch der Blick nach draußen?René Nitschke, Freiberg
Wenn ich aus dem Stubenfenster gucke, sehe ich nichts als Wald. Dazwischen liegt nur eine Straße, die Gott sei Dank nur von einer Handvoll Autos befahren wird. Unsere Besucher freuen sich immer, daß wir so schön im Grünen wohnen. Ich finde aber, daß der Wald abgeholzt gehört. Würden nur 50 Meter dieser Fichtenschonung gerodet, hätten wir einen weiten, zauberhaften Blick auf einen See, auf dem Schwäne kreuzen und winters Kinder Eishockey spielen würden. Dann erst hätte ich das Gefühl, daß es uns egal sein kann, ob unser Haus schön ist oder häßlich.
Aber der Wald ist manchen ja sehr, sehr heilig. Wir müßten ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir den Rodungsmaschinen applaudieren würden. Das wollen wir natürlich nicht riskieren. Was soll man schon gegen die Natur haben, außer daß sie einem bessere Aussichten versperrt?Max Schobel, Cham
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Trinken Fische? (4.10. 97)
Fische (Pisces) trinken selbstverständlich Sauerstoff respektive Luft. Schließlich ertrinken die Unglücklichen ja auch darin. Im Falle eines Falles.Thomas Kröll
Ja, Fische trinken. Wir unterscheiden zwischen Trinken durch Kiemen und Trinken auf Kiemen. Beim Trinken durch Kiemen wird CO2 absorbiert und hält die Fische am Laufen, will sagen am Schwimmen. Beim Trinken auf Kiemen wird extrazelluläre Flüssigkeit durch die hintereinandergeschalteten Kapillargräten aufgenommen und ausschließlich über Stuhl und Urin ausgeschieden. Das Durstzentrum der Fische liegt nicht wie bei uns Menschen im Hypothalamus, sondern im Hypophysenhinterlappen. Der Schluckakt ist reflektorisch gesteuert: Das Fischmaul formt einen schluckfähigen Wasser-Bolus; die Kiemen schließen sich; der grätenfreie Gaumen wird angehoben und dichtet damit den Nasen-Rachen-Raum ab, während der Wasser-Bolus den Hauptgrätendeckel zurückbiegt. Jetzt wird das Atmen (Trinken) durch Kiemen angehalten, die peristaltische Welle der Fischmaulmuskulatur preßt den Wasser-Bolus in die Gräten-Kapillarröhren; der Fisch hat getrunken. Wer Näheres hierzu wissen möchte, dem sei ein Symposium in Schleswig an der Schlei ans Herz gelegt. Titel dieser Tagung im November: Der Säure-Basen-Haushalt von Brackwasserfischen.Andreas Weinert, Göttingen
Ganz klar: Natürlich nicht. Gut, es gibt Ausnahmen. Aber würden Fische trinken, wären bald die Wasservorräte der Welt verbraucht, und wir säßen bald alle auf dem Trockenen. Außerdem haben Fische keine Blase. Würden sie trinken, müßten sie irgendwann platzen. Diese unglücklichen Ausnahmen sind auch bekannt als Kugelfische. Wir Menschen hingegen trinken schon mal einen. Aber wenn Fische sich berauschen wollen, luften sie. Schön zu sehen ist diese Verhaltensweise bei den fliegenden Fischen.Matthias Qmunity, Stuttgart
Würden Süßwasserfische trinken, würden sie platzen. Würden Salzwasserfische nicht trinken, würden sie vertrocknen. (siehe Biobuch, Kapitel Osmoseregulation)Annette Doerpinghaus, Bonn
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Warum hat unser Alphabet 26 Buchstaben? (4.10.97)
Dmt S d ntwrt vrsthn knnn.Gerhard Lingnau
Das Alphabet wurde um 1500 v.Chr. von Semiten im palästinensisch-syrischen Raum erfunden. Über die Phönizier lernten es die Griechen kennen. Die Römer verwendeten bereits eine Form, die noch heute in den Großbuchstaben in Gebrauch sind. Sie hatten 20 Zeichen, dazu kamen X, Y und Z für die Wiedergabe griechischer Wörter. Im frühen Mittelalter kamen das J, U und W hinzu. Das deutsche Alphabet kennt als einziges noch das ß. Unser Alphabet hat also 26 1/2 Buchstaben.Christian Gruber, Dorsten
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Warum essen wir zum Frühstück Marmelade, zum Abendessen jedoch Wurst und Käse?
Hier der Versuch einer Antwort: Morgens benötigt der Mensch eine schnelle Erhöhung des Blutzuckers, abends sind langsam verdaubare Nahrungsmittel für den Schlaf nötig.Achim Blechschmidt
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