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Betr.: Konrad Hoffmeister

Der Berliner Fotograf Konrad Hoffmeister hat ab 1989 Selbstdarstellungen unter dem Titel „Ansichten zu Deutschland“ gesammelt. Die Porträtierten, darunter einige Prominente wie Egon Bahr, Frank Castorf, das Ehepaar Müller (siehe S. 16), mehrheitlich aber sogenannte „einfache Leute“ aus der Umgebung des in Ost-Berlin lebenden Fotografen, waren eingeladen, mit einem Pappkarton in der Hand zu posieren, der ihre Meinung zu Deutschland und Deutschtum ausweist.

Der im Berliner Verlag Ars Nicolai erschienene Band enthält 150 ausgewählte Porträts. Das Panorama reicht vom verbitterten Arbeiter, der sich im alten wie im neuen Deutschland betrogen fühlt, bis zum antifaschistischen Patrioten, dem die Liebe zu seinem Land überraschend leicht von den Lippen kommt. Besonders interessant ist eine Pose, die wahrscheinlich die spezifisch deutsche ist: Deutscher kann man nämlich auch dadurch werden, daß man bescheiden-bitter bekennt, nicht stolz zu sein, ein Deutscher zu sein – was freilich nur eine besonders vertrackte, unpathetisch- pathetische Form von Nationalstolz ist. Foto aus dem

besprochenen Band

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