: Betr.: Indien
Heute geht das letzte Drittel der indischen Wählerschaft an die Urnen. Unmittelbar nach Schließung der Wahllokale um 17 Uhr wird überall im Land in einem Großaufgebot mit dem Zählen der rund 400 Millionen Stimmzettel begonnen. Erste Resultate werden am Mittwoch abend erwartet, die endgültigen Resultate am 10. Mai. Die Stimmbeteiligung in den ersten beiden Wahlgängen lag unter der Zweidrittelmarke, eine für Indien enttäuschende Zahl. Sie ist das Resultat eines Wahlkampfs, dem beherrschende Themen und Auseinandersetzungen fehlten. Die Stimmabstinenz ist aber auch ein in Meinungsumfragen erkenntlich gewordener Überdruß über ein Wahlsystem, das den WählerInnen zwar den Hinauswurf unfähiger Politiker erlaubt, aber weder politische noch personelle Alternativen bietet. Dieselben Umfragen zeigen auch, daß für die meisten WählerInnen lokale Probleme – die alltägliche Korruption eines bürgerfeindlichen Staatsapparats – im Vordergrund stehen. Die typische Reaktion auf einen als feindlich empfundenen Staat ist die Zuflucht zur Kaste: Gerade in den Dörfern und unter den Armen stimmten die Leute als Mitglied ihrer Kaste ab und schauten auf die Kastenzugehörigkeit des Kandidaten statt auf seine Leistung.
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