: Betr.: Fantasy Filmfest '95
Heute geht das Fantasy Filmfest nun endgültig zu Ende. Vom Abschlußfilm Mute Witness erzählt man sich jedoch noch einmal phantastische Geschichten. Der Regisseur Anthony Waller soll 1984 in Hamburg niemand geringeren als Alec Guiness getroffen und diesen um einen kleinen Beitrag zu seinem Projekt gebeten haben. Guiness sagte für den nächsten Tag um 12 Uhr zu. Waller lieh sich flugs Kamera und Ausrüstung und legte in einer Tiefgarage los, immer darauf bedacht, die Umgebung unsichtbar zu machen, denn Mute Witness spielt in Moskau, nicht in Hamburg. Waller hat dann zehn Jahre später das seltene Material noch einmal umkopiert, um die Szene zu verlängern. Wenn sich das nicht nach eine Meisterleistung a la Ed Wood anhört? Achten sie auf den Mafioso! Heute um 20.15 Uhr kann man sehen, wie es dem stummen Zeugen gelingt, sich im Zwielicht Moskaus zwischen Polizei, Mafia und KGB hindurchzuschlängeln.
Überzeugen konnte uns bei einer ersten Sichtung besonders der dänische Thriller Final Hour von Martin Schmidt (18 Uhr). Nach dem Drehbuch des Schriftstellers Dennis Jürgensen wird die Geschichte von sieben Gymnasiasten erzählt, die zu einem Treffen in die Schule geladen werden. Das anschließende Morden wird von einer Reality-TV-Sendung dann live in alle Wohnzimmer übertragen. Nach Ole Bornedals Nightwatch etabliert sich unser Nachbar als feines Filmland mit einer Vorliebe für beklemmenden Grusel. Und wir fragen uns ernsthaft, wie kann sowas nur mit einmal kommen?
Als Einstimmung gibt es um 16 Uhr noch ein schönes Dino-Märchen aus den späten 50er Jahren. In dem Sience-fiction Gorgo von Eugen Lurie hauen Mami und Baby Dino etwas ungelenk ganz London zusammen.
Als wirklich allerletzter Film für dieses Jahr kommt um 22.45 Uhr Last Gasp mit reichlich Schamanismus, Kannibalismus und Totenkult des mexikanischen Totec-Stammes. Dann ist wieder für ein Jahr Ruhe mit der Fantasie. Alle Filme im Metropolis.
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