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Betr.: Christoph Schlingensief

Christoph Schlingensief aus Mülheim an der Ruhr drehte seinen ersten 8-mm-Film bereits als Achtjähriger, was ihn nicht daran hinderte, später Meßdiener zu werden. Er war noch keine 18, da zeigte der WDR bereits Filme von ihm. Die Münchener Filmhochschule wollte ihn allerdings nicht haben. Daraufhin betätigte er sich als Aufnahmeleiter, Kamera- und Regieassistent bei vielen ordentlichen Produktionen, nicht zuletzt auch als Darsteller bei der „Lindenstraße“. Nachdem er an die zwanzig Kurzfilme gedreht hatte, kam dann mit „Tunguska – die Kisten sind da“ 1983/84 sein erster abendfüllender Spielfilm.

Von sich reden machte er seit seiner Deutschland-Trilogie „Hundert Jahre Adolf Hitler“, „Das deutsche Kettensägenmassaker“ und „Terror 2000“, in der sämtliche Schmerzthemen der jeweils aktuellen Auseinandersetzungen – Geiseldramen, Vergangenheit, Asylpolitik – als angereicherte Splatter der Wirklichkeit zurückkehrten.

Seit einiger Zeit arbeitet Schlingensief an der Berliner Volksbühne, wo kürzlich seine Nummernrevue „Rocky Dutschke“ Premiere hatte. „Nervössexyengbehost“ sah unser Rezensent die Akteure und bescheinigte Schlingensief „lustigen Feminismus“ und die „Sehnsucht nach kollektiven Befreiungserfahrungen“. Während Schlingensiefs Open-Air- Spektakel „Fehler des Wahnsinns. Grand Guignol, Surrealismus und Theater der Grausamkeit“ kam es zur Zerstörung einer Kanzlerpuppe. Die CDU-Fraktion war nicht amüsiert. Fraktionsgeschäftsführer Volker Liepelt erklärte, man habe die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft übergeben.

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