piwik no script img

Beteiligung an US-ElektroautobauerDaimler holt ein wenig auf

Der Stuttgarter Autobauer steigt bei Tesla ein, einem US-Hersteller von Elektrofahrzeugen. Andere Konzerne sind beim Schmieden von Allianzen für den neuen Antrieb aber weiter.

Ab jetzt unter dem Dach von Daimler: Elektro-Sportauto Tesla Roadster. Bild: dpa

STUTTGART taz | Öl wird knapp und die Zukunft gehört dem Elektroantrieb – solche Sätze werden von deutschen Automanagern gerne gepredigt. Daimler kauft sich nun für einen zweistelligen Millionenbetrag mit zehn Prozent bei der im kalifornischen Silicon Valley ansässigen Firma Tesla ein, die bereits heute den "Tesla Roadster" verkauft – ein über 100.000 Dollar teures Sport-Elektrofahrzeug.

Ab 2011 will das Unternehmen jährlich 20.000 alltagstaugliche Limousinen für knapp die Hälfte auf den Markt bringen. Mit Daimler will man Batteriesysteme, Elektroantriebe und Fahrzeuge gemeinsam entwickeln, gerade im klassischen Fahrzeugbau hat Tesla Probleme. „Das markiert einen weiteren Meilenstein in der Daimler-Strategie zu nachhaltiger Mobilität“, sagte der Chef der Konzernforschung, Thomas Weber.

Passend verkündete US-Präsident Obama am Dienstag fast zeitgleich, der durchschnittliche Benzinverbrauch von PKW in den USA pro 100 Kilometer solle bis 2016 um knapp 30 Prozent auf 6,6 Liter sinken.

Daimler setzt eine konsequente Einkaufstour fort. Bereits im Dezember stieg der Autobauer mit 49,1 Prozent bei dem sächsischen Batterieentwickler li-Tec ein, die andere Hälfte gehört dem Chemie- Energie- und Immobilienriesen Evonik, ehemals Steinkohle-Förderer RAG. Tesla und li-Tec könnten sich optimal ergänzen: Daimler will die Schlüsseltechnologien für die Elektromobilität selbst kontrollieren. A

ls wichtigste Komponente gilt die Lithium-Ionen Batterie. Die Speicher für die Energie der Fahrzeuge sind momentan noch so schwer, dass ihre Reichweite die von Benzinfahrzeugen nicht erreicht. Die Batterien werden aber rasant weiterentwickelt. Ende 2009 will Daimler 1000 Smart for two mit Elektroantrieb bauen, in denen Akkus von Tesla stecken. Sie setzen sich aus handelsüblichen Akkus etwa für Handys zusammen.

Die Smarts werden in Berlin, Rom, Mailand und Pisa eingesetzt, wo Daimler in Kooperation mit dem Energiekonzern RWE ein Netz aus Ladestationen für die Fahrzeuge aufbaut. Ab 2012 will Daimler in die Serienfertigung einstiegen – mit den dann marktreifen, besseren Batterien von li-Tec. Die könnte dann auch Tesla verwenden, deren Batterien momentan als Brückentechnologie dienen.

Trotz dieser Bemühungen ist der weitaus wichtigste Forschungsschwerpunkt für Daimler nach wie vor die Optimierung von Verbrennungsmotoren, wie Chef Dieter Zetsche stets betont. Zudem steht der Autobauer unter Zugzwang, denn die Konkurrenz ist momentan schneller. Nissan will bereits ab nächstem Jahr in Japan mit der Serienfertigung von Elektrofahrzeugen beginnen – 50.000 sollen jährlich vom Band rollen.

Erst im April hat Renault-Nissan mit dem Energieversorger ESB und der irischen Regierung eine Absichtserklärung über den Aufbau eines Strom-Tankstellennetzes auf der Insel unterzeichnet. Der Konzern bastelt zudem mit den Regierungen Israels, Dänemarks und dem Ex-SAP Vorstand Shai Agassi an der massenhaften Einführung von Elektrofahrzeugen in den beiden Ländern. Mitsubishi will noch in diesem Jahr in Japan das Elektro-Auto MiEV auf den Markt bringen – das einem Smart zum verwechseln ähnlich sieht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!