Beteiligung am Massaker von Srebrenica: Ex-Generalstabschef Perisic verurteilt
Der frühere serbische General Momcilo Perisic ist vom UN-Tribunal in Den Haag wegen Kriegsverbrechen in Bosnien und Kroatien zu 27 Jahren Haft verurteilt worden.
DEN HAAG afp | Das UN-Tribunal für Ex-Jugoslawien hat den früheren jugoslawischen Generalstabschef Momcilo Perisic wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 27 Jahren Gefängnis verurteilt. Damit ahndete das Gericht am Dienstag auch Perisics Rolle beim Massaker von Srebrenica im Juli 1995. Damals waren die bosnisch-serbischen Truppen in die UN-Schutzzone einmarschiert und hatten rund 8000 bosnische Muslime getötet.
Perisic war von 1993 bis 1998 Generalstabschef der jugoslawischen Armee. In dieser Funktion habe er im Kroatien-Krieg (1991-1995) und im Bosnien-Krieg (1992-1995) die Truppen der kroatischen und bosnischen Serben mit Soldaten, Waffen und logistischer Hilfe unterstützt, begründete der Vorsitzende Richter des UN-Tribunals, Bakone Moloto, das Urteil. Perisic habe die Unterstützung auch fortgesetzt, als er von den "Verbrechen" der Armee der serbischen Republika Srpska in Bosnien erfahren habe.
Der 67-jährige Perisic wurde in zwölf Anklagepunkten schuldig gesprochen, unter anderem wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Konkret umfasste die Anklageschrift auch Mord und Angriffe auf Zivilisten. Verurteilt wurde Perisic wegen seiner Mitverantwortung für die 44-monatige Belagerung von Sarajevo, in deren Verlauf 10.000 Zivilisten starben, sowie für das Massaker an den rund 8000 Muslimen in Srebrenica. Außerdem wurde er für die Bombenangriffe auf die kroatische Hauptstadt Zagreb im Mai 1995 verurteilt.
Perisic ist der einzige ranghohe Vertreter des ehemaligen Jugoslawiens, der wegen des Massakers von Srebrenica von dem UN-Tribunal verurteilt wurde. Er galt als enger Mitarbeiter des früheren Präsidenten Slobodan Milosevic, der 2006 vor dem Ende seines Prozesses im Gefängnis des Tribunals gestorben war.
Einige von Perisics früheren Untergebenen wurden bereits in Den Haag verurteilt. Der General hatte sich im März 2005 dem UN-Tribunal gestellt, sein Prozess begann im Oktober 2008. Er selbst hatte auf nicht schuldig plädiert.
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