Besuch beim Vorstand

■ Verletzte die Vereinigung der Kindertagesheime ihre Aufsichtspflicht?

Die Eltern wollen Anzeige erstatten, denn im Stellinger Kindertagesheim an der Försterstraße kam es Donnerstag vergangener Woche zu einem Unfall. Zwei Schüler hatten sich aus ihrer Betreuungsgruppe gelöst und beim Spielen die einjährige Carmen, die zusammen mit anderen Kleinkindern auf der Terrasse Mittagsschlaf hielt, schwer am Auge verletzt.

Die Eltern des verletzten Mädchens erwägen jetzt juristischer Schritte: Sie wollen die Vereinigung städtischer Kinder- und Jugendheime wegen Verletzung der Aufsichtspflicht verklagen. Schuld an dem Vorfall ist nach Meinung des Vaters die „mangelhafte Betreuungssituation“. Die Vereinigung habe zu spät reagiert: Erst nach dem Unfall sollen Maßnahmen eingeleitet worden sein, unter anderem die Schließung einer Kindergruppe wegen Personalmangels.

Der war auch der Anlaß für den gestrigen Besuch von zehn Kindern samt Eltern bei der Vereinigung. Die katastrophale Personalsituation, so die aufgebrachten Eltern im Gespräch mit dem Chef Roland Hauptmann, führe zu einer „Verrohung in den Tagseheimen“. Zudem seien durch die Schließung von Kindergruppen die Arbeitsplätze der Eltern gefährdet. Die Einsparungen – bei der Vereinigung jährlich gut neun Millionen Mark – hatten in der Vergangenheit bereits mehrfach zu Schließungen in städtischen Kitas geführt.

Die Debatte über mögliche Auswege verlief jedoch ergebnislos. Die Vereinigung tue alles in ihrer Macht stehende, um die Situation zu entschärfen, verteidigte sich Hauptmann. Und versicherte: „Ab Montag werden die Kinder im Försterweg wieder betreut.“ Um politischen Druck auszuüben sei die Vereinigung jedoch die falsche Adresse. Den Eltern half diese Aussage nicht weiter. Sie ärgerten sich über das Kompetenzwirrwarr: „Die Vereinigung ist nicht der richtige Ort, an die Politiker kommen wir nicht ran.“ Am Ende stand – wie so oft – Resignation. „An wen sollen wir uns denn eigentlich wenden?“ al