Bestechung bei der "Sun"?: Gute Geschichten kosten eben
Die "Sun" geht in die Offensive. Gegen sie laufe eine Hexenjagd, wodurch Großbritannien auf dem internationalen Index der Pressefreiheit auf Nummer 28 abgesackt sei.
Nach den Verhaftungen von fünf Journalisten der britischen Boulevardzeitung The Sun wegen des Verdachts auf Beamtenbestechung wehrt sich das Blatt. "Die Journalisten der Sun werden wie Mitglieder einer Verbrecherorganisation behandelt", schrieb der stellvertretende Chefredakteur Trevor Kavanagh gestern. "Sie wurden Opfer der größten Polizeioperation in der britischen Kriminalgeschichte, größer sogar als die Aktion nach der Bombe in der PanAm-Maschine über Lockerbie. In anderen Zeiten würde das zu einem Aufschrei im Parlament und unter Bürgerrechtsorganisationen führen."
Interessanterweise seien keine solch ausführlichen Untersuchungen der Banken geplant, die die Nation an den Rand des Bankrotts geführt haben, schrieb Kavanagh. Die Sun-Mitarbeiter haben wie Journalisten in allen Zeitungen gehandelt, meint er. Manchmal müsse man für Geschichten eben Geld zahlen, das sei Standard nicht nur in Großbritannien, sondern auch im Ausland.
"Die Hexenjagd hat uns in Sachen Pressefreiheit hinter die Exsowjetstaaten zurückfallen lassen", sagt Kavanagh. Großbritannien sei auf dem internationalen Index der Pressefreiheit um neun Plätze auf Nummer 28 abgesackt – hinter die Exostblockstaaten Polen, Estland und Slowakei. Auch der Daily Telegraph und die Daily Mail monieren, dass die Polizei überreagiert habe.
Lediglich der Guardian schreibt in seinem Leitartikel, dass es keine Anzeichen für eine Hexenjagd gebe: "Die Verhaftungen basierten auf Informationen, die Murdochs Unternehmen selbst herausgerückt hat. Erst vorigen Monat hat man zugegeben, gelogen, die Polizeiarbeit behindert, Telefone angezapft und Beweismittel zerstört zu haben. Es ist rechtlich und moralisch notwendig, der Sache auf den Grund zu gehen. Am Ende sollte eine bessere Presse daraus entstehen."
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