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Archiv-Artikel

Beste Bank ist nur befriedigend

ANLEGERSCHUTZ Banken verzichten auf gute Kundenberatung und verstoßen dadurch flächendeckend gegen das Wertpapierhandelsgesetz. „Finanztest“ fordert mehr Kontrollen

Rentenversicherungen und Bausparverträge sind sicher, aber unflexibel

VON JÖRG ZEIPELT

Banken beraten schlecht. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten von Finanztest, die Testkunden zu insgesamt 146 Beratungsgesprächen in 21 verschiedene Filialen schickten. Am Ende bekam keine der getesteten Banken die Prädikate „sehr gut“ oder „gut“. „Einen Testsieger gibt es nicht“, sagte Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen. Die meisten Berater hätten gegen das seit Anfang 2010 geltende Wertpapierhandelsgesetz verstoßen.

Nachdem Banken auch privaten Anlegern immer wieder hochriskante Anlagen empfahlen, soll das Gesetz für mehr Schutz sorgen. Berater müssen deshalb jedes Anlagegespräch protokollieren. Schon im Mai hatte eine Studie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht diesen Protokollen Mängel bescheinigt – Finanztest bestätigt die Ergebnisse.

Der Test: Ein 40- bis 45-jähriger Kunde möchte 35.000 Euro für zehn Jahre anlegen – mit der Möglichkeit, zur Not darauf zugreifen zu können. Das Risiko soll nur so hoch sein, dass mindestens der Anlagebetrag erhalten bleibt.

Nicht einmal die Hälfte der Berater erstellte ein Protokoll. Ein Drittel wollte zudem nichts über Einkommen, Vermögen oder Ausbildung ihrer Kunden wissen. Nicht nur, dass diese Informationen wichtig für eine optimale Beratung sind, die Fragen sind gesetzlich vorgeschrieben.

Die Beratung selbst fiel unterschiedlich gut aus: Optimal sind Finanztest zufolge gemischte Anlagen. Ein Berater der Mittelbrandenburgischen Sparkasse erhielt etwa ein „sehr gut“ für seinen Rat, zwei Drittel des Geldes als Tagesgeld anzulegen und den Rest auf riskantere Anlagen zu verteilen. „Doch einige Banken empfahlen den Kunden auch Rentenversicherungen und Bausparverträge“, so Stephanie Pallasch von der Stiftung Warentest. Diese seien zwar sicher, aber zu unflexibel. Dass Bausparverträge durch Provisionen sofort Geld bringen, sei allenfalls Nebensache: „Die untersuchten Banken bieten alle nötigen Finanzprodukte selbst an. Gewinn machen sie also in jedem Fall.“

Finanztest-Chef Tenhagen meint deshalb: „Die Beratung hat aus Sicht der Banken keine Priorität.“ Ein Gesprächsprotokoll zu schreiben, dauere eine halbe Stunde, die Mitarbeitern fehle, um Verträge zu unterzeichnen. Nötig sei deshalb mehr Kontrolle. Tenhagen zufolge gibt es bislang nur einen Trost: „Künftig werden Gerichte wegen schlechter Anlageberatung wohl eher zugunsten der Kunden entscheiden, wenn die Bank kein Protokoll vorlegen kann.“