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Besondere Liebschaften

■ „Westler“ und Kurzfilme von Wieland Speck im 3001

Das Liebespaar Felix und Thomas trennt ein politisches Problem: die Mauer. Vor zehn Jahren sah die deutsche Wirklichkeit eben noch ganz anders aus, und wie ein exotisches Land mutet heute die geteilte Stadt Berlin in Wieland Specks 1985 entstandenem Liebesfilm Westler aus.

Ganz unspektakulär und einfach erzählt Speck von der ersten zufälligen Begegnung des Westlers Felix (Sigurd Rachmann) mit dem jungen Ostler Thomas (Rainer Strecker), erzählt von der zwischen den Welten wachsenden Beziehung, den entwürdigenden Kontrollen am Grenzübergang, von unausweichlichen, schmerzhaften Abschieden. Im Osten zum Teil mit versteckter Kamera gedreht, ist Westler heute nicht mehr allein eine äußerst angenehme Liebesgeschichte zum Wiedersehen, sondern auch ein Dokument aus einer inzwischen abgewickelten Gesellschaftsform.

Wieland Speck, Weggefährte des kürzlich verstorbenen Cinemaniacs und Verleihers Manfred Salzgeber, blieb in den vergangenen Jahren neben seiner Arbeit bei der Berlinale und seiner Lehrtätigkeit an der FU, weiter seinem Filmemacherhandwerk treu. Das Programm Unter Männern präsentiert fünf Kurzfilme, die zwischen 1980 und 1991 entstanden. Die sehr persönlichen, aus dem schwulen Leben gegriffenen filmischen Erzählungen dokumentieren eine Epoche, in der der Killer Aids zu töten begann. 1991 drehte Speck Zimmer 303, eine kurze Geschichte über das Sterben und die Erinnerungen, in denen der Sterbende für die Überlebenden weiterlebt. ano

3001-Kino, Freitag, 20.30 Uhr: „Unter Männern“, 22.30 Uhr, „Westler“, in Anwesenheit von Wieland Speck

„Westler“ ab 19. 10. im Spätprogramm, 3001-Kino

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