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Berufsverbot für katholische Theologin

Der Vatikan verweigert zum wiederholten Mal Lehrerlaubnis / Theologieprofessorin Teresa Berger für Rom offenbar nicht katholisch genug / Ein Nein der Kirchenoberen mit Methode  ■ Von Walter Jakobs

Bochum (taz) – Der Dekan der katholisch-theologischen Fakultät an der Universität Münster, Professor Klemens Richter, redet Klartext: „Ich kann die Entscheidung aus Rom nur als lebenslängliches Berufsverbot für Frau Teresa Berger werten.“

Richter ist „entsetzt“ darüber, daß die Berufung der 38jährigen Theologin Berger auf einen katholischen Lehrstuhl – diesmal in Bochum – erneut vom Vatikan blockiert wird. Weil die Studienkongregation in Rom der Professorin die nach dem Konkordat erforderliche Zustimmung „nihil obstat“ („Es steht nichts dagegen“) verweigert, kann die von der katholischen Fakultät an der Bochumer Ruhruniversität auf Platz eins gesetzte Hochschullehrerin durch die Düsseldorfer Wissenschaftsministerin Anke Brunn (SPD) nicht berufen werden.

Das Nein aus Rom hat Methode. Schon 1992 scheiterte die Berufung von Frau Berger auf den liturgiewissenschaftlichen Lehrstuhl an der Hochschule in Fribourg (Schweiz) am Einspruch aus Rom. Den Kirchenoberen erschienen „einige theologische Ansichten“ der Professorin als nicht vereinbar „mit der Mission eines katholischen Theologieprofessors“. Einzelheiten erfuhr Frau Berger zunächst nicht. Von verschieden Seiten bekam sie statt dessen zu hören, daß auch drei deutsche Bischöfe gegen ihre Berufung interveniert hätten. Nach zahllosen Beschwerden erhielt Frau Berger fast ein Jahr später Einblick in das geheime Gutachten aus Rom. Ihr Urteil: „ein theologisches Fliegengewicht“.

Auch der Großkanzler der Fribourger Hochschule wies die aus Rom vorgebrachten Bedenken im Detail als völlig unhaltbar zurück und verlangte die sofortige Erteilung des „nihil obstat“. Doch vergeblich. Aus Rom kam statt dessen in Windeseile die Lehrerlaubnis für den Zweitplazierten auf der Berufungsliste der Universität Fribourg.

Gegenüber der abgelehnten Professorin hüllt sich die römische Studienkongregation seither in Schweigen.

Die wahren Gründe der Ausgrenzung bleiben im dunkeln. Nur eins ist sicher: Die wissenschaftliche Qualifikation der Kandidatin steht außer Frage. Der erste Platz auf den Berufungslisten von fünf Hochschulen zeugt von der außergewöhnlichen Reputation, die die Theologin in Fachkreisen genießt. „Für uns war sie die Qualifizierteste“, sagt der zuständige katholische Dekan in Bochum, Professor Kobusch. Das Votum sei in der Fakultät „sehr klar für Frau Berger“ ausgefallen. Im liturgiewissenschaftlichen Bereich könne die Kandidatin auf „sehr respektable“ Veröffentlichungen verweisen, insbesondere in bezug „auf die Frauenfrage“. Als „überaus qualifiziert“ wertet Kobusch die Professorin auch „im Hinblick auf die Ökumene“. Tatsächlich gibt es nur wenige Theologen, die wie Frau Berger gleichermaßen eine Promotion in evangelischer wie katholischer Theologie vorweisen können. Für den Vatikan und die Hardliner in der deutschen Bischofsriege scheint genau diese, über den katholischen Tellerand hinausweisende Offenheit und der ausgeprägte Sinn für frauenspezifische Probleme in der katholischen Theologie der Stein des Anstoßes zu sein. „Man fürchtet offenbar den Einfluß dieser intelligenten Frau“, vermutet ein bekannter katholischer Hochschullehrer.

Der für die Bochumer katholische Fakultät zuständige Essener Bischof Hubert Luthe teilt die Bedenken („mangelnde Kirchlichkeit“) aus Rom nicht. Aus dem Generalvikariat des Essener Bistums verlautete, daß Luthe in diesem Fall nur als „der Überbringer schlechter Nachrichten“ fungiert habe. Über die katholische Nachrichtenagentur ließ Luthe verbreiten, daß der Fall aber noch nicht entschieden sei. Daran glaubt der Münsteraner Professor Richter, bei ihm hat Frau Berger habilitiert, nicht mehr.

Für Richter steht fest, daß die Bochumer Berufung nach dem Schweizer Muster endgültig abgeblockt wird. Rom werde weiterhin bei seinem Kurs bleiben und sich, „gegen den Sachverstand vieler Professoren und auch Bischöfe“, gegen Frau Berger entscheiden.

Die Professorin selbst hat Anfang der Woche ihre Sachen zusammengepackt und ist nach Durham (USA) geflogen, um an der dortigen Duke University ihre ökumenische Lehrtätigkeit als „Associate Professor“ fortzusetzen.

„Das heißt aber nicht“, so sagte sie kurz vor dem Abflug der taz, „daß ich hier irgendetwas aufgebe.“ Sie will sich weiter nach Kräften gegen die vom Vatikan verfügte Verbannung wehren.

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