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Bert Schulz lässt sich von den jüngsten Umfragen was erzählenIrgendwas bleibt immer hängen

Zählen zahlt sich meist aus im politischen Geschäft. Das gilt für die Politik, für viele Medien und erst recht für Unternehmen, die ihr Geld damit verdienen, Daten zu erheben. Denn Zahlen vermitteln einem das Gefühl, ganz genau Bescheid zu wissen. Was die Arbeitslosenzahl angeht etwa oder die Menge der Bartträger.

Auch wenn diese Zahlen eigentlich nie ganz stimmen: Politiker wie Medien lieben Umfragen. Viele beauftragen selbst Meinungsforschungsinstitute, die dann Ergebnisse liefern sollen, die in den Kram passen. Oft funktioniert das ziemlich gut. Am Dienstag vermeldete der Tagesspiegel unter Berufung auf die Umfragefirma Civey (mit der die Zeitung kooperiert), dass die SPD in Berlin unter Partei- und Regierungschef Michael Müller nur noch viertstärkste Partei wäre, wenn am kommenden Sonntag gewählt würde. Die einst stolzen Sozialdemokraten in der Stadt Willy Brandts hinter CDU, Linkspartei und sogar den Grünen – das wäre ein weiterer Tiefschlag für die SPD und ganz nach dem Geschmack des stets Müller-kritischen Tagesspiegels.

Vier Parteien bei 20 Prozent

Schaut man genauer hin und vergleicht sie mit Daten der letzten Monate, sagen die Civey-Zahlen vor allem eines: In Berlin liegen vier Parteien nahezu konstant bei 17 bis 20 Prozent. Die tendenziell stärkste von ihnen ist die CDU (laut Umfrage 20,3 Prozent). Danach kloppen sich die rot-rot-grünen Koalitionäre um die Plätze, wobei sich die Linke (18,3 Prozent) eher ein bisschen im Aufwind fühlt und die SPD (17,1) eher in die andere Richtung tendiert. Die Grünen liegen dazwischen mit 17,5 Prozent.

Jeder weiß: Umfragen sind nie ganz genau, plus/minus 2 Prozentpunkte sind laut Wissenschaftlern immer drin. Das heißt für die jüngsten Ergebnisse: Die Reihenfolge könnte auch (fast) ganz anders aussehen.

Aber all das berührt nicht die Weisheit, dass sich Zählen eigentlich immer auszahlt. Denn die Nachricht lässt sich von allen, die das wollen, klar formulieren. Und – auch das gilt in der Politik: Irgendwas bleibt immer hängen, selbst wenn sich Müller und die SPD gegen den vierten Platz wehren. Etwa mit der obigen Argumentation oder dem Hinweis, es handle sich um a) eine Momentaufnahme oder b) den Bundestrend, dem man nicht entkommen könne.

Übrigens: Laut der Umfrage rutscht die AfD ab auf 11,8 Prozent. Bei der Wahl 2016 hatte sie 14,2 Prozent geholt. Und: Darf man dieser Zahl glauben?

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