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Berlins Finanzsenator auf dem Weg nach FrankfurtSarrazin liebäugelt mit neuem Job

Berlin und Brandenburg dürfen 2009 einen Kandidaten in den Bundesbank-Vorstand schicken. Berlins Finanzsenator Sarrazin steht konkurrenzlos da.

Liest er Börsenkurse oder Stellenannoncen? Finanzsenator Thilo Sarrazin ganz aufmerksam bei einer Debatte im Abgeordnetenhaus Bild: AP

Thilo Sarrazin weiß, wie man Gerüchte nährt, ohne sie zu bestätigen. Seit Monaten kursieren Vermutungen, den Finanzsenator ziehe es zum Karriereende auf einen Vorstandsposten der Bundesbank. Am Donnerstag überraschte die Berliner Zeitung mit der Meldung, Sarrazins Jobwechsel zum 1. Mai 2009 sei nun auch von der CDU-SPD-Koalition im Bund abgenickt und damit so gut wie sicher. Der SPD-Politiker wollte das am Donnerstag nicht gegenüber der taz bestätigen. Stattdessen gab er die sibyllinische Antwort: "Richtig ist, dass ich ja offensichtlich nicht ganz ohne Berufserfahrung bin."

Bereits im Frühling 2007 kursierten Gerüchte, der 62-Jährige wolle seine Karriere nicht als Sanierer des Berliner Landeshaushalts beenden, sondern als Vorstandsmitglied der Bundesbank. Damals wie heute ließ der Taktiker die Öffentlichkeit über seine Pläne im Ungewissen.

Sarrazin beschränkt sich heute wie damals darauf, Fakten sprechen zu lassen: Zum 1. Mai würden zwei Vorstandsposten in Frankfurt frei, sagte der Senator. Davon würde einer eingespart, der andere werde im Wechsel von Bund und Ländern besetzt. Diesmal seien die Länder Berlin und Brandenburg gemeinsam am Zug, einen Kandidaten vorzuschlagen. "Das ist Fakt."

Fakt ist ebenso, dass Sarrazin sich in seinen sechs Jahren als Chefsanierer der Hauptstadt unter Landespolitikern hohes Ansehen erarbeitet hat. Ein ebenbürtiger Konkurrent im Rennen um den Bankerposten ist derzeit in beiden Bundesländern weit und breit nicht zu sehen. Obendrein schuldet der Regierende Bürgermeister seinem knorrigen Haushälter eine Menge. Ohne den Ex-Bahn-Vorstand und Chef der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft hätte Klaus Wowereits Senat kaum die Aufgabe geschultert, dank harten Sparens 2007 zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg keine neuen Schulden aufzunehmen.

Stolz ist der gelernte Volkswirt Sarrazin darauf, die Mentalität unter Berliner Politikern und Bürgern verändert zu haben. Heute weiß dank Sarrazins vielfach entnervender Oberlehrerattitüde fast jeder Entscheidungsträger, dass er nicht mehr ausgeben darf, als er einnimmt.

In jüngster Zeit hat Sarrazin immer stärker gezeigt, dass er in der Bundespolitik mitmischen will. Mitte 2007 schlug der Senator vor, die Steuergesetzgebung solle nahezu ausschließlich beim Bund liegen. Der Bund wäre im Gegenzug durch eine Grundgesetzänderung verpflichtet, den Ländern nach einem bestimmten Schlüssel Geld zuzuweisen. Unterm Strich bekäme laut Sarrazin jedes Land fast genauso viel Geld wie vorher - wäre aber die teure und uneinheitliche Finanzbürokratie los. Die Ministerpräsidenten schmetterten die Forderung ab. Doch Sarrazin wäre nicht Sarrazin, ließe er sich davon beeindrucken. Sein Vorschlag, sagte der Finanzsenator, stehe noch immer. MATTHIAS LOHRE

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