Berlinmusik: Euro-Folk und Afrika-Beats
Holla, einen schönen Februarausklang bescheren uns Joanna Gemma Auguri und Daniel Haaksman mit ihren neuen Alben. Während Haaksman als Importeur des brasilianischen Baile-Funk-Sounds schon szenebekannt ist, blieb der Sad-Folk-Songwriterin Auguri die große Aufmerksamkeit bislang noch verwehrt.
Weil sich das ändern sollte, beginnen wir mit ihr. Auguris neue EP „Green Water“ wartet mit so dunklen wie schillernden Stücken auf, die Songs bestehen fast nur aus Akkordeon, Stimme und sanft klopfenden Beats. Zu hören sind fünf spartanische Kompositionen, bei denen das Akkordeon mitunter wie eine Orgel, das Pochen der Electronica wie ein langsamer werdender Herzschlag und die Stimme wie eine zum Zerreißen gespannte Violinensaite klingen. Auguri, die mit ihrer Band The Cold Hand bereits ein Album und eine EP veröffentlicht hatte, kuratiert im Roten Salon auch regelmäßig den „The Saddest Music Of The World Contest“. Melancholie ist auch der Impetus ihrer eigenen Songs. Das erinnert mal an PJ Harvey, mal an die Solosachen der Portishead-Sängerin Beth Gibbons – und auch an osteuropäischen Folk. Durchgängig toll.
Vom europäischen Blues zu aktuellen afrikanischen Klängen: Für seine neueste CD „African Fabrics“ hat Daniel Haaksman etwa mit der ugandischen Sängerin Tshila, mit der mosambikanischen Rapperin Dama Do Bling und mit der portugiesisch-angolanischen Band Throes + The Shrine kooperiert. Haaksman zeigt, wie Rhythms, Rhymes und Beats aus Afrika heute klingen und wie sehr wir uns endlich vom Weltmusik-Etikett lösen sollten. Mit dem Kongo-Folk-Track „Sembène“, der fantastischen Kollaboration mit Bulldozer („Sabado“) und mit dem repetitiven, beatlastigen „Rename The Streets“, das gut ein Dancefloor-Kracher sein könnte, finden sich echte Hits auf dem 11-Track-Album. Letztgenannter Song formuliert übrigens die Forderung, Straßen umzubenennen, deren Name finsteren Gestalten aus der europäischen Kolonialzeit entlehnt ist. Haaksman zeigt, wie der angolanische 80er Sound Kudoro heute klingt oder bringt uns aktuelle elektronische Stile wie den Tarraxo näher – mit seinen nervös-frickligen Klängen ein ziemlicher Kontrast zur EP von Auguri. Aber genauso gut.
JENS UTHOFF
Daniel Haaksman: „African Fabrics“ (Man Recordings/Fine-tunes); Releaseparty im Acud, 25. 2., 21 Uhr
Joanna Gemma Auguri: „Green Water“, EP (Baboushka Records); Releaseparty im Grünen Salon, 25. 2., 21 Uhr
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