■ Berliner und die Ratten: Haben Sie Angst vor einer Rattenplage in Berlin?
BERLINER UND DIER A T T E N Haben Sie Angst vor einer Rattenplage in Berlin?
Jutta Bayer, 41 Jahre, Lehrerin
Neulich saßen Ratten bei uns im Keller, das war vielleicht eklig! Zuerst haben wir die undichte Stelle nicht gefunden, dann schließlich mit Zement zugegossen. Die Ratten haben sich trotzdem da durchgebissen. Viele sind erst in die Falle gegangen, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Auch die kleinen süßen Rattenkinder sind hineingegangen, der Kopf war ab. Die alten Ratten waren für die Falle zu schlau. Wir haben das Schlupfloch dann ein zweites Mal zuzementiert, damit sie da drinnen verhungern. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, einen Kammerjäger zu verständigen. Aber der kostet enorm viel Geld. Eigentlich habe ich nichts gegen Ratten. Nur wenn ich morgens in unseren Keller gegangen bin, da waren sie mir eklig. Wir wohnen außerdem in der Nähe des Landwehr-Kanals.
Wenn ich eine Ratte sehe, oder gar mehrere, habe ich schon Angst. Ich wohne in Steglitz. Einmal, das mag vor 15 Jahren gewesen sein, lag eine tote Ratte bei uns unterm Balkon. Wir haben daraufhin das Gesundheitsamt verständigt. Die haben dann 'was ausgestreut, ob da wirklich ein Rattennest war, weiß ich nicht. Ich halte es für total übertrieben, daß Berlin mehr Ratten als Einwohner haben soll, wie es vor einigen Wochen die Boulevardpresse behauptet hat. Nachher haben die Stadtreinigung und die Wasserwerke wohl berichtigt, daß es immerhin 100.000 Ratten geben soll. Meine Frau allerdings hat Angst vor allem, was irgendwie krabbelt und kriecht.
Angst vor Ratten? Wir haben ja nur 33 Millionen in Berlin. Durch die ganzen Müllabfälle könnte es schon zu einer richtigen Rattenplage in Berlin kommen. Vor zehn Jahren hätten Sie mal auf dem Alexanderplatz spazieren gehen sollen, frühmorgens um Vier, da wären sie Ihnen über die Füße gerannt. Auf den Stufen, vor dem Bahnhofseingang, da haben sie gesessen und sich gezeigt, uns angeguckt — zu hunderten.
(Er:) Totgetreten habe ich aber noch keine, ich bin tierlieb. Am besten, man schafft sich 'nen anständigen Terrier an, das ist ja ein guter Rattenfänger.
(Sie:) Gott sei Dank wohnen wir jetzt draußen in Weißensee, das gibt da draußen keine Ratten mehr. Wenn mir doch einmal eine im Keller begegnen würde, müßte ich schon vor Schreck schreien.
Hier im Park trauen sich die Ratten frühmorgens aus ihren Löchern. Ich habe schon öfter welche gesehen, wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe. Nach dem chinesischen Horoskop bin ich selber eine, darum verbindet mich vielleicht eine Art Seelenverwandtschaft mit denen. Vor zehn Jahren besaß ich selber eine Hausratte, die Joe hieß. Vielleicht war Joe eigenwilliger als mein Hund, aber intelligent auf alle Fälle. Ich komme aus einer dörflichen Gegend in Bayern. Da gibt es Bisamratten, riesige Viecher ohne Schwanz. Dagegen sind Ratten nichts. Umfrage: Mirjam Schaub,
Fotos: Norbert Michalke/Octopus
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen