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Berliner Wirtschaftssenator Wolf"Knut bleibt erst mal ein Eisbär"

Über den ersten Geburtstag des berühmten Eisbären freut sich auch der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf. Für ihn ist der Bär mehr als ein Standortfaktor.

Der große Reibach: Die Steiff-Knuts sind so beliebt, dass sie derzeit vergriffen sind. Bild: DPA

taz: Herr Wolf, wie oft waren Sie zuletzt bei Knut?

Wirtschaftsfaktor Knut

Zum 1. Geburtstag des Eisbären am Mittwoch ist Berlin wieder im Knutwahn: Die Lokalzeitungen überschlagen sich mit mehrseitigen Berichten, der Zoo feiert eine Party. Kein Wunder: An dem Bären verdient er prächtig, für alle Knut-Produkte kassiert der Zoo Patentgebühren. Auch der Wirtschaftssenator freut sich über den Werbeträger und Touristenmagneten.

Harald Wolf: Ich informiere mich regelmäßig über die Medien über Wohl und Weh des Hauptstadtbären. Meine Büroleiterin Julia Witt versteht sich als Bärenbeauftragte unserer Leitung, und damit ist stets Informationsmaterial präsent.

Ist Knut denn weniger wert als ein Investor?

Keineswegs. Alle, die positiv und charmant für die Stadt werben und Berlin bekannter machen, vom Kreuzberger Cafébetreiber bis zur Chefin von einem Großunternehmen, sind ja wichtige Botschafter für die Stadt. Knut ist einer von ihnen.

Ist Knuts Geburtstag für Berlin ein Grund zum Feiern?

Die Berlinerinnen und Berliner lassen nie einen Grund zum Feiern aus. Und dass der Kleine ein Jahr wird und dank der fürsorglichen Pflege des Zooteams ein Großer geworden ist, ist allemal ein Grund zum Feiern.

Hätten Sie vorhergesehen, dass der Eisbär zur großen Erfolgsgeschichte für Berlin wird?

Das Schöne an Natur und Tierwelt ist doch, dass so etwas nicht planbar ist. Als Knut geboren wurde, war nicht absehbar, dass er mal so ein sympathischer Kerl werden würde und so viele Menschen in seinen Bann zieht.

Kann man den Erfolg von Knut in Zahlen fassen?

Von den 1.200.000 zusätzlichen Zoogästen kommen etwa die Hälfte als Touristinnen und Touristen nach Berlin. Davon gibt jeder Tagesgast im Durchschnitt 34 Euro und jeder Übernachtungsgast 195 Euro aus. Das sind konkrete Zahlen, von denen viele Anbieter profitieren. Natürlich hat auch der Zoo einen unvergleichlichen Einnahmezuwachs, die Filme und Bücher über den Bären verkaufen sich ebenfalls sehr gut.

Knut ist weltweit vermutlich bekannter als Klaus Wowereit oder das Brandenburger Tor?

Die Berliner Bären als Markenzeichen der Stadt sind schon immer bekannter als die jeweiligen Bürgermeister. Sie eignen sich besser als Stofftier, als Projektion für Wünsche und als Porzellanfigur. Das ist weder für den Regierenden noch für das Brandenburger Tor ein Problem.

Wäre Knut ein Mensch, hätte ihn der Regierende dann ins Berlin-Board berufen?

Dazu wäre er zu jung, und vermutlich würde es ihm dort auch nicht gefallen.

Also bleibt Knut bloß ein Standortfaktor?

Vor allem bleibt er erst mal ein Eisbär. Dass er danach noch andere Funktionen für Kinder, den Zoo, Berlin und die Klimaschutzpolitik erfüllt, wird uns alle weiter beschäftigen. Das ist so üblich bei Projektionsträgern aller Art.

Soll das Marketing künftig auf Knut abgestimmt werden?

Wenn Berlin jetzt und künftig wirbt, werden gewiss alle Stärken und positiven Standortfaktoren eingebunden. Da gibt es mehr als nur den Bären.

Bald könnten weitere Eisbären geboren werden. Wird jetzt alles gut mit der Wirtschaft?

Neue kleine Bärenkinder bedeuten Erfolg für die Berliner Tierpfleger, aber auch mehr Arbeit und Aufwand. Die Zoopfleger machen ihren Job und ich den meinen. So werde ich mich auch weiterhin dafür engagieren, die Berliner Wirtschaft mit dem Ziel voranzubringen, dass vor allem in den Zukunftsfeldern mehr Arbeitsplätze entstehen. Da ist noch nicht alles erreicht, was ich mir wünsche, aber es ist schon besser als zuvor!

Wie viele Knuts bräuchte Berlin, um die Wirtschaftskraft von Hamburg zu überholen?

Um wirtschaftlich voranzukommen, braucht Berlin vor allem kluge und motivierte Menschen, die hier ihre Chancen sehen, die Potenziale unserer Stadt nutzen und sich ideenreich einbringen.

Was schenken Sie Ihrer Frau zu Weihnachten?

Keinen Knut!

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