Berliner Verkehrsbetriebe: Gute Nachrichten aus dem Untergrund
Die BVG vermeldet positive Entwicklungen beim U-Bahn-Betrieb. Und im kommenden Jahr sollen Hunderte neue Fahrzeuge die Bahn- und Busflotten ergänzen.
taz | Gute Nachrichten von den Berliner Verkehrsbetrieben gab es zuletzt selten zu vermelden – stattdessen glänzte die BVG mit Negativrekorden bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ihrer Busse und Bahnen. Ein Jahr nachdem er für die Jahre 2025 bis 2027 die selbstkritische Devise „Stabilität vor Wachstum“ ausgegeben hat, verkündet der Vorstand des landeseigenen Unternehmens nun eine gelungene Trendwende. Oder, mit den Worten von Vorstandschef Henrik Falk: „Der Kurs stimmt.“
Aus dem von Falk und seiner fürs Personal zuständigen Kollegin Jenny Zeller-Grothe vorgestellten „Stabilitätsupdate“ geht hervor, dass U-Bahnen, Trams und Busse dank einer „klaren Fokussierung auf die betriebliche Qualität“ schon „merklich zuverlässiger“ unterwegs sind. Habe die U-Bahn im 3. Quartal 2024 nur eine Zuverlässigkeit von 91,7 Prozent erreicht, seien es im laufenden 4. Quartal 2025 schon 96,9 Prozent.
„Zuverlässigkeit“ bezieht sich darauf, ob Bahnen, die der Fahrplan ausweist, tatsächlich fahren oder schlicht ausfallen – was nicht nur für längere Wartezeiten, sondern auch für Gedränge in den verbleibenden Zügen sorgt. Eine Marke von 91,7 Prozent war laut Henrik Falk „gelinde gesagt überhaupt nicht gut“ – zumal bei einem Verkehrsmittel, das von äußeren verkehrlichen Einflüssen weitgehend unabhängig ist. „Da mussten wir uns an die eigene Nase fassen.“
So ganz loslassen kann die BVG ihre Nase auch noch nicht. Denn auch wenn sich die aktuellen Werte im Vergleich sehen lassen können – im Durchschnitt der letzten 12 Monate kommt die U-Bahn erst auf 94,7 Prozent. Und eigentlich, stellen Falk und Zeller-Grothe klar, strebt man 99 Prozent an. Tram und Bus sind da mit 97,7 beziehungsweise 98,9 Prozent über die letzten 12 Monate schon deutlich besser aufgestellt. Wobei eine hohe Zuverlässigkeit noch nicht viel über die Pünktlichkeit aussagt.
Dem BVG-Vorstand ist wichtig zu signalisieren, dass er an allen verfügbaren Schrauben dreht, um die Beförderung für die Fahrgäste wieder verlässlich und angenehm zu machen. Dieser Prozess macht vor dem Management nicht Halt: In 9 von 22 internen Geschäftsbereichen hat der Vorstand die Leitung ausgetauscht oder ist gerade dabei. „Wir mussten auch personelle und strukturelle Änderungen vornehmen“, wie Falk es diplomatisch ausdrückt. Denn: „Geld war da, aber wir haben es nicht im ausreichenden Maße umgesetzt bekommen.“
Gewachsen wird später
Ab 2028 soll auch wieder über das Vorkrisenniveau hinaus gewachsen werden. Schon bis Ende kommenden Jahres will das Unternehmen auch 236 neue Stadler-U-Bahn-Wagen auf den Großprofillinien 5 bis 9 sowie 20 Lang-Trams des Modells Urbanliner und 120 elektrische Gelenkbusse einflotten. Ob das tatsächlich so schnell klappt, hält man sich mit einem „bis zu“ vor den jeweiligen Zahlen ein wenig offen. Ein eindeutiges Versprechen ist dagegen, dass die gebeutelte U 2 ab Januar wieder „stabil im 4-Minuten-Takt“ fährt.
Im Januar stehen auch schon wieder Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi an – nach der Entgeltrunde in diesem Jahr geht es dann wieder um die Arbeitsbedingungen im Manteltarifvertrag. Die BVG sei hier grundsätzlich nah bei Verdi, so Jenny Zeller-Grothe, angestrebt werde eine größtmögliche „Arbeitszeitsouveränität“ für die Mitarbeitenden. Dabei gehe es zwar „nicht pauschal um eine 4-Tage-Woche für alle“. Aber: „Wir wollen eine flexible und individuelle Arbeitszeitgestaltung. Da sind wir heute noch nicht.“
Von der Rekrutierungsfront gibt es auch nur Gutes zu berichten: Bis Ende September habe die BVG im laufenden Jahr schon 1.220 neue Mitarbeitende gewonnen, verkündet der Vorstand. Davon seien allein 1.000 im operativen Betrieb eingestellt. Und: „Die Zahl der neu eingestellten Fahrer*innen liegt um 8 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.“
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